Eine Serie von Diebstählen verunsicherte so manchen Radfahrer in Konstanz: Seit Juni häuften sich die Fälle von Taschen- und Rucksackdiebstählen aus Fahrradkörben. Der Dieb ging dabei äußerst dreist vor. Er nutzte in der Regel die Unachtsamkeit seiner Opfer aus und entwendete die ungesicherten Taschen während der Fahrt, an Ampeln oder Haltestellen.
Diebstähle im Wert von rund 12.000 Euro
Diese Diebstahlserie dürfte nun ein Ende haben. Die Konstanzer Polizei hat am Montag einen 41-jährigen Mann festgenommen, wie sie am Mittwoch mitteilte. „Die Häufung der Diebstahlfälle können wir ihm zuordnen“, bestätigt Polizeisprecherin Tatjana Deggelmann auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Der Mann sitzt in Untersuchungshaft.“
Der 41-Jährige stehe im dringenden Verdacht, insgesamt 31 Mal Handtaschen und Rucksäcke aus Fahrradkörben gestohlen und dreimal EC-Kartenmissbrauch betrieben zu haben. Die Diebstahlsumme beläuft sich laut Polizei auf rund 12.000 Euro. „Im Moment gehen wir davon aus, dass der Mann als Einzeltäter gehandelt hat. Es gibt keine Hinweise auf weitere Täter“, betont Tatjana Deggelmann.
Wie ist die Polizei dem Tatverdächtigen auf die Schliche gekommen?
„Da der Dieb oft an denselben Orten in der Innenstadt zugeschlagen hatte, wurden die Aufnahmen der dortigen Überwachungskameras ausgewertet“, erklärt Polizeisprecherin Deggelmann. Dadurch habe eine detaillierte Beschreibung des nun festgenommenen Tatverdächtigen erstellt werden können. Die Polizei habe daraufhin umfangreiche Kontrollen und Observationen durchgeführt.
Am Montag schließlich sei Polizeibeamten ein Mann aufgefallen, auf den die Täterbeschreibung zutraf. Sie beobachteten, wie der 41-Jährige gegen 15.15 Uhr Geld an einem Automaten in einem Einkaufsmarkt in der Reichenaustraße abhob.
Die Beamten folgten dem Mann, der anschließend zu einem E-Bike ging und dort an einer Frauenhandtasche im Fahrradkorb hantierte. „Daraufhin haben die Beamten den Mann kontrolliert und anschließend festgenommen“, erzählt Tatjana Deggelmann