Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) sieht keinen Grund, sich die aktuell laufende Messe Tuning World in der Nachbarstadt Friedrichshafen selbst einmal anzusehen. Dazu hatte ihn die Messegesellschaft im SÜDKURIER öffentlich eingeladen: Burchardt könne sich gerne einen eigenen Eindruck davon verschaffen, dass es bei den Tunern beileibe nicht nur um Freude am Krachmachen gehe. Genau das hatte Burchardt der Tuning-Szene in einem weitum beachteten Facebook-Posting vorgeworfen.
Auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärte Burchardt am Freitag: „Die Einladung ist mir nicht bekannt. Im Moment ist wenig Zeit, und ich erwarte durch den Besuch dort auch keinen Erkenntnisgewinn für mich persönlich.“ Er werde deshalb nicht für einen Messebesuch in die Nachbarstadt Friedrichshafen fahren.
Messe-Manager: „Wir haben ihn ausdrücklich eingeladen“
Dirk Kreidenweiß, Führungskraft bei der Messe Friedrichshafen und Projektleiter der Tuning World, zeigte sich in der Folge überrascht: „Herr Burchardt hat sich für uns überraschend auf Facebook geäußert, und wir haben ihn in verschiedenen Medienberichten ausdrücklich eingeladen“, sagte der Messe-Manager auf Anfrage. Er könne nicht ganz nachvollziehen, was daran missverständlich sei.

Die Messe-Macher aus Friedrichshafen hatten Burchardt unter anderem vorgeworfen, das Thema Tuning allein auf möglichst viel Motoren- und Auspufflärm zu reduzieren. Dazu erklärte Burchardt: „Natürlich geht es bei der Messe nicht nur darum, wie ich mein Auto dezibelmäßig aufrüsten kann. Aber eben auch. Viele Anwohner von Straßen oder Bewohner von dicht besiedelten Städten beschweren sich völlig zu Recht über den störenden Lärm, der von diesen Fahrzeugen verursacht wird. Er ist zum Teil tatsächlich unerträglich.“
OB: „Eine emotionale und echte Reaktion auf berechtigte Klagen“
Der SÜDKURIER wollte von Burchardt auch wissen, warum er seinen Unmut über die Tuning World bei Facebook öffentlich gemacht hatte und sich so einem möglichen Populismus-Vorwurf aussetzte, statt das Thema auf politischer Ebene mit der Nachbarstadt zu besprechen. Dazu erläuterte der Konstanzer Oberbürgermeister: „Nun, diese Messe ist die europaweit größte Tuningmesse, deshalb betrifft sie natürlich auch Konstanz.“
Sein Facebook-Beitrag sei „eine emotionale und echte Reaktion“ darauf, er fast täglich die berechtigten Klagen über die viel zu lauten Autos zum Beispiel in der Bodanstraße und in der Reichenaustraße bekomme.

Ins Konzept der Messe will Burchardt sich nicht einmischen
Damit spielt er auf zwei Konstanzer Straßenzüge an, in denen laut Anwohnern und Ohrenzeugen in der Tat häufig die Motoren aufheulen und die Auspuffe knallen. Er werde weiter Kritik an Plakaten mit rauchenden Reifen üben, und zwar „bis der Gesetzgeber handelt“. Das sei auch unabhängig davon, wer solche Messen betreibe und welche Unternehmen betroffen seien.
Zugleich rückt Burchardt, der am Ende seines wütenden Postings wörtlich „Sorry, Messe Friedrichshafen“ geschrieben hatte, aber auch einen Eindruck gerade: „In das Konzept der Messe mische ich mich aber tatsächlich nicht ein, denn das ist wirklich eine Friedrichshafener Angelegenheit.“ Burchardt will das Thema aber über den Deutschen Städtetag weiterverfolgen.