Die CDU will wieder die stärkste Kraft im Konstanzer Gemeinderat werden. Dieses Ziel gaben bei der Aufstellung der Liste für die Wahl am 9. Juni gleich mehrere Kandidaten aus. Auch Ortsvorsitzender Joachim Filleböck zeigte sich kämpferisch. Die zuletzt steile Talfahrt der Christdemokraten werde sich sogar umkehren, so seine Hoffnung. Dafür stehe auch seine Kandidatenliste mit einigen Überraschungen – die CDU setzt erkennbar auf Frauen und junge Bewerberinnen und Bewerber.
Die Erwartungen sind dabei nicht gering: Lag die Partei 1999 noch unangefochten bei über 30 Prozent, konnte sie 2014 letztmals mit 25,1 Prozent und zehn (von 40) Sitzen das beste Ergebnis erzielen. 2019 folgte mit 18,4 Prozent und nur noch sieben Sitzen ein Allzeit-Tief. Auch die Parteibasis wird kleiner: Einst hatte der Stadtverband mehr als 500 Mitglieder. Am Freitag, 23. Februar, waren noch 40 Stimmberechtigte bei der Listenaufstellung im Constanzer Wirtshaus.
Dennoch zeigte sich die CDU optimistisch. Und in der Tat hält die jetzt aufgestellte Liste eine Reihe von Überraschungen bereit, mit der auch langjährige Begleiter der Kommunalpolitik eher nicht gerechnet hätten. Hier einige wesentliche Ergebnisse von der Nominierungsversammlung:
Das Spitzenkandidaten-Duo transportiert eine Botschaft
Auf Platz eins der Liste steht Sabine Feist, Architektin und in Konstanz auch für ihr Engagement in der katholischen Kirche bekannt. Sie war schon von 2014 bis 2019 ein fraktionsübergreifend geschätztes Mitglied des Gemeinderats und trat wegen familiärer Verpflichtungen nicht nochmals an. Nun ist sie zurück und das gleich als Spitzenkandidatin. Mit ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit steht sie eher für schwarz-grün als für konservativ. Auf Platz zwei folgt Nicolas Flöß, der erst 22 Jahre alt ist und den Vorsitz der Jungen Union innehat. Er kommt aus Litzelstetten.

Die CDU will weg vom alte-Männer-Image und setzt auf junge Leute und Frauen
Zeitweise hatte die CDU-Gemeinderatsfraktion keine einzige Frau in ihren Reihen, derzeit ist es genau eine. Das liegt zum Teil auch daran, dass die CDU-Wähler ihre Stimmen bisher lieber an Männer auf hinteren Listenplätzen vergeben haben. Mit der Liste für 2024 wolle man bewusst ein neues Angebot machen, so Vorsitzender Filleböck.
Im vorderen Viertel wechseln sich Männer und Frauen exakt ab, über die ganze Liste beträgt der Frauenanteil 37,5 Prozent (15 von 40). Ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber sind unter 30. Auf Platz 16 und 29 kandidieren sogar zwei Schüler, die sich bisher in der Jugendvertretung der Stadt engagiert haben: Nelio Gugelberger und Jan Gratwohl, beide 18 Jahre alt.


Die amtierenden Stadträte treten bescheiden in die zweite Reihe zurück
Das bestplatzierte amtierende Gemeinderatsmitglied ist auf Platz drei Heike Rawitzer, die selbst erst vor knapp einem Jahr für Wolfgang Müller-Fehrenbach nachgerückt war. Sie spricht selbst von einer „hammerstarken Liste mit hohem Frauenanteil“. Fraktionschef Roger Tescheulin gibt sich mit Platz acht zufrieden, Manfred Hölzl ist auf Rang elf und Markus Nabholz auf 13. Allerdings können die Wähler sie mit ihren Stimmen am 9. Juni deutlich nach oben platzieren, was gerade bei der CDU immer wieder passiert, wenn bekannte Namen auf der Liste stehen. Heinrich Fuchs, Daniel Gross und Kurt Demmler aus der amtierenden Fraktion treten nicht erneut an.

Auch Leute ohne jahrelanges Buckeln haben in der Partei eine Chance
Während manche der vorn platzierten Kandidaten schon viel für die Partei getan haben – so etwa Levin Eisenmann als Landtagskandidat, Joachim Filleböck als Ortsvorsitzender oder Marco Diegruber als Öffentlichkeitsarbeiter –, sind andere recht direkt zu einem guten Listenplatz gekommen.
Unter ihnen ist Dorothea Maier-Zepf auf Rang fünf, die sich bisher vor allem in Elternbeiräten engagiert hat und vor fünf Jahren sogar für die Freien Wähler angetreten war. Katharina Desprez, 26, ist bei der Jungen Union aktiv, hat aber wie viele andere der jungen Bewerberinnen und Bewerber keine lange Konstanzer Parteikarriere vorzuweisen. Einige derer, die auf die Liste gesetzt wurden, sind nicht einmal Parteimitglieder.


In der CDU wird wenn, dann im Hintergrund gestritten.
Anders als zum Beispiel bei der SPD gab es bei der CDU keinerlei Kampfkandidaturen. Die Listenaufstellung zeige, dass die CDU „mittendrin im Generationenwechsel“ sei, so Vorsitzender Joachim Filleböck. In mehreren Runden und auch mit thematischen Workshops hatte die Partei ihr Personaltableau vorbereitet, hieß es in der Sitzung. So kam es auch zu keinerlei Widerstand gegen den Vorschlag des Parteivorstandes. Aus rechtlichen Gründen musste jede Person auf der Liste einzeln gewählt werden, dabei hätten einzelne auch durchfallen können. Dies war aber nicht der Fall. Bei niemandem habe es eine nennenswerte Zahl von Gegenstimmen gegeben, sagte Filleböck auf Anfrage.