Noch lässt sich das zukünftige Uni-Leben hier nur erahnen. Die Gäste stehen auf kaltem Betonboden, ein paar weiße LED-Strahler leuchten den Raum aus, nebenan warten schon die Baupaletten auf ihren Einsatz. Doch in rund drei Jahren soll hier fleißig geforscht, diskutiert und gelernt werden – in modernster Umgebung.

Ein wichtiger Schritt für die Universität Konstanz auf ihrem Weg in die Zukunft. Und ein Schritt, von dem auch die Stadt profitiert. Eine lebendige Uni sei von größter Bedeutung für Konstanz und seine Unternehmen, sagt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn: „Sonst wären wir nur ein verschlafenes Dorf mit einem See.“

Der Rohbau steht: Am Dienstag hat die Universität Konstanz gemeinsam mit den Baufirmen, Planern und Gästen das Richtfest für das neue X-Gebäude gefeiert. Seit April 2023 wird an dem Großprojekt gearbeitet, bis 2027 will die Uni den Bau in Betrieb nehmen. In ihren Reden freuten sich die Verantwortlichen über den guten Baufortschritt und betonten, wie wichtig das Gebäude für die Uni sei – das vor allem ein Auftakt für mehr ist.

Betonboden statt Lehrbetrieb: Noch steht nur der Rohbau – bis 2027 soll das X-Gebäude in Betrieb genommen werden.
Betonboden statt Lehrbetrieb: Noch steht nur der Rohbau – bis 2027 soll das X-Gebäude in Betrieb genommen werden. | Bild: Alban Löffler
Das bringt die Zukunft: ein Blick auf das neue Universitätsgebäude X vom Hockgraben aus.
Das bringt die Zukunft: ein Blick auf das neue Universitätsgebäude X vom Hockgraben aus. | Bild: Nickl & Partner Architekten AG

Von der Grube zum Gebäude

„Am 26. April vergangenen Jahres haben wir hier die Schaufeln zum Spatenstich geschwungen – da haben wir nur eine Grube vor uns gehabt“, blickte Rektorin Katharina Holzinger in ihrer Rede zurück. Inzwischen ist das Gebäude auf sechs Stockwerke angewachsen, die oberste Decke des Rohbaus ist erreicht. Zum Richtfest finden sich die Gäste in einem zukünftigen Großraumbüro ein, ein kleiner Stehtisch dient als Rednerpult.

Von hier oben haben sie einen Blick auf die heimlichen Baustellen der Universität: Knapp 100 Meter weiter liegt beispielsweise das C-Gebäude, Sitz der Rechtswissenschaft. Seit der Fertigstellung in den 1970ern hat sich hier nicht mehr viel getan, im Sommer steht die Hitze in den Gängen, die Sanitäranlagen sind marode. Keine gute Visitenkarte für eine Universität, die in der Zukunft mitmischen will.

Bild 3: Rektorin Katharina Holzinger freut sich über den zügigen Baufortschritt am X-Gebäude.
Bild 3: Rektorin Katharina Holzinger freut sich über den zügigen Baufortschritt am X-Gebäude. | Bild: Alban Löffler

Doch für eine Sanierung bräuchte es zunächst Ausweichflächen für Studierende und Lehrpersonal: Mit dem X-Gebäude sollen nun attraktive Räume entstehen, die primär als Ersatzflächen genutzt werden – wenn in einigen Jahren die Sanierungen des C-Gebäudes und anderer Einheiten starten. Die Universität Konstanz ist mit ihrer alten Bausubstanz kein Einzelfall: Viele Universitäten im Land klagen über veraltete und sanierungsbedürftige Einrichtungen.

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski warnte bereits mehrfach, dass der „attraktive Forschungs- und Wissenschaftsstandort“ in Baden-Württemberg dadurch gefährdet sei. Denn eine Hochschule kann inhaltlich noch so „exzellent“ sein – wenn sie nicht die nötige Infrastruktur bietet, bleiben eines Tages die Hörsäle leer.

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Ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt

Schon in den zurückliegenden Jahren hat die Universität Konstanz mit Sanierungen und einem neuen Bauplan die Weichen für die Zukunft gestellt und befindet sich auf einem ambitionierten Expansionskurs. Dass der Wissenschaftsstandort Konstanz weiter besteht, daran hat auch die Kommunalpolitik ein Interesse.

„Die Zusammenarbeit von Hochschule, Stadt Konstanz und Wirtschaft ist für uns von größter Bedeutung“, betonte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Die Ideenfabrik „Uni Konstanz“ sei ein echter Wirtschaftsfaktor für die Stadt: „Wir haben viele kleinere Firmen, die sich aus der Hochschule entwickeln und zu unserer Wertschöpfung beitragen.“

Lobt die Zusammenarbeit von Uni, Stadt und Wirtschaft: Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn.
Lobt die Zusammenarbeit von Uni, Stadt und Wirtschaft: Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. | Bild: Alban Löffler

Konstanz habe sich im Lauf der Zeit von einer Industriestadt zu einem „Standort der rauchenden Köpfe“ entwickelt, dazu leiste die Exzellenz-Universität jedes Jahr einen entscheidenden Beitrag. Langensteiner-Schönborn freute sich, dass die Hochschule mit dem Neubau konkurrenzfähig bleiben möchte und so weiterhin kreative Denker an den Bodensee locken kann.

Vier Millionen Euro von der Uni

Dafür wurde viel Geld in das Projekt gesteckt: Der Landtag bewilligte 93 Millionen Euro für den Bau, davon trägt die Universität rund 4 Millionen für die Medientechnik. Die Freude über den zügigen Bauverlauf ist dementsprechend groß bei den Verantwortlichen. „Sie sind wie ein gut abgestimmtes Orchester aus fleißigen Händen, laufenden Maschinen und zusammenwachsenden Materialen“, lobte Katharina Holzinger beim Richtfest die Baufirmen.

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Zwar sorge die Baustelle für eine gewisse Lärmbelastung auf dem Campus – den könne sie aber mit Blick auf den schnellen Fortschritt gut verschmerzen. Auch Sieglinde Neyer-Bedenk vom Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Konstanz, freute sich über den eingehaltenen Zeitplan und lobte die gute Zusammenarbeit. Das X-Gebäude werde dabei nicht nur als „reines“ Ersatzgebäude dienen, sondern auch als Portal zum Campus. „Das Gebäude ist ein sehr präsenter und prägnanter Ort am Eingang der Universität“, sagte Neyer-Bedenk.

Bevor 2027 die Eröffnung des X-Gebäudes gefeiert wird, werden sich die Verantwortlichen noch dreimal zum Spatenstich auf dem Uni-Campus treffen: Im nächsten Jahr mit künftigen Domizilen für die Max-Planck-Gesellschaft, für ein Zentrum für Konfliktforschung sowie für das „forum.konstanz“ gehen drei weitere Großprojekte in die Bauphase. Die Zeit der Kräne auf dem Gießberg ist noch lange nicht zu Ende.