Normalerweise ist so ein Andrang am Feinkoststand ja gut für den Betreiber und seine Mitarbeiter. Doch leider können sie in dem Trubel die Augen auch nicht überall haben. Und so ist es an jenem Abend im Seerhein-Center am Zähringerplatz dann passiert. „Es ist schade, die Spendenbox für die Tiere war fast voll“, sagt Mirela Ratos von Symirna Feinkost im Erdgeschoss.

Wie genau es zu dem Diebstahl kam, weiß niemand. Die Kollegin habe erst nach Ladenschluss gemerkt, dass die aufgestellte Geldsammelbox nicht mehr da war. Daraufhin wischten die Mitarbeiter auf ihrer Tafel die Angebote weg und schrieben stattdessen eine Nachricht: „An den herzlosen Dieb der Spendenbox. Wie respektlos und asozial kann man sein und den Tieren aus dem Tierheim das Geld klauen! Wir hoffen, dein Gewissen ist stärker und du bringst uns die Box zurück.“

Dass die Mitarbeiter empört sind über den Diebstahl, ist für viele verständlich: Auf einem Aufsteller schreiben sie direkt an den ...
Dass die Mitarbeiter empört sind über den Diebstahl, ist für viele verständlich: Auf einem Aufsteller schreiben sie direkt an den Langfinger. | Bild: Silvia Thalemann

Inzwischen ist jedoch so viel Zeit vergangen, dass Mirela Ratos die Hoffnung verloren hat. „Ich bin mir sicher, dass die nicht zurückgebracht wird.“ Doch wenigstens etwas Gutes hatte der Appell, wie Mitarbeiter Mateusz Paczosa erzählt: „Ziemlich viele Leute haben die Tafel gelesen und Geld in die neue Spendenbox eingeworfen.“

Den Stand der Firma Symirna, die im Einkaufszentrum unter anderem Oliven, Fetakäse und eingelegte Tomaten verkauft, gibt es seit mehr als 20 Jahren – Mitarbeiter und Vorgesetzte haben noch nie erlebt, dass da etwas wegkommt. Es lägen immer Brot oder andere Waren auf der Theke, und auch eine Box für Trinkgeld stehe da – es sei aber nie etwas verschwunden. „Auch Lebensmittel wurden bisher nicht gestohlen“, sagt Mirela Ratos.

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Mitarbeiter passen auf

Trotzdem werden die Plexiglasscheiben, die dem Schutz vor Corona-Ansteckung dienen sollen, nun auch genutzt, um es potenziellen Langfingern etwas schwerer zu machen. „Wir stellen die neue Spendenbox jetzt hinter das Plexiglas – denn wir können nicht ausschließen, dass der Täter das noch ein zweites Mal versucht“, sagt Ratos. Und Mateusz Paczosa stimmt ein: „Wir müssen jetzt aufpassen.“

Leider sei in dem Bereich im Seerhein-Center keine Kamera installiert, die den Diebstahl gefilmt hat, bedauern die Beiden. Die Spendenbox stand seit einem Jahr auf der Theke – ein paar Euro gegen die Pandemie-Folgen im Konstanzer Tierschutzheim kamen so zusammen.

Heimleiterin Heidi Schätzle mit Hund Shadow.
Heimleiterin Heidi Schätzle mit Hund Shadow. | Bild: Ansgar Taschinski (Archiv)

Davor habe man für andere gute Zwecke gesammelt. „Wir machen das gerne für die Tiere“, sagen die Mitarbeiter. Ihre Chefin Elvan Aügön sei selbst tierverliebt und habe zuhause viele Tiere. Katzen, Vögel und Hunde, um genau zu sein.

Heidi Schätzle, Leiterin des Tierschutzheims Konstanz, kann über den dreisten Spendenbox-Diebstahl nur den Kopf schütteln. „Dass jemand so etwas nötig hat, das ist einfach traurig.“ In den vergangenen fünf Jahren seien ihr selbst keine solchen Vorfälle untergekommen – abgesehen von einem Markt, der berichtete, dass Tierfutter aus der Futterspendenbox entnommen worden sei.

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Anzeige wäre wohl nutzlos

Und wird das Tierheim nun etwas unternehmen? „Was sollen wir machen“, fragt Schätzle verärgert. „Eine Anzeige gegen Unbekannt würde uns und der Polizei nur Arbeit machen.“ Und höchstwahrscheinlich ins Leere führen.

Die Leiterin des Tierschutzheims findet es aber super, dass die Mitarbeiter des Feinkoststandes den Dieb auf der Tafel ermahnen: „Dann wird es vielleicht der- oder diejenige sehen und an seinem Gewissen gepackt.“ Damit so etwas eben nicht ein zweites Mal passiert.