Die Anwohner am Schänzle haben die Nase gestrichen voll von schlaflosen Nächten, Scherben und Müllbergen neben ihren Grundstücken sowie stinkenden Fäkalien an ihren Hecken.

„So kann es nicht mehr weitergehen“, sagt Thomas Martin, der sich zuletzt als eine Art inoffizieller Sprecher der Bürgerinteressen herauskristallisiert hat. „Der Respekt vor anderen Menschen und dem Besitz anderer Menschen ist bei vielen völlig verloren gegangen.“

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Auch auf der anderen Seite, im Herosé-Park, spielen sich seit mehreren Jahren in lauen Sommernächten ähnliche Szenen ab. Hier wie da sind die Promenaden entlang des Seerheins zu Party-Meilen geworden. Bisher fühlten sich die Anwohner im Stich gelassen von der Stadt und der Polizei. Doch nun könnte sich eine Zäsur ankündigen.

Rücksicht am Schänzle. Nicht jeder hält sich an den Wunsch.
Rücksicht am Schänzle. Nicht jeder hält sich an den Wunsch. | Bild: Schuler, Andreas

Stadt und Polizei kündigten nach den jüngsten Eskalationen am Schänzle eingehende Beratungen über eventuelle weitere Maßnahmen an, um Herr der Lage zu werden und die Situation zu befrieden. Am Mittwoch und Donnerstag nun berieten sich die Institutionen und verfassten eine gemeinsame Pressemitteilung.

„Stadt und Polizei werden das Gebiet am kommenden Wochenende wieder mit allen verfügbaren Kräften kontrollieren“, steht dort. „Insbesondere wird darauf hingewirkt, dass die in der Polizeiverordnung festgesetzte Nachtruhe ab 22 Uhr beachtet wird. Dabei können größere Verstärkeranlagen und Lautsprecherboxen auch am Schänzle trotz einer Entfernung von über 50 Metern von den nächsten Wohngebäuden polizeirechtlich beschlagnahmt werden.“

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Allein der Glaube fehlt...

Thomas Martin freuen solche Ankündigungen, doch die schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre machen ihn eher skeptisch. „Wir wurden schon so oft enttäuscht, dass mir der Glaube fehlt“, sagt er. „Doch ich bin der Erste, der sich bedankt, wenn uns in unserer Aussichtslosigkeit geholfen wird. Wir alle hoffen, dass das keine Lippenbekenntnisse sind.“

Auch der Präventionsrat mit den Gemeinderäten Manfred Hölzl und Gabriele Weiner an der Spitze und Dennis Neuhäuser von der Geschäftsstelle tagten und beziehen Stellung zur Problematik.

„Nach dem Lockdown, ausfallenden Festivals und Konzerten sowie bei weiterhin stark eingeschränktem Nachtleben, kann der Präventionsrat das Bedürfnis zu feiern, zusammenzukommen und ausgelassen zu sein, nachvollziehen. Auch ist verständlich, dass sich aufgrund der aktuellen Situation das Geschehen in den öffentlichen Raum verlagert“, schreiben sie.

Gabriele Weiner und Manfred Hölzl vom Präventionsrat. Sie machen sich stark für eine Verlagerung der Partyszene auf Klein Venedig.
Gabriele Weiner und Manfred Hölzl vom Präventionsrat. Sie machen sich stark für eine Verlagerung der Partyszene auf Klein Venedig. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die derzeitige Entwicklung am See- und Rheinufer geben allerdings Anlass zur Besorgnis, so der Präventionsrat: „In den vergangenen Wochen wurden nach Partys große Mengen an Müll und Glasscherben hinterlassen, die achtlos über das gesamte ‚Partygelände‘ verteilt wurden. Außerdem kam es zu massiven Ruhestörungen bis weit nach Mitternacht. Dieses sozial-unverträgliche Verhalten missbilligt der Präventionsrat ausdrücklich.“

Die Mülleimer im Herosé-Park sind offenbar zu klein für den Bedarf der Party-Gemeinde.
Die Mülleimer im Herosé-Park sind offenbar zu klein für den Bedarf der Party-Gemeinde. | Bild: Schuler, Andreas

Präventionsrat, Stadt und Polizei appellieren an die Feiernden, Rücksicht zu üben, die Regeln für ein gutes Miteinander zu beachten und Verantwortung zu übernehmen. „Insbesondere soll vermieden werden, die öffentlichen Flächen zu vermüllen, durch den Lärm die Nachtruhe der Anwohner zu stören und durch Scherben Menschen und Tiere zu gefährden“, heißt es in der Stellungnahme.

