Obwohl an diesem Tag kein Wölkchen den Mittagshimmel trübt, ist Ibrahim Yildirim, Pächter des Strandbadrestaurants am Hörnle, nicht gerade bester Laune. Sein Gesicht drückt das aus, was es über die bisherige Saison zu sagen gibt: nichts Gutes.

Der Grund ist banal, aber entscheidend: das Wetter. „Es war dauernd schlecht, wir haben 70 bis 80 Prozent weniger Umsatz.“ Im April und Mai sei es einige Tage schön gewesen, den ganzen Juni habe es geregnet und fast die Hälfte des Julis sei das Wetter mäßig bis schlecht gewesen.

Drei Mitarbeitern gekündigt

Vor allem das Geschäft auf der Restaurantterrasse habe es hart getroffen. Yildirim hat drei Mitarbeitern gekündigt, die in Vollzeit beschäftigt waren. Das Restaurant sei von Gästen seit Saisonbeginn zu selten genutzt worden.

Irahim Yildirim, hier an seinem Kiok neben dem Hörnle-Restaurant, hat keine Hoffnung mehr, die Verluste der verregneten Saison noch ...
Irahim Yildirim, hier an seinem Kiok neben dem Hörnle-Restaurant, hat keine Hoffnung mehr, die Verluste der verregneten Saison noch aufzuholen. | Bild: Wagner, Claudia

Beim Kioskbetrieb seien sie im Moment zu viert, das bleibe derzeit stabil. „Ohne die Entlassungen können wir die Kosten nicht decken“, sagt der Gastronom und ergänzt, dass er eine solch schlechte Saison in zwölf Jahren Strandbadbetrieb an verschiedenen Orten nicht erlebt habe.

Gäste seien bei sonnigem Wetter zwar da, berichtet er, vor allem Einheimische und Familien. Doch im Juli seien die Touristen ausgeblieben, auch die Tagestouristen am Wochenende. Zu unsicher waren die Wettervorhersagen. Hinzu komme die Inflation, die diversen Krisen der vergangenen Jahre, seine Kunden seien sehr sparsam geworden.

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Auch die Aussicht auf sehr gutes Wetter in den nächsten sechs Wochen, in den Sommerferien in Baden-Württemberg, könnten ihn nicht von einer Wende überzeugen: „Die Verluste innerhalb dieser Saison sind nicht aufzuholen.“

Peter und Cornelia Poschenrieder aus Konstanz sind häufig am Strandbad Hörnle. „Wir kommen, egal, ob es regnet oder nicht, ans Hörnle“, sagt Cornelia Poschenrieder, „außer, es schüttet“. Schließlich seien Bäume zum Unterstellen da und die Kinder brauchten nicht viel für ihr Glück. Aber es wundere sie schon, wie wenig Gäste an vielen Tagen ans Hörnle kämen, jedenfalls an den Wochentagen.

Peter und Cornelia Poschenrieder aus Konstanz kommen oft ans Hörnle mit ihren Kindern (zwei und vier Jahre alt). Sie beobachten, dass ...
Peter und Cornelia Poschenrieder aus Konstanz kommen oft ans Hörnle mit ihren Kindern (zwei und vier Jahre alt). Sie beobachten, dass weniger Konstanzer ihre Zeit draußen verbringen. | Bild: Wagner, Claudia

In Litzelstetten bleiben Gäste aus

Einen Grund zur Freude kann auch Oliver Krüger, Pächter des Strandbadkiosks in Litzelstetten, nicht entdecken. „Wenn es geregnet hat, kommen die Leute erst einmal nicht – und das dauert dann ein paar Tage“, klagt er.

An einem Tag, an dem der Himmel bedeckt, es ansonsten aber warm sei, treffe er eine verschwindend geringe Zahl an Badegästen an, manchmal seien es nur fünf Frühschwimmer. Finanziell sei das eine Katastrophe. „Ich werde versuchen, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen, um möglicherweise die Pacht zu reduzieren“, sagt er.

