Ein Hubschrauber kreist am Donnerstagabend, 12. September, über Konstanz – und schon kurze Zeit später dreht das Internet durch. In vielen Messenger-Diensten und sozialen Netzwerken werden immer wieder dieselben Aussagen geteilt, die bei einigen für Verunsicherung und Angst sorgen.
Besonders schnell verbreitet wird folgende Nachricht: „Amokläufer in KN und Kreuzlingen mit Schusswaffe unterwegs und hat bereits geschossen. In Sicherheit bringen, bis Lage bereinigt! Grad von einem Freund von der Polizei bekommen.“
Auch ein vier Sekunden langes Video, das angeblich die Festnahme des gesuchten Mannes an der Laube zeigen soll, wird immer wieder geteilt. „Häufig weitergeleitet“, ist bei WhatsApp zu lesen – das kann als Hinweis darauf missverstanden werden, dass die Nachricht wohl stimmen muss, wenn sie so oft verschickt wird – ein gefährlicher Trugschluss.

Denn all das – und noch mehr – sind nach Angaben der Polizei Konstanz falsche Informationen gewesen. Es gab weder eine Amoklage noch Schüsse, außerdem bestand keine konkrete Bedrohung für die Bevölkerung. Und das Video der angeblichen Festnahme entstand bei einem anderen Einsatz an einem anderen Tag.

Auch die im Internet geteilte Information, die Polizei würde mittels Lautsprecherdurchsagen in der Stadt vor dem Mann warnen, ist laut Polizeisprecherin Katrin Rosenthal falsch. Augenzeugen zufolge lief ein Bürger mit Megafon durch die Innenstadt.
Falsche Informationen verunsichern Bürger
Was machten all diese falschen Informationen mit den Menschen? Manche bekamen wohl Angst, andere vermuteten einen Zusammenhang mit dem bundesweiten Warntag und glauben, dies sei eine Übung zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Dritte wiederum stellten den falschen Behauptungen eine sichere Quelle entgegen, indem sie auf die Internetseite der Polizei oder auf den SÜDKURIER verweisen. Dazu rät auch Katrin Rosenthal: „In solchen Fällen sollten die Bürger Ruhe bewahren und hinterfragen, wo eine Information herkommt, keine Panikmache betreiben oder alles glauben, was auf den vielen Kanälen so verbreitet wird.“
In Einsatzlagen sei es entscheidend, dass die Bevölkerung sich ausschließlich auf verlässliche Quellen stütze. „Behörden wie die Polizei verfügen über geprüfte Informationen, haben direkten Zugang zu den Einsatzorten und relevanten Personen und können daher präzise und korrekte Lageeinschätzungen geben.“
Dazu gehören laut Rosenthal auch Handlungsanweisungen an die Bürger, etwa zu Evakuierung oder Verkehrslenkung. „Wer sich auf andere Quellen verlässt, riskiert falsche oder widersprüchliche Anweisungen zu erhalten, die das eigene Leben oder das anderer gefährden können“, warnt sie.
Polizei rät: „Keine Panikmache betreiben“
Dieser Vorfall zeigt einmal mehr: Geschrieben ist vieles schnell. Wer gesicherte Informationen möchte, kann sich nicht nur auf Behörden, sondern auch auf Medien verlassen, die ihre Reporter vor Ort haben und das Geschehen mit eigenen Augen und Ohren wahrnehmen – und die zuverlässige Quellen haben.
Aber könnte bei solchen Lagen nicht auch die Polizei selbst für Entspannung sorgen, indem sie sich in die Debatten im Internet einklinkt und Falschmeldungen dementiert? Dazu sagt Polizeisprecherin Katrin Rosenthal: „Die Polizei bleibt aus Diskussionen über Falschmeldungen fern, um Neutralität zu bewahren, ihre Ressourcen zu fokussieren und das Risiko von Missverständnissen oder Eskalationen zu minimieren.“
Sollten die Beamten Meldungen als falsch identifizieren, teilen sie das, wenn notwendig, ausschließlich auf ihren eigenen Kanälen mit. „Und nicht per WhatsApp über Kolleginnen und Kollegen“, sagt die Sprecherin. Einen Denkanstoß gibt am Morgen nach dem Einsatz ein Kommentator auf Facebook. Er wendet sich an „all die Aufgeregten, die gestern ‚ganz sicher wussten, was los ist‘, und deshalb ganz viel Quatsch geteilt haben.“ Sein Appell lautet: „Denkt mal darüber nach und fragt nächstes Mal lieber nochmal, bevor ihr andere in Panik versetzt.“