Drei Zusammenstöße zwischen Radfahrern, dazu drei weitere schmerzhafte Begegnungen, an denen mindestens ein Radler beteiligt war – Konstanz erlebt momentan eine auffällige Häufung von Radunfällen innerhalb weniger Tage. Am späten Dienstagnachmittag, 26. September, traf es einen 48-Jährigen auf dem Bodenseeradweg im Industriegebiet auf Höhe der dortigen Leichtbauhalle für Flüchtlinge besonders hart.

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Rennradfahrer trug keinen Helm

Laut Polizeipräsidium Konstanz war er offenbar nicht schuldlos an seinen Verletzungen. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr er gegen 17 Uhr auf seinem Rennrad stadtauswärts und kam dabei zu weit nach links. Er streifte die Umhängetasche einer 15-jährigen Radlerin im Gegenverkehr, verlor die Kontrolle über sein Rad und knallte auf den Boden. Dagegen konnte sich das Mädchen abfangen und blieb unverletzt.

Ein Rettungswagen brachte den 48-Jährigen, der kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte, zur weiteren Versorgung in eine Klinik. Einen Helm habe er nicht getragen, wie Polizeisprecherin Katrin Rosenthal auf Anfrage sagte.

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Auch der Polizei ist die Häufung in den vergangenen Tagen aufgefallen, eine alles erklärende Begründung für diesen sprungartigen Anstieg gibt es allerdings nicht. Im Juli waren Radfahrer in Konstanz laut Rosenthal an 31 Unfällen beteiligt, im August an 22 (2022: Juli 45, August 33, September 23). Die Zahl für September 2023 steht noch nicht fest, da die Einträge in die Unfalldatenbank nicht tagesaktuell vorgenommen werden – es dauert also bis etwa Mitte Oktober, ehe sie vorliegt.

Bei Unfällen, die von Radlern selbst verschuldet wurden, ermittelten die Polizeibeamten in den vergangenen Wochen zwei Hauptursachen: nicht angepasste Geschwindigkeit sowie „Ablenkung in anderen Fällen“, womit alles außer die direkte Handybenutzung während der Fahrt gemeint sein kann. Also etwa auch das Musikhören mit Kopfhörern.

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„Dieselben Vorschriften wie für alle“

Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) steht angesichts der momentanen Unfallserie einmal mehr fest: Es geht auch künftig nur mit Eigenverantwortung der Fahrradnutzer. „Für Radfahrer und Radfahrerinnen gelten dieselben Vorschriften wie für alle“, sagt ADFC-Ortschef Ralf Seuffert vom Kultur-Rädle am Bahnhof.

Er fügt hinzu: „Umsicht, Voraussicht und Rücksichtnahme fördern das gedeihliche Miteinander im Verkehr.“ Eine ordentliche Beleuchtung, das Tragen eines Helms und die technische Instandhaltung des eigenen Rades trügen ebenfalls dazu bei, dass die Zahl der Unfälle (oder zumindest deren Folgen) minimiert wird.

Ralf Seuffert vom ADFC appelliert an die Radfahrer, umsichtig zu fahren.
Ralf Seuffert vom ADFC appelliert an die Radfahrer, umsichtig zu fahren. | Bild: Patrick Brauns | SK-Archiv

Aber Seuffert sieht auch die Verkehrsplaner in der Pflicht, gerade in einer Kommune wie Konstanz, in der laut Stadtverwaltung 34 Prozent des innerstädtischen Verkehrs mit dem Fahrrad oder E-Bike abgewickelt werden. „Natürlich gehört dazu eine gut organisierte Infrastruktur der Stadt – hieran mangelt es in Konstanz immer noch an vielen Stellen“, sagt der ADFC-Verantwortliche. Er denkt dabei etwa an fehlende oder unzureichende Radwege und an gefährliche, unübersichtliche Kreuzungen wie den Zähringerplatz.

Genau dort waren erst am Montag, 25. September, zwei Radler mit schmerzhaften Folgen zusammengerauscht. Ursache bei diesem Unfall: Ein 36-Jähriger hatte den Radstreifen auf der falschen Straßenseite benutzt und war noch dazu an einer schwer einsehbaren Stelle links in den Gegenverkehr abgebogen.

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Kontrollen zeigen in Konstanz immer wieder, dass es mancher Fahrradfahrer mit den Verkehrsregeln nicht so genau nimmt. So waren etwa im September 2022 drei Stunden lang Radler von der Polizei und Mitarbeitern der Stadtverwaltung kontrolliert worden. 34 der Pedalritter missachteten in dieser Zeit an eben jenem Zähringerplatz das Rotlicht der Ampel. 37 weitere waren, insbesondere am Sternenplatz, entgegen der Fahrtrichtung oder nicht auf dem vorhandenen Radweg unterwegs.