Die großangelegten Angriffe der Hamas vom vergangenem Samstag, 7. Oktober, sorgen über die Grenzen Israels hinaus bis heute für einen Schock – auch in der Region. Noch immer befindet sich das israelische Militär in Kämpfen mit der radikalislamistischen Terrororganisation. Auch die jüdische Bevölkerung in Konstanz ist in Gedanken bei den Menschen in Israel und stellt sich die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

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Die jüdische Gemeinde Konstanz e.V. ist erschüttert vom Ausmaß der Angriffe, das nur schwer einzuschätzen sei. Sein Entsetzen drückt der Verein in einer entsprechenden Pressemitteilung bereits kurz nach dem Angriff aus. Hoffnung setze er dabei sowohl in die israelischen Soldaten, die „Israel, unsere Freunde und unsere Lieben verteidigen“ sollen, als auch in die Regierung der nationalen Einheit, von der man Verantwortungsbewusstsein erwarte.

Enttäuschung und Ungewissheit

Minia Joneck, Mitglied des Vorstandes der jüdischen Gemeinde Konstanz, steht in Kontakt mit dem Teil ihrer Familie, der sich in Israel befindet. „Natürlich saß ich die halbe Nacht vor dem Fernsehen“, sagt sie am Montag. Sie berichtet dem SÜDKURIER von der Enttäuschung über die israelische Politik, die Nähe zur Bevölkerung vermissen lasse. Darüber hinaus ist sie von der Situation ganz persönlich betroffen: Für Ende des Monats ist die Hochzeit eines Familienmitglieds geplant. Ob diese stattfinden und Joneck nach Israel reisen kann, solle sich, in den nächsten Tagen entscheiden.

Auf die Frage, wie sie ihre eigene Sicherheit und die der jüdischen Gemeinde Konstanz in Anbetracht der Ereignisse einschätzt, gibt Joneck eine klare Antwort: „Ich habe keine Angst!“ Zudem hoffe sie, dass sie sich solche Grausamkeiten in Deutschland gar nicht erst vorstellen müsse. Joneck fügt darüber hinaus an, dass sie sich in Konstanz aber womöglich in einer privilegierten Lage befinde. Eine Bekannte, die hingegen in Berlin wohne, habe derweil Angst um ihre Tochter.

„Ich habe keine Angst“, sagt Minia Joneck vom Verein Jüdische Gemeinde Konstanz.
„Ich habe keine Angst“, sagt Minia Joneck vom Verein Jüdische Gemeinde Konstanz. | Bild: Rindt Claudia

Auch der Konstanzer Polizei „liegen keine Hinweise auf konkrete sicherheits- oder gefährdungsrelevante Erkenntnisse für die jüdischen und israelischen Einrichtungen vor“. Das teilt das Polizeipräsidium Konstanz auf Nachfrage mit. Zudem stehe man „mit den jüdischen Einrichtungen in engem Kontakt“ und habe „alle Kolleginnen und Kollegen für die gegenwärtige Lage besonders sensibilisiert“.

Die Lage in den jüdischen Gemeinden

Von Verunsicherung in den jüdischen Gemeinden berichtet Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden. Diese sei auch auf den pro-palästinensischem Zuspruch zurückzuführen, den die Angriffe der Hamas teilweise in Deutschland erfuhr. Suliman sagt, dass das Bejubeln der palästinensischen Angriffe „nicht einfach so hinzunehmen ist“ und man diese Vorgänge „genau beobachten muss“.

Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, spricht von Verunsicherung, die er in den jüdischen Gemeinden ...
Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, spricht von Verunsicherung, die er in den jüdischen Gemeinden spürt. | Bild: Doro Treut-Amar
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Für ihn ist spätestens nach den barbarischen Angriffen der Hamas, bei denen friedliche Menschen erbarmungslos getötet wurden, klar, dass die „Terrororganisation gezielt den Frieden angreift.“ Dies sei nicht zu tolerieren. Trotz alledem sollen die von den Gemeinden geplanten Veranstaltungen und Gebete am kommenden Wochenende wie üblich stattfinden, so Suliman.

Die Synagogengemeinde Konstanz äußerte sich bislang auf Nachfrage nicht zu den aktuellen Geschehnissen. Vorstand Gabriel Albilia teilte lediglich mit, dass man an einer entsprechenden Pressemitteilung arbeite. Diese lag bis Redaktionsschluss jedoch nicht vor.