Die Nachricht verbreitete sich schnell im Elternnetzwerk: „Schon gehört? Ein Zweig der Linie 11 soll eingestellt werden, die Verbindung von Staad zur Uni!“ Für Kinder aus Staad und Allmannsdorf, die die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) besuchen, bedeutet dies: keine direkte Verbindung mehr zu ihrem Lernort mit der Linie 11. Auch Studierende der Universität Konstanz, die von der anderen Seeseite kommen, sind von dieser Umstellung betroffen.
Tatsächlich bestätigt Stadtwerke-Sprecher Josef Siebler: „Voraussichtlich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 wird bei der Linie 11 der Linienast von Staad/Autofähre zur Universität eingestellt. Es gibt eine sehr geringe Nachfrage auf diesem Ast.“ Die Verbindung von Staad zur Universität war im Oktober 2016 geschaffen worden. Damals sei eine größere Frequentierung erwartet worden, so Siebler. Diese Erwartung habe sich nicht erfüllt.
GSS-Leiter Thomas Adam ärgert sich über zwei Dinge. Zum einen bedeute die Einstellung dieses Linienzweigs „eine nicht zu unterschätzende Einschränkung für die Attraktivität unserer Schule, zu deren wichtigen Einzugsgebieten die Stadtteile Staad und Allmannsdorf gehören.“

Die Entscheidung der Stadtwerke treffe nicht nur seine Schule. Denn immer wieder werden die innerstädtischen Gymnasien stärker nachgefragt als Plätze zur Verfügung stehen, vor allem Humboldt- und Ellenrieder-Gymnasium müssen regelmäßig Kinder abweisen. „Zur Entlastung dieser Schulen braucht die Scholl-Schule eine attraktive ÖPNV-Anbindung“, so Adam.
Kritik an Kommunikation der Stadtwerke
Zum anderen hätte der Schulleiter sich von den Stadtwerken gewünscht, im Vorfeld eingebunden zu werden. „Wir erfuhren durch den Hinweis einer Mutter von der beabsichtigten (Teil-) Einstellung der bisherigen Linie 11“, sagt er. „Eine Kommunikation im Vorfeld wäre für alle Beteiligten einfacher gewesen.“
Er und sein Stellvertreter Georg Herrenknecht wollen noch nicht aufgeben. Sie verfassten einen Brief an alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen und das Amt für Bildung und Sport mit der Bitte, die Schule zu unterstützen. „Wir werden gemeinsam mit unseren Elternvertretern für den Erhalt oder eine Kompromisslösung eintreten“, schreiben die beiden Schulleiter.
Das bestätigt Lilian Riedlinger, Elternbeiratsvorsitzende der GSS. „Wir sind ein bisschen fassungslos“, sagt die Mutter. „Auch die Schüler der Vororte brauchen diesen Zweig der Linie 11, teilweise auch zum Umstieg von der anderen Richtung. Es kann nicht sein, dass der ersatzlos gestrichen wird!“
Lilian Riedlinger wird noch deutlicher: „Einsparungen und Auslastung sind interne Belange, aber da wird nicht über den Tellerrand geschaut, was das für die Schüler bedeutet. Schade, dass mit uns niemand vorab gesprochen hat.“

Der Elternbeirat möchte ebenfalls noch an die Stadtwerke schreiben. Doch deren Entschluss steht fest, wie Sprecher Josef Siebler sagt: „Da die Planungen schon vorangeschritten sind, planen wir keine weiteren Gespräche.“ Ersatzlos gestrichen werde die Verbindung Staad-Universität aber nicht: „Es wird ein neuer Schulbus geplant, dieser wurde auch vor der Verlängerung der Linie 11 angeboten.“
Wo dieser Schulbus zu welchen Zeiten hält, können die Stadtwerke jetzt noch nicht sagen: „Es sind noch letzte interne Abstimmungen nötig. Einzelheiten werden zum Fahrplanwechsel im Dezember veröffentlicht.“ Lilian Riedlinger fürchtet: „Der Schulbus wird nur zur ersten und sechsten Stunde fahren. Aber was ist, wenn Kinder früher oder später zur Schule oder nach Hause müssen?“

Auch die Uni wusste von nichts
Die Universität Konstanz war ebenfalls nicht in den Prozess eingebunden, wie die Stadtwerke bestätigen. Die Hochschule wurde nicht einmal informiert, wie Pressesprecherin Helena Dietz sagt: „Uns erreichte seitens der Stadtwerke bisher keine Information zu einer Änderung der Route der Linie 11.“
Die Universität werde nun Rücksprache mit den Stadtwerken halten und die Sachlage klären. „Selbstverständlich sind wir aber sehr daran interessiert, dass die Verbindung zwischen der Fähre und dem Campus durch die Linie 11 auch weiterhin erhalten bleibt“, sagt Helena Dietz. „Für Studierende und auch für viele pendelnde Beschäftigte der Universität, die über die Fähre oder aus Staad anreisen, ist die Linie 11 eine wichtige Verbindung.“
Dazu sagt Josef Siebler: „Fahrgäste aus Allmannsdorf und Staad erreichen die Universität weiterhin über die Linien 1 und 9B.“ Dazu müssen sie – im Gegensatz zur Direktverbindung mit der Linie 11 – am Tannenhof umsteigen.
Wie viele Studierende aus Richtung Staad oder Allmannsdorf an die Uni pendeln, weiß die Hochschule nicht. „Wir können aber aus unserer Mobilitätsbefragung von 2020 sagen, dass mehr als die Hälfte unserer Studierenden, also über 5000, prinzipiell mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist“, so Dietz.
Scholl-Schulleiter Thomas Adam kann durchaus nachvollziehen, dass die Stadtwerke als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt auf Auslastung und Kosten schauen. „Die machen das sicher mit Sinn und Verstand, aber mit dem öffentlichen Nahverkehr ist es wie mit Krankenhäusern“, sagt er. „Das kann sich nicht rechnen. Ich weiß auch um die finanziellen Nöte der Stadt, aber die Anbindung von Schulen muss gewährleistet sein.“