Die Regenschauer folgen dicht nacheinander, ab und an regnet es einen ganzen Tag durch. Der Süden Deutschlands erlebt im Moment einen erstaunlich niederschlagsreichen Herbst. Mit etwas Verzögerung haben die Niederschläge Auswirkungen auf den Bodenseepegel. Innerhalb von 24 Stunden ist der Pegel Konstanz vom 15. auf den 16. November 2023 um 18 Zentimeter gestiegen. Nun steht er bei 3,80 Metern (Stand: 16. November, 8 Uhr). Im Vergleich zum Stand vor einer Woche stieg er um rund 30 Zentimeter.
Wie häufig kommt es vor, dass der Seepegel im jahreszeitlichen Verlauf im Spätherbst und Frühwinter noch einmal so stark ansteigt? Ansteige des Wasserstands wegen ergiebiger Niederschläge seien grundsätzlich das ganze Jahr über möglich, schreibt Felix Normann, Leiter der Koordinierungsstelle bei der LUBW.

Hohe November-Pegel 2002 und 2014
Im Zeitraum von 1981 bis 2021 gab es die bislang höchsten Wasserstände im November im Jahr 2002. Damals erreichte der Pegel einen Stand von 4,10 Metern, lag also deutlich höher als aktuell. Überdurchschnittliche Werte im November gab es zuletzt im Jahr 2014. Es scheint also tatsächlich Verschiebungen bei den Winterpegelständen in den vergangenen Jahren zu geben.
Grundsätzlich bestätige die langfristige wissenschaftliche Beobachtung und Analyse die Veränderung: Der Bodensee sei an sich durch einen jahreszeitlichen Verlauf geprägt: hohe Wasserstände im Sommer und abnehmende im Winterhalbjahr. Das liegt an seiner alpinen Speisung. Im Winter wird das Wasser als Schnee in den Alpen gespeichert und gelangt erst mit der Schneeschmelze im Mai und Juni in den See.
Durch den Klimawandel verändere sich die Lage: Die über 100-jährige Messzeitreihe am Pegel Konstanz zeige eine Zunahme des winterlichen Wasserstands und eine Abnahme des sommerlichen. Die Ursache ist wahrscheinlich eine geringere Schneerücklage im Winter in den Alpen, der zu einem geringeren Pegel im Sommer führt. Niederschlag, der im Winter als Regen und nicht als Schnee falle, erhöhe den Pegel im November und Dezember.
Auch Wasserspeicher spielen eine Rolle
Allerdings spiele auch die Bewirtschaftung der Talsperren in den Schweizer Alpen eine Rolle: Die Speicher werden im Sommer zurückgehalten, in den Wintermonaten werde das Wasser abgelassen, auch dies erhöhe den Winter-Seepegel.
„Der Klimawandel wird die Entwicklung des Bodenseepegels und seine saisonalen Dynamiken weiter beeinflussen. Für die Zukunft kann voraussichtlich von einer weiteren klimawandelbedingten Abnahme in den Sommermonaten und einer Zunahme in den Wintermonaten ausgegangen werden“, schreibt die LUBW.
Und was bedeuten die starken Niederschläge zur Zeit für den Grundwasserspiegel? Laut LUBW spiele vor allem der Niederschlag im Winterhalbjahr eine wesentliche Rolle für die Grundwasserverhältnisse. „Die anhaltenden und überdurchschnittlichen Niederschläge seit etwa Mitte Oktober haben in erster Linie zur Wiederauffüllung der Bodenwasserspeichers beigetragen, wobei die Auswirkungen auf die Grundwasserstände und Quellschüttungen erst zeitverzögert eintreten“, schreibt Felix Normann.
Am Bodensee und am Hochrhein seien im Moment Grundwasseranstiege zu verzeichnen, so etwa eine Steigerung von fünf Zentimetern in Singen und Rheinfelden seit Anfang November. Diese Tendenz dürfte sich weiter festigen.