Der älteste Konstanzer Stadtteil, die Niederburg, zeichnet sich durch seine Fülle an mittelalterlichen Gebäuden aus. Eigentlich unscheinbar wirken die Gebäude Tulengasse 2/4, doch hinter den Mauern steckt ein Kleinod.
Die Tulengasse war im Mittelalter ein Wuostgraben, der unter anderem der Entsorgung von Exkrementen diente, schildert Frank Mienhardt vom Denkmalamt. Bei den beiden genannten Häusern handle es sich ursprünglich um die Hinterhäuser des repräsentativen „Haus zur Krone“ in der Rheingasse 11, das erstmals 1253 erwähnt wurde und Stadthof der Mainauer Deutschordenskommende gewesen war. „Ein bemerkenswertes Gebäudeensemble“, merkt Mienhardt an.

Nutzung als Badehaus und Clou der Neuzeit
Im 15. und 16. Jahrhundert seien die Hinterhäuser als Badehaus – eines von insgesamt sechs in Konstanz – genutzt worden, kommt Mienhardt auf die Geschichte zu sprechen. Baulich habe diese Nutzung keine Spuren hinterlassen, denn seinerzeit seien lediglich große Badezuber in die Räume gestellt worden. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Häuser überwiegend als Werkstatt- und Ökonomiegebäude.
Gemeinsam mit dem Architekturbüro Raumwerk habe die private Bauherrschaft – Judith Borowski und David Schleiermacher – die beiden Gebäude behutsam instandgesetzt, lobt Frank Mienhardt. Im Erdgeschoss käme die mittelalterliche Wackensteinmauer aus Bodenseekiesel als ältestes bauliches Relikt gut zur Geltung.

Der Clou aber sei: Erstmals wurde in das Dach eines denkmalgeschützten Gebäudes eine PV-Anlage integriert. Hierfür „wurden Gaubenbänder eingezogen, die an Ökonomie-Gauben erinnern“, so Mienhardt, der würdigt: „Innovativ, vorbildhaft, auszeichnungswürdig.“
Sensibler Umgang mit der Historie
Die Auszeichnung kommt von der Stiftung Stadtbild, die vorbildliche Restaurierungsprojekte von historischen und stadtbildprägenden Bauten prämiert und mit einer eigens dafür geschaffenen Plakette ausgezeichnet. „Die Niederburg war einmal ein Armenviertel“, blickt Stiftungsvorsitzender Hartmut Rohloff in die Vergangenheit zurück, und jetzt gebe es dieses „toll sanierte Haus“.
Das Objekt sei wahrhaft auszeichnungswürdig, befindet auch Oberbürgermeister Uli Burchardt. „Uns ist eine schöne, erhaltungswürdige Altstadt anvertraut“, stellt er fest. Auszeichnungen dienten nicht nur der Würdigung engagierter Bauherren, sondern sollten auch zur Nachahmung anregen, ebenso sensibel mit wertvoller, historischer Bausubstanz umzugehen.