Oliver Krüger im Kiosk des Stranbads Litzelstetten: Pommes frites sind kein Problem, aber bei leicht verderblichen Speisen ist die ...
Oliver Krüger im Kiosk des Stranbads Litzelstetten: Pommes frites sind kein Problem, aber bei leicht verderblichen Speisen ist die Kalkulation aktuell enorm schwierig. | Bild: Hanser, Oliver

Ähnlich wie Yildirim sagt er, er habe noch nie eine so schlechte Saison erlebt, obwohl er schon 21 Jahre lang in diesem Geschäft arbeite. Schwierig sei vor allem, den Einkauf zu kalkulieren. „Wenn die Leute da sind, wollen sie auch etwas essen“, sagt er. Das mache die Kalkulation schwierig und er müsse viel frische Ware wegwerfen.

Um den Familienbetrieb – seine Frau und er arbeiten Vollzeit am Kiosk – ist er froh. „Aber bei meinen Aushilfen bin ich sehr froh, dass sie nicht alle abgehauen sind. Sie sind alle noch dabei, obwohl ich ihnen oft absagen muss.“

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„Die Leute sind verwöhnt“

In mancher Hinsicht kann Krüger die Badegäste nicht verstehen. „Die Stammgäste aus dem Dorf kommen schon noch“, sagt er. Aber an Touristen und Tagestouristen mangele es. „Ich beobachte auch, dass die Leute verwöhnt sind. Bei den ersten Wolken verzichten sie aufs Baden. Sie sind nur noch bei purem Sonnenschein und 25 Grad Wärme da.“

Die bisherige Saison habe ihm 70 bis 80 Prozent Ausfall gebracht, er rechne damit, dass die gesamte Saison ihm höchstens halb so viel Umsatz bringe wie in einem normalen Jahr.

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Bei Natascha Krieg, die den Kiosk im Strandbad Dingelsdorf-Klausenhorn betreibt, sieht die Welt nicht anders aus. Sie habe ein wenig mit einer Saison wie 2023 gerechnet – und nun kam alles ganz anders. „Wir haben noch extra Personal im Ausland organisiert – und jetzt richtig viel Miese gemacht, nachdem es im Juni nur geregnet hat“, berichtet sie. Zwei junge Frauen seien eigens aus Kirgistan gekommen, um als Saisonkräfte mitzuarbeiten. In andere Betriebe habe sie die beiden nicht mehr vermitteln können.

Das Team des Kiosks am Strandbad Dingelsdorf-Klausenhorn (von links): Zsanett Nemeth, Gabor Arnold, Natascha Krieg, Yrys Umarbekova und ...
Das Team des Kiosks am Strandbad Dingelsdorf-Klausenhorn (von links): Zsanett Nemeth, Gabor Arnold, Natascha Krieg, Yrys Umarbekova und Rakhima Nurbekova. | Bild: Hanser, Oliver

Krieg sieht mehrere Problemlagen auf einmal: Zuerst die Hochwasserlage und die Meldung der Bädergesellschaft, dass das Baden zunächst nicht empfohlen werde. Das habe viele auswärtige Touristen abgeschreckt. „Dann wurde die Schnakenplage wegen des Hochwassers thematisiert“, sagt sie. An diese glaubt sie selbst weniger: „Wir haben hier jeden Sommer Schnaken.“ Doch allein die Warnung vor den vielen Schnaken habe wiederum Gäste vergrault. Insgesamt sei es Mitte bis Ende Juli ungewöhnlich ruhig geblieben.

Auch Natascha Krieg ist beunruhigt davon, wie schwierig die Planung geworden ist. Ständig ändere sich das Wetter und sie wisse nicht, ob sie den Kiosk überhaupt öffnen könne. Wie viel Umsatz auf der Strecke blieb, will sie nicht sagen. Das könne sich jeder selbst denken, der das viele Regenwetter miterlebt habe.

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Nun versucht sie, die noch verbleibende Saison mit ihrem Personal finanziell und organisatorisch zu überstehen: Zwei Personen aus Ungarn helfen bei ihr als Stammpersonal mit und in diesem Jahr noch die zwei jungen Frauen aus Kirgistan. In den Sommerferien werde sie auch die Aushilfen brauchen sowie Hilfe aus ihrer Familie.

Ganz aufgeben will sie die Hoffnung nicht. „Ich freue mich jetzt einfach auf super Wetter und viele Beach-Partys und Live-Events hier am See“, sagt sie und hofft damit, der Abhängigkeit von der Witterung zu trotzen. Das wird schon gutgehen.