„Hinschauen und widersprechen gegen rechtsextreme Tendenzen“, mahnte Bettina Gräfin Bernadotte anlässlich des Starts ins Blumenjahr. Damit positioniert sich die Geschäftsführerin der Insel Mainau deutlich gegen die Pläne rechtsextremer Kreise zur massenhaften Deportation – also Zwangsausweisung – von Menschen nicht-deutscher Herkunft und Andersdenkenden. Bekannt geworden ist dieses Vorhaben auch unter der Wortschöpfung „Remigration“, das 2023 als Unwort des Jahres benannt wurde.
„Das bedroht Menschenwürde und Vielfalt und rührt an den Grundfesten unserer offenen und demokratischen Gesellschaft. Unser gesellschaftliches Klima wird von dem dahinter liegenden menschenverachtenden und rassistischen Gedankengut vergiftet, Hass und Hetze geschürt“, wiederholte sie bereits Ende Januar die in sozialen Medien veröffentlichte Stellungnahme der Blumeninsel.
Viele zehntausend Gäste aus aller Welt besuchen den Tourismusmagneten. „Unsere Mitarbeitenden kommen aus 42 Nationen. Wertschätzung ist ein zentraler Wert unserer Unternehmenskultur, deshalb wollen wir Menschen – und der Natur – aufmerksam, ehrlich interessiert und zugewandt begegnen. Zu unserem gesellschaftlichen Beitrag als Unternehmen gehört es, Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit zu leben und für sie einzustehen“, erklärte die Geschäftsführung.
Der Ruf nach Frieden ist auch derzeit wieder laut
Mit launigen Worten hatte zuvor Mit-Geschäftsführer Björn Graf Bernadotte die Gäste des Medientermins begrüßt. „Peace, liebe Brüder und Schwestern“, rief er aus. Frieden war neben Love (Liebe) und der Musik das zentrale Thema der Hippie-Bewegung. „Flower Power – Die wilden 70er“ lautet das Motto des aktuellen Blumenjahres.
Der Ruf nach Frieden sei so aktuell wie vor gut 50 Jahren, erklärte Gräfin Bettina. Mit der Orchideenschau im Palmenhaus gibt es bereits den ersten farbenfrohen Eindruck zum Jahresmotto. An einer Garderobe hängen grellbunte Kleidungsstücke aus jener Zeit, die Besucher anziehen können, um etwa am nachgebauten VW Bully für Erinnerungsfotos zu posieren.

Ab Anfang April gibt es eine neue Attraktion für Kinder – und wohl auch für die großen, vorzugsweise männlichen Kinder –, die eine sehr hohe Anziehungskraft ausüben dürfte. „An vier Baggern und zwei Kränen können sie üben, was es heißt, Landschaftsgärtner zu sein“, scherzte Gartendirektor Markus Zeiler.
Der Platz vor dem Schmetterlingshaus wird mit großen Sitzgelegenheiten aufgewertet. Große Bilderrahmen, ausstaffiert mit Pflanzen, bieten weitere Fotopunkte. „Auf dem Schlosshof oder dem dortigen Rasen wollen wir demnächst das Peace-Zeichen mit Blumen umsetzen. Wir wollen für diese schwierigen Zeiten ein Zeichen setzen“, erklärte Zeiler.
Mittsommerfest, Gräfliches Schlossfest und Lucia-Fest
Auch bei der Nachhaltigkeit möchte die Mainau weiter vorankommen. Innerhalb von gut 25 Jahren sei der Torfanteil von 30 auf 20 Prozent verringert worden. Dieser soll zukünftig auf null Prozent kommen. „Torf verzeiht viele Kulturfehler. Es braucht noch bessere Gärtner“, fasste Zeiler die Herausforderungen zusammen. Mittlerweile habe auch ein Testbetrieb für die Eigenkompostierung begonnen. Sollte dieser erfolgreich verlaufen, so will die Mainau weiter darin investieren.
In der Gastronomie werden die Bestrebungen fortgeführt, den Bio-Anteil zu erhöhen, teilte Gastronomiedirektor Thorben Beck mit. Im vergangenen Jahr sei der Anteil von 20 Prozent erreicht worden. „Die Herausforderungen sind Verfügbarkeit und Preise“, erläuterte er. Ziel sei es, dieses Jahr weitere drei Prozentpunkte zusätzlich zu erreichen. Die Personalsituation habe sich etwas entspannt, eine Knappheit bestehe jedoch weiterhin. Für die Schwedenschenke kündigte er weitere Öffnungszeiten an.
Im Laufe des Jahres gibt es verschiedene beliebte und traditionelle Veranstaltungen, wie das schwedische Mittsommerfest, das Gräfliche Schlossfest und das Lucia-Fest. Die Mainau Musical Nights laden zu fünf Konzerten ein. Im Winter gibt es die vierte Auflage des Christmas Garden.