Angela Murmann-Ise ist fast am Ende ihres Berufslebens angekommen. Die 65-Jährige kann ihre letzten Monate in der Arbeitswelt aber nicht ruhig gestalten: Kurz vor ihrer Pensionierung musste sie, die eigentlich Konrektorin der Berchenschule ist, zum zweiten Mal kurzfristig die Schulleitung übernehmen.

Denn die vorherige Rektorin Stephanie Ball verließ Konstanz zum Ende des vergangenen Schuljahres nach nur zwei Jahren im Amt, weil sie sich um ihre Mutter in Schleswig-Holstein kümmern musste. Danach war die Stelle lange vakant. Ausgeschrieben war die Position seit Frühjahr 2023, doch monatelang gab es keine Bewerber.
Nun endlich tut sich was an der Berchenschule. Bettina Armbruster, Leiterin des Staatlichen Schulamts Konstanz, bestätigt: „Es gibt für die Leitung der Berchenschule eine Bewerbung – nicht aus dem Kollegium der Schule, aber aus Konstanz. Das Besetzungsverfahren hat jüngst begonnen.“

Dies bedeute aber nicht automatisch, dass die Kandidatin oder der Kandidat auch tatsächlich die Stelle bekommt. „Ich habe es schon öfter erlebt, dass Bewerber in dem mehrstufigen Verfahren nicht alle Anforderungen erfüllten“, sagt Bettina Armbruster. Wenn alles gut läuft, könnte die oder der Neue aber zum kommenden Schuljahr 2024/25 das Amt übernehmen.
Angela Murmann-Ise würde sich freuen, wenn sie die Berchenschule in neue Hände geben könnte, bevor sie in Rente geht: „Für das Kollegium wäre es toll, wenn die Stelle besetzt werden könnte.“ Auf die neue Leitung kämen spannende Aufgaben zu, sagt die kommissarische Schulleiterin, die seit 2001 an der Berchenschule ist und seit 2009 als Konrektorin arbeitet.
„Wir sind ja eine Grund- und Werkrealschule, daher ist es eine Doppelaufgabe. Und gerade die Werkrealschule ist für Konstanz eine absolut wichtige Schulform“, sagt Murmann-Ise. Die Schülerzahlen seien stabil bei der Anmeldung – und wie bei allen weiterführenden Schulen steigen sie im Lauf der Jahre durch Wechsel aus anderen Schulen.
Viele Lehrer wollen keine Schulleiter werden
Aber: Nur eine Bewerbung für eine Schulleiterstelle: Ist das ungewöhnlich? „Das kann man pauschal nicht sagen“, erläutert Schulamtsleiterin Armbruster. „Generell überlegen sich Lehrer sehr gut, ob sie in die Verantwortung gehen wollen. Meiner Einschätzung nach hat dieses Zögern nach der Corona-Pandemie eher noch zugenommen, weil Rektoren da stark in der Verantwortung waren.“
Doch sie habe alles schon erlebt: „Wir hatten bei einem Verfahren mal eineinhalb Jahre lang gar keine Rückmeldung und mussten neu ausschreiben. Plötzlich gab es gleich vier Bewerbungen auf genau dieselbe Stelle! Sowas ist schwer erklärbar.“ Manchmal gebe es zwei Kandidaten für eine kleine Schule, aber keinen für eine höher besoldete Stelle an einer größeren Schule. „Diese Unsicherheiten machen das Arbeiten für die Kollegien nicht einfacher“, sagt die Amtsleiterin.

Das größte städtische Gymnasium sucht ebenfalls
Auch am Humboldt-Gymnasium läuft die Suche nach einer neuen Chefin oder einem neuen Chef, weil der langjährige Schulleiter Jürgen Kaz zum Ende dieses Schuljahres in Rente geht, nachdem er bereits ein Jahr verlängert hatte. Kaz ist bereits seit 21 Jahren Schulleiter am Humboldt.
„Wir gehen davon aus, dass gegen Ende des Schuljahres bekannt gegeben werden kann, wer die Nachfolge von Jürgen Kaz antritt“, sagt Heike Spannagel, Sprecherin des zuständigen Regierungspräsidiums Freiburg. Nähere Angaben zur Anzahl oder Herkunft der Bewerber könne sie nicht machen, da es sich um laufende Verfahren handelt.

Auf die neue Schulleitung kommen jedenfalls große Aufgaben zu: Das Humboldt-Gymnasium ist mit rund 1050 Schülerinnen und Schülern vier- bis fünfzügig. Gibt es auch einen Kandidaten aus den eigenen Reihen? Jürgen Kaz lacht. „Das sage ich nicht“, so der 66-Jährige.
Sein Stellvertreter Frank Stöcker hat sich jedenfalls nicht beworben, wie er dem SÜDKURIER sagt. „Ich bin aber sehr gespannt auf die Nachfolge, da es zwischen Schulleiter und Stellvertreter eine sehr enge Zusammenarbeit gibt“, so Stöcker.

Karl Knapp geht nach 40 Jahren als Lehrer in Ruhestand
Die Zeppelin-Gewerbeschule (ZGK) in Trägerschaft des Landkreises Konstanz ist ebenfalls auf der Suche nach einer neuen Schulleitung. Der aktuelle Gesamtleiter Karl Knapp geht in den Ruhestand. „Wir gehen hier auch von einer übergangslosen Wiederbesetzung der Schulleiterstelle aus“, sagt Heike Spannagel. Das wäre Karl Knapp wichtig: „Ich muss ja noch eine geordnete Übergabe machen.“

Der 65-Jährige verlässt die ZGK Ende Juli 2024 nach 16 Jahren an der Schule. Insgesamt kommt er auf 43 Dienstjahre, davon 40 als Lehrer. „So viele schafft kaum jemand“, sagt Knapp stolz. Wichtig ist ihm vor allem, dass seine Nachfolge ohne Gemauschel geregelt wird. „Es gibt mehrere Bewerber und das ist gut fürs Verfahren. Das muss sauber und transparent laufen“, sagt der Schulleiter. „Das war tatsächlich bis vor wenigen Jahren noch anders, da wurden auch mal Stellen bestimmten Leuten versprochen oder Kandidaten wurden an eine andere Schule wegberaten.“
Karl Knapp freut sich auf die Zeit nach dem Schuldienst. „Ich wurde oft gefragt, ob ich nicht verlängern will, bis der Neubau des Berufsschulzentrums fertig ist. Aber alles hat seine Zeit.“ Für ihn ist jetzt Zeit für einen neuen Lebensabschnitt. Worauf freut er sich am meisten? „Auf die Sommerferien“, sagt Karl Knapp. „Denn die werde ich zum ersten Mal anders gestalten. Ich habe meine sieben Enkel eingeladen, um deren Eltern für ein paar Tage zu entlasten. Zwei Anmeldungen habe ich schon“, sagt er und lacht.