Es ist ein Phänomen, das die Gemeinden am See diesseits und jenseits der deutsch-schweizerischen Grenze umtreibt: Seit das Wetter schöner wird, steigen auch die Müllberge. Denn wegen der Pandemie sind nach wie vor Mitnahmeangebote von Speisen und Getränken sehr gefragt. Die Stadt Konstanz hat deshalb Anfang Juni auf der Marktstätte, im Stadtgarten und vor dem Konzil 18 zusätzliche Mülleimer und -container aufgestellt.

Bild 1: Müllproblem im Seeburgpark: „Es spielt keine Rolle, welche Nationalität die Feiernden haben“, sagt Thomas Beringer, Sicherheitschef in der Kreuzlinger Stadtregierung
Bild: Eva Marie Stegmann

Im benachbarten Seeburgpark in Kreuzlingen ist aktuell der Andrang an den Wochenenden besonders groß: Denn während sich in Deutschland derzeit nur zehn Personen aus drei Haushalten treffen dürfen, sind in der Schweiz Gruppen mit bis zu 50 Personen erlaubt. Das führt dazu, dass Konstanzer für Treffen mit Freunden auf den nahen Park in der Nachbarstadt ausweichen. Jugendliche feierten und grillten dort an den vergangenen Wochenenden bis tief in die Nacht. Dabei blieb auch viel Müll liegen. In den sozialen Medien ärgerte das so manchen Kreuzlinger. Nur ein Beispiel ist die Nutzerin, die ein Schweizverbot vorschlug.

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Kreuzlinger Stadtrat: „Gemeinsam mit Freunden zu feiern, ist natürlich“

„Das Problem nahm mit den Abiturfeiern zu“, sagt der Kreuzlinger Stadtrat Thomas Beringer von der Evangelischen Volkspartei (EVP) auf SÜDKURIER-Anfrage. Er ist in der Stadtregierung zuständig für das Thema Sicherheit. Der Seeburgpark sei ein attraktives Naherholungsgebiet, das viele Leute anziehe. Generell gebe es im Stadtgebiet mehr Abfall während der Pandemie, das sei „eine natürliche Folge“ davon. Deshalb leere Kreuzlingen die Müllbehälter nun öfters.

Dass im Seeburgpark auch – und nachts teilweise überwiegend – deutsche Jugendliche sind, bestätigt er: „Ja, es waren vorwiegend Abiturienten aus Konstanz, die im Seeburgpark ihre Abipartys feierten. Mittlerweile wird auch noch über die sozialen Medien zu Partys im Seeburgpark aufgerufen.“ Aber, betont er: „Im Endeffekt spielt es keine Rolle, welcher Nationalität die Feierenden angehören, sondern ob sie sich an die geltenden Regeln und Verhaltensweisen halten.“ Die Freude, gemeinsam mit Freunden zu feiern, sei völlig natürlich.

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SVP-Politikerin: „Statt dass es besser wird, wird es immer mehr und aggressiver.“

Adrian Knecht sitzt für die Sozialdemokratischen Partei (SP) im Kreuzlinger Gemeinderat. Er verweist darauf, dass man den jungen Leuten viel weggenommen habe und es das Minimum sei, ihnen Raum zum Feiern zu geben. Aber der Müll müsse vermieden werden. Wie? „Wir setzen auf Gespräch und Deeskalation“, so Thomas Beringer.

Judith Ricklin, für die SVP Kantonsrätin und Mitglied des Kreuzlinger Gemeinderats.
Judith Ricklin, für die SVP Kantonsrätin und Mitglied des Kreuzlinger Gemeinderats. | Bild: Zvg

Allein die Thurgauer Kantonsrätin Judith Ricklin von der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) wählte gegenüber SÜDKURIER schärfere Formulierungen: „Das Problem besteht nun schon länger und man hat viel geredet und Abfallsäcke verteilt. Statt dass es besser wird, wird es immer mehr und aggressiver.“ Die Exekutive sei hier gefordert und müsse härter eingreifen, sagt Ricklin. Dass es sich nur um ein paar Jugendliche handele, die feiern wollten, sei eine Verharmlosung. Stimmt das?

Die Sicherheitsfirma City Watch Security ist an den Wochenenden in Kreuzlingen auf Streife, verteilt Müllsäcke und tauscht sich eng mit Kantonspolizei und Grenzwache aus. Michael Maier, Kopf der Sicherheitsfirma City Watch Security, zog am vergangenen Wochenende gegenüber dem SÜDKURIER ein positives Fazit: „Die Strategie geht auf.“