Die Polizisten stehen am Zähringerplatz. Sie sind nicht zu übersehen. Ein Fahrradfahrer fährt zwischen ihnen durch. Das ist mehr als kess. „Sie fahren gerade in die falsche Richtung“, sagt einer der Polizisten. Dass er einen Fehler gemacht hat, sieht er nicht wirklich ein, denn schließlich wohne er ja hier.
„Dann können Sie auch schieben“, bekommt er zur Antwort. Die Beamten ahnden sein Fehlverhalten nicht. Mit Augenmaß kontrollieren sie, in der Hoffnung, dass auch diese kleinen Gespräche Wirkung zeigen. Schließlich geht es vor allem um Prävention, um die Bekämpfung von Radunfällen und damit letztlich um Menschenleben.
Eine rote Ampel gilt auch für Radfahrer
Die Ampel an der Kreuzung am Zähringerplatz ist Rot. Trotzdem fahren einige Fahrradfahrer an diesem Vormittag von der Friedrichstraße kommend auf die andere Straßenseite. Ein riskantes Manöver, dessen sie sich nicht bewusst zu sein scheinen. Kaum haben sie die Straße gequert, werden sie von den Polizisten in Empfang genommen und auf ihr Delikt aufmerksam gemacht.

Ein Fahrradfahrer scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein, weshalb der Polizist noch einmal klarstellen muss: „Sie haben zwei Ampeln nacheinander überfahren und sind um die stehenden Personen herumgefahren.“ Das ist definitiv kein Kavaliersdelikt.
Eine rote Ampel zu ignorieren wird auch für Radler teuer: 60 Euro plus ein Punkt in Flensburg. Ob zwei Ampeln nacheinander noch teurer werden? Auf jeden Fall geht eine Anzeige an die Bußgeldstelle mit dem Hinweis, dass zwei Ampeln überfahren wurden. Dort wird entschieden, wie solche Fälle geahndet werden.
Manchen fehlt das Unrechtsbewusstsein
„Viele haben kein Unrechtsbewusstsein“, stellt Andreas Bohn vom Gemeindevollzugsdienst aus Erfahrung fest. Rote Ampeln würden von vielen Radfahrern ignoriert, obwohl auch sie anhalten müssen. Der Gemeindevollzugsdienst kann auf Straßen nicht eingreifen, das obliegt der Landespolizei.
„Auf Gehwegen haben wir ein Anhalterecht“, so Bohn, der berichtet, dass dies häufig geschehe. Und das sei nicht ungefährlich: „Die Leute kommen aus der Haustür raus: Da rechnet man nicht mit Radfahrern.“ Was kaum einer weiß: „Radfahren auf dem Gehweg kostet 55 Euro“, so Andreas Bohn.

Ein älterer Herr zeigt sich gegenüber den Beamten einsichtig. „Ich bin über eine rote Ampel gefahren, weil kein Fahrzeug kam“, gibt er auch gegenüber dem SÜDKURIER offen zu. Er ist an diesem Vormittag der Einzige, der überhaupt für ein Gespräch bereit ist. Wie den anderen auch ist ihm der Vorgang unangenehm, weshalb er seinen Namen nicht sagen möchte. Fest steht für ihn allerdings: Künftig wird er an jeder roten Ampel halten. „60 Euro sind kein Trinkgeld. Das Lehrgeld ist saftig.“
Lebensgefährlich: Bei Rot über die Bahngleise
Noch teureres Lehrgeld mussten jene bezahlen, die beim Konzil über den Bahnübergang fuhren, obwohl die Signalanlage Rot zeigte und sich die Schranken schon langsam schlossen. Fünf Personen radelten einfach noch schnell rüber, obwohl auf der anderen Seite das Polizeifahrzeug und die Einsatzkräfte nicht zu übersehen waren.

Die Einsicht, dass solches Fehlverhalten extrem gefährlich sein kann, fehlte, sowohl bei jungen als auch betagten Radfahrern. Ein Senior, der angehalten wurde, meinte nur, er kenne den Bahnübergang und fahre immer drüber, auch bei Rot. Schließlich sei er ja Konstanzer.
Das wäre eigentlich schon Vorsatz. Den ließen die Beamten außer acht, sondern ahndeten lediglich den eigentlichen Verstoß. Aber diese Buße tut wirklich weh, denn das kostet nicht nur 240 Euro, sondern gibt noch zwei Punkte in Flensburg und obendrauf ein Monat Fahrverbot für Führerscheininhaber.
Einige Passanten bedanken sich bei den Polizisten
Dass südlich der Konzilstraße – zwischen Bahngleisen und Bodensee – Fußgängerzone und damit das Radfahren verboten ist, scheinen auch viele Konstanzer nicht zu wissen. Sie radeln einfach flott vor sich hin. Auch die Fahrverbotsschilder und Baken, die wegen der Bodenseewoche beim Konzilvorplatz aufgestellt sind, werden von einigen mit Nichtachtung gestraft.

In den zwei Stunden, in denen Polizei und Gemeindevollzugsdienst kontrollierten, hatten sie allerdings Pech und mussten 55 Euro berappen. Das Fazit der rund zweistündigen Kontrollen während der Pfingstferien an zwei Stellen in Konstanz: 41 Verstöße insgesamt. 16 Rotlichtverstöße, davon 5 am Bahnübergang.
Die Radfahrer, die geahndet wurden, waren nicht glücklich. Dafür bekam die Polizei für ihre Aktion von Fußgängern Lob. Einige bedankten sich im Vorübergehen.