Kater Felix ist auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Derzeit wohnt er noch im Büro des Konstanzer Tierschutzheims. „Sein Lieblingsplatz ist auf der Tastatur – meistens, wenn ich gerade am Computer bin“, erzählt Heimleiterin Heidi Schätzle.

Wegen des Lockdowns haben auch Konstanzer viel Zeit daheim verbracht – für viele ein guter Anlass, sich ein Haustier zuzulegen. Die Nachfrage in den Tierheimen war hoch.
Jetzt kehrt der Alltag zurück: Das Homeoffice weicht dem Büro, und Sommerurlaub steht auch wieder auf dem Programm. Wird das Tierschutzheim nun von „Corona-Haustieren“, für die jetzt keine Zeit mehr bleibt, überschwemmt?

Schon zu Beginn des Lockdowns befürchtete Heidi Schätzle, dass eine Abgabewelle von Tieren drohen könnte, wie der SÜDKURIER berichtete.
Jetzt, wo Urlaubsreisen und Arbeitsalltag wieder möglich sind, hat sich das laut der Tierheimleiterin auch teilweise bestätigt: „Wir haben schon wieder mehr Tiere, die kommen und gehen zurzeit“.

Zwar habe die Abgabewelle das Konstanzer Tierschutzheim bisher noch nicht erreicht, aber „das kommt bestimmt noch“, so Schätzle. Anders sehe es jedoch bei vielen ihrer Kollegen aus. Dort würden aktuell schon vermehrt Tiere zurückgegeben.
Heidi Schätzle betont, sie hätten keine „Corona-Vermittlungen“ gemacht – sprich, Tiere an Leute vermittelt, die sich nur wegen des Lockdowns auf einmal ein Haustier anschaffen wollten.

„Wir haben uns genau die Hintergründe und Motive der Interessenten angeschaut, um die Tiere nachhaltig zu vermitteln.“ Trotzdem ließe sich nicht verhindern, dass die Tiere doch wieder im Heim landen.
Das habe vor allem einen Grund: „Viele Tiere werden im Ausland geholt, weil sie da ja ‚so süß‘ sind. Nur kann man sie da nicht zurückgeben. Also werden sie hier abgegeben.“ Vor allem für Hunde sieht es schlecht aus, denn die brauchen mehr Aufmerksamkeit als zum Beispiel Katzen, sagt Schätzle.

Der Leiterin des Konstanzer Tierschutzheims ist noch ein weiterer Aspekt aufgefallen: „Aktuell herrscht bei den Leuten eine extreme Unsicherheit“. Das wirke sich stark auf den Pensionsservice aus.
„Es ist ein Hin und Her, 50 Prozent sagen uns wieder ab, weil niemand weiß, ob der gebuchte Urlaub nun stattfinden kann oder nicht“, erklärt Heidi Schätzle.
Der Pensionsservice des Tierschutzheims sei zwar sehr gefragt, die Warteliste lang, aber die Absagen kämen oft kurz vor knapp. „So spontan kann man den Platz dann nicht mehr weitervergeben“, sagt sie.
Das sei problematisch, „der Pensionsservice ist die einzige Möglichkeit, ein bisschen Geld dazuzuverdienen“, so Schätzle. Und Geld könnte das Tierschutzheim gerade gut gebrauchen.
Finanzielle Einbußen und Unwetterschäden
Wegen des Lockdowns wurde der Pensionsservice nicht in Anspruch genommen, das habe für große Einbußen gesorgt. Wie Schätzle erzählt, sind zwar einige Spenden zusammengekommen – die finanziellen Rücklagen seien jedoch aufgebraucht. Zudem seien im Tierschutzheim auch kostspielige Reparaturen fällig.
Wegen eines Kanalproblems, verursacht durch die Unwetter im Juli, stand eines der Hundehäuser eine Woche lang unter Wasser, erklärt Heidi Schätzle. Es könne noch immer nicht genutzt werden.
Dadurch habe das Tierschutzheim acht Plätze weniger zur Verfügung. Außerdem seien Bäume beschädigt worden, die im Sommer als wichtige Schattenspender für die Tiere dienen.

Über Sachspenden wie Futter, Handtücher, Decken und Bettwäsche würde sich das Tierschutzheim immer freuen, sagt Schätzle. „Und Geldspenden sind sowieso immer gut, gerade für Tierarztkosten, die Kanalarbeiten oder einfach für die Tiere selbst.“
Heidi Schätzle hofft, dass Besucher bald wieder zum Katzen-Kuscheln und Gassi-Gehen kommen dürfen, wenn die Corona-Lage sich beruhigt hat.