Da sind die Betroffenen auf die Barrikaden gegangen. Die Buslinie 1 sollte auf den Winterfahrplan der Fähre abgestimmt werden und zum Fahrplanwechsel der Schiffsverbindung zwischen Konstanz und Meersburg nur noch im 20-Minuten-Takt fahren. Die Linie 11, die zwischen Staad, Universität und der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) fährt, sollte sogar teilweise eingestellt werden.

Auch Stadträte ärgern sich, dass nicht vorab mit den Betroffenen gesprochen wurde. Zwar ist jede Fraktion mit einer Person im Bus-Ausschuss der Stadtwerke (SWK) – einem Unterausschuss des Aufsichtsrates – vertreten, doch tage dieser nichtöffentlich. Das heißt: Die Räte wüssten zwar über den Stand Bescheid, dürften aber nicht darüber reden, da sie sonst rechtlich belangt werden könnten, wie Soteria Fuchs (FGL&Grüne) anmerkt.

Umstieg auf den ÖPNV schwer gemacht

„Der Bus steht in der Kritik, er wird teurer und schlechter“, findet Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL&Grüne), dabei sollte ihrer Ansicht nach das Bussystem attraktiv sein und Spaß machen.

„Der Bus steht in der Kritik, er wird teurer und schlechter“, findet Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL&Grüne).
„Der Bus steht in der Kritik, er wird teurer und schlechter“, findet Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL&Grüne). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Die Bevölkerung ging zu Recht auf die Barrikaden“, meint Holger Reile (LLK). Die geplanten Einschränkungen konterkarierten das Ziel, den Autoverkehr zu reduzieren. Und alle Fraktionen kritisierten, dass im Vorfeld der geplanten Veränderungen nicht mit den Hauptbetroffenen, darunter Uni und GSS, gesprochen worden sei.

„Die Bevölkerung ging zu Recht auf die Barrikaden“, meint Holger Reile (LLK).
„Die Bevölkerung ging zu Recht auf die Barrikaden“, meint Holger Reile (LLK). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Gute Nachrichten und ein Kompromiss

Diesen Fehler in der Kommunikation gibt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter unumwunden zu, bedauert ihn und gibt Entwarnung. Die erste gute Nachricht zum Fahrplanwechsel: „Bei der Linie 1 gibt es keine Änderungen.“ Auch im Winterfahrplan würden der 15-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit sowohl bei der Fähre, als auch bei der Linie 1 belassen.

„Bei der Linie 1 gibt es keine Änderungen“, kündigt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter an.
„Bei der Linie 1 gibt es keine Änderungen“, kündigt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter an. | Bild: Nikolaj Schutzbach | SK-Archiv

Zwischenzeitlich seien Gespräche mit Uni, GSS und auch der Buchenbergschule geführt und ein Kompromiss bei der Linie 11 gefunden worden. Reuter macht klar, dass die Betroffenen zwar einen uneingeschränkten Betrieb dieser Linie wünschten, die SWK diesen aber aus Kostengründen nicht beibehalten könne.

Eigentlich hatten die Stadtwerke vor, 28 Hin- und Rückfahrten (Kurspaare genannt) auf acht zu reduzieren. Der Kompromiss: „Jetzt haben wir uns auf elf Kurspaare zuzüglich zwei Schulbusse verständigt“, so Reuter.

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Stadtwerke müssen haushalten

Die SWK müssten haushalten, denn Öffentlicher Nahverkehr und Bäderbetrieb seien defizitär. Trotz Subventionierung durch profitable SWK-Bereiche und Zuschüsse von der Stadt sei der Jahresverlust 2023 bei 370.000 Euro gelegen, so Reuter. Die Stadtwerke sollten aber mindestens eine schwarze Null schreiben, weshalb es notwendig sei, das Angebot defizitärer Bereiche einzuschränken, um das Defizit zu kompensieren.

Bei der vollständigen Einstellung des Linienastes zwischen Staad und Uni wären etwa 270.000 Euro – 190.000 Euro Personal- und 80.000 Euro Sachkosten – gespart worden, so Reuter. Bei der jetzt geplanten Variante elf Kurspaare plus zwei Schulbusse, rechne er damit, dass 200.000 Euro gespart werden könnten. „Ein guter Kompromiss“, findet Norbert Reuter.

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Jetzt gibt es eine gute Lösung

„Eine gute Lösung im Konsens mit den Betroffenen“, wertet Jürgen Ruff (SPD). Dieser hätte schon früher erzielt werden können, dann „hätte es die Aufregung nicht gegeben“, so Ruff, der meint, dass den Busbetrieben so ein Imageschaden entstanden sei. Norbert Reuter muss während der Gemeinderatssitzung viel Kritik von den Stadträten einstecken.

„Eine gute Lösung im Konsens mit den Betroffenen“, wertet Jürgen Ruff (SPD).
„Eine gute Lösung im Konsens mit den Betroffenen“, wertet Jürgen Ruff (SPD). | Bild: Rahel Galip | SK-Archiv

Aber es seit gut, dass Fehler zugegeben würden, meint Holger Reile. „Die Stadtwerke sind von der Cashcow zum Sorgenkind geworden“, so Roland Ballier (Freie Wähler), der um Verständnis für den Geschäftsführer wirbt.

Dieser müsse die Wirtschaftlichkeit durchleuchten und Maßnahmen zum Gegensteuern ergreifen. Grundsätzlich sollte man dies unterstützen; stattdessen „bezieht er nur Prügel“, so Ballier. Er betont, dass Reuter „die Verantwortung für ein wirtschaftliches Gesamtergebnis“ habe und Spielraum benötige. Den jetzigen Kompromiss erachtet Ballier als ausgewogen und vernünftig.

„Die Stadtwerke sind von der Cashcow zum Sorgenkind geworden“, stellt Roland Ballier (Freie Wähler) fest.
„Die Stadtwerke sind von der Cashcow zum Sorgenkind geworden“, stellt Roland Ballier (Freie Wähler) fest. | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Geschäftsführer blickt in die Zukunft

„Weitere Kürzungen sind nicht vorgesehen“, beruhigt Reuter. Außerdem: Sobald die Bauarbeiten am Bahnhofplatz fertig seien, gebe es voraussichtlich Ende 2025 „die Rückführung der Linien an den Bahnhof“. Selbstverständlich sei den Stadtwerken an einem attraktiven Angebot gelegen. Es gebe bereits einen ersten Entwurf des Nahverkehrsplans, der den Ortschaftsräten und dem Technischen und Umweltausschuss dann vorgelegt werde.