Am Schänzle seien einzelne Personen beobachtet worden, die mutwillig Flaschen zerschlagen. „Sie gefährden mit ihrem Verhalten auch Familien und Kinder, die das Gebiet als Freizeitfläche nutzen, aber auch die Partygäste vor Ort und letztendlich sich selbst.“ Auch die aktuellen Corona-Regeln müssten nach wie vor eingehalten werden, Ansammlungen seien weiterhin nur bis 25 Personen zulässig, das heißt, nur hier könne auf den Mindestabstand verzichtet werden.

Entlang des Seerheins nehmen an Wochenende die Menschenmengen im Laufe des Nachmittags und Abends zu. Wenn es Nacht wird, steigen ...
Entlang des Seerheins nehmen an Wochenende die Menschenmengen im Laufe des Nachmittags und Abends zu. Wenn es Nacht wird, steigen Lärmpegel und Vermüllung. | Bild: Schuler, Andreas

Die Lärmschutzinitiative Konstanz und die Bürgergemeinschaft Petershausen begrüßen die Verurteilung der in ihren Augen „unhaltbaren Zustände“ sowie die Anstrengungen der Stadtverwaltung, attraktive Freiräume zu schaffen.

Der Präventionsrat nimmt weiterhin Stellung zu Maßnahmen: „Die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst begleiten diese Partys mit dem Augenmerk, können aber nicht garantieren, dass damit die Nachtruhe vollumfänglich eingehalten wird. Massives Einschreiten birgt die Gefahr, dass es zu stärkerer Gewalttätigkeit und Vandalismus kommt.“

„Eine Bankrotterklärung“

Michael Scholtz von der Lärmschutzinitiative und der Bürgergemeinschaft sagt dazu: „Das halten wir für eine Bankrotterklärung vor den Übeltätern und ein Anreiz, ohne Rücksicht auf die Rechte der Bürger, weiter zu machen. So wie massiv gegen die Autoprotzer-Szene mit ausreichendem Polizeiaufgebot vorgegangen wird, muss erwartet werden, dass auch genügend Ordnungskräfte vorhanden sind, um die Verordnungen zur Einhaltung der Nachtruhe durchzusetzen.“

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Oft werden derartige Massen-Partys über die sozialen Medien oder Messenger-Dienste wie WhatsApp organisiert. Was offenbar aber dabei nicht bedacht wird: „Dies bringt für den Organisator bestimmte Verantwortlichkeiten mit sich“, schreiben Polizei und Stadt.

„Wenn durch eine solche Massen-Party auf Grund eines Aufrufes oder dessen Weiterverbreitung in einem sozialen Netzwerk die öffentliche Sicherheit oder Ordnung beeinträchtigt und deshalb ein Polizeieinsatz erforderlich wird, haften die für den Aufruf oder dessen Weiterverbreitung verantwortlichen Personen für die Kosten des Einsatzes.“

Ein ganz normaler Morgen nach einer lauen Sommernacht im Herosé-Park.
Ein ganz normaler Morgen nach einer lauen Sommernacht im Herosé-Park. | Bild: Rau, Jörg-Peter/SK-Archiv

Das könne sich auf bis zu 50.000 Euro belaufen. Wegen dieses Kostenrisikos rät die Polizei dringend davon ab, derartige Aufrufe zu veröffentlichen oder weiterzuverbreiten. Bei widerrechtlichem Verhalten müssen die Betroffenen laut Polizei mit weiteren polizeilichen Maßnahmen wie Platzverweisen, Anzeigen oder auch Festnahmen rechnen.