Stolperfallen und Dunkelheit: Die Nutzer der Buslinien zur Konstanzer Universität sind derzeit ungewohnten Risiken ausgesetzt. Wegen eines Neubaus wurden die Haltestellen an den Parkplatz Nord verlegt. Die Beleuchtung dorthin sei jedoch völlig unzureichend, die Sicherheit nicht gewährleistet, beklagen nicht nur Uni-Mitarbeiterin Mona Günther und Ioannis Tagos vom Vorstand der verfassten Studierendenschaft.
Nicht nur die Beleuchtung ist problematisch
Nach Wochen der Kritik reagiert auch die Universität. Sprecher Jürgen Graf teilt mit, die Zuständigkeit liege beim Amt für Vermögen und Bau in Baden-Württemberg. „Wir sind in Kontakt und haben um die Beseitigung der Mängel gebeten.“
Es gehe dabei nicht nur um die Beleuchtung, sondern auch um den barrierefreien Zugang und Möglichkeiten zum Unterstellen. Das Amt habe zugesagt, sich mit Priorität um Abhilfe zu kümmern. Das Amt selbst sagt, schon gehandelt zu haben, stellt aber weitere Verbesserungen in Aussicht.

Vor Kurzem hatte sich das in einer Mail der Liegenschaftsverwaltung der Universität an die Studierenden ganz anders angehört. Dort hieß es damals, ein zeitnaher Ausbau der Wegbeleuchtung im Waldstück sei sehr unwahrscheinlich.
Das brachte Studierende in Rage. Es gehe nicht grundsätzlich um die Verlegung der Bushaltestelle, schreibt der Vorstand der verfassten Studierendenschaft in einem offenen Brief an die Universität und das Amt für Vermögen und Bau. „Das allein ist noch nicht kritisch. Die Studierenden könnten mit diesem Umstand fertig werden.“ Er beklagt aber, die Beleuchtung an der Eggerhaldestraße sei „absolut unzureichend“ und manche Straßenlaternen sogar defekt.
Ioannis Tagos und Mona Günther zeigen bei einem Termin vor Ort, was die Kritik ausgelöst hat. Tatsächlich sind Teile des Weges durch den Wald steil und stockdunkel. Ein Beleuchtungsmast am Parkplatz ist ausgefallen. An der Eggerhaldestraße wurden Leuchten provisorisch neu aufgestellt. Der Hauptweg zu den Bussen scheint zwar beleuchtet, doch wenig sicher.
470 Unterschriften von Kritikern
Pulks von Studierenden laufen quer über die Straße. Der eingezeichnete Fußgängerweg ist Makulatur, ebenso der Fußgängerstreifen. Auf der Straße, die vor allem der Belieferung naturwissenschaftlicher Gebäude dienen soll, fahren auch in den Abendstunden ständig Autos.
Mona Günther sammelt Unterschriften mit dem Ziel, die Lage für die Nutzer der Busse zu verbessern. Die Aktion auf der Internetplattform change.org ist mit „Ausbau der Sicherheit und Barrierefreiheit der Ersatzhaltestelle – Uni Konstanz“ überschrieben. Die ersten 470 Unterschriften sind schon eingegangen.
Sie ist zwar nur eine von rund 2000 Angestellten der Universität Konstanz, doch sie hat den Unmut mitbekommen und sich entschlossen, zu handeln. Im Text zur Petition heißt es: „Uns ist der Weg auch schon vor der Zeit der Verlegung der Haltestelle bekannt.“ Schon damals habe er wegen der vielen Bäume und Büsche am Wegrand Unbehagen hervorgerufen. „Man konnte schon früher nicht erkennen, wer einem auf diesem Weg begegnet.“

Mona Günther schreibt weiter: „Zudem möchten wir darauf aufmerksam machen, dass der besagte Weg wie auch die Bushaltestellen nach unseren Vorstellungen nicht barrierefrei sind.“ Der Pfad durch den Wald sei steil und insbesondere im Herbst durch das nasse, herabgefallene Laub glatt. Im Winter werde sich die Lage verschlechtern.
Busse halten nicht direkt an der Kante
Am Haltesteig der Linie 11 müssten Busse zudem einen solchen Bogen fahren, dass sie gar nicht direkt an der Kante halten könnten. Es bleibe oft ein Spalt von 30 bis 40 Zentimetern und damit die Frage, ob die Klappe in den Bussen noch ausreicht, die für Rollstuhlfahrer als Brücke zum Haltesteig dienen soll.
Ioannis Tagos vertritt rund 11.000 Studierende. „Wir wollen, dass sich endlich was ändert. Je näher man dem Wald kommt, desto dunkler wird es“, sagt er. Er wünscht sich, dass nicht mehr über Zuständigkeiten gestritten, sondern gehandelt wird. Die Verlagerung der Haltestellen sei ja nicht nur vorübergehend, sondern für viele Jahre.

Das Landesamt für Vermögen und Bau will schon tätig geworden sein, als erste Hinweise auf Mängel vorlagen. Leiter Thomas Steier schreibt auf Anfragen: „So wurde die Ausleuchtung der Interimshaltestellen umgehend verbessert.“ Weitere Maßnahmen seinen geplant: „Darüber hinaus ist vorgesehen, den kurzen Fußweg auf der Ostseite des Parkplatzes ebenfalls zu beleuchten.“
Die zusätzliche Leuchten und die Verlegung der Kabel seien bereits beauftragt. Das Amt habe zudem Kontakt zur Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg aufgenommen, welche für die Beleuchtung des eigentlichen Parkplatzes Nord zuständig sei. „Wir haben gebeten, ausgefallene Leuchten zu reparieren beziehungsweise zu ersetzen.“
Zuständiges Amt verweist auf Alternativen
Grundsätzlich kommt Steier zum Schluss: „Die Interimshaltestellen der Linien 9 und 11 sind ausreichend beleuchtet.“ Es gebe auch einen ausreichend beleuchteten Fußweg zu den Gebäuden, und zwar den sogenannten Telegrafenweg auf der Westseite des Parkplatzes. Auch die ausgeleuchtete Eggerhaldestraße biete einen sicheren Zugang. Allerdings nutzten viele Passanten den etwas kürzeren Weg durch den Wald.

Grundsätzlich, so teilt Steier auf Nachfragen mit, gebe es wegen der Schutzgebiete rund um den Campus die Auflage, die Lichtverschmutzung so gering wie möglich zu halten. Dies sollten spezielle Leuchten sicher stellen, die auf einen Weg gerichtet sind und nicht auch noch die Umgebung erhellen.
Zur Lage der Ersatzhaltestellen sieht Steier keine Alternativen. Nur der Parkplatz Nord sei dafür geeignet. Die Stadtwerke Konstanz, die den Nahverkehr betreiben, haben den neuen Standort laut Sprecher Josef Siebler nicht ausgesucht. „Aus betrieblicher Sicht sind die Ersatzhaltestellen jedoch praktikabel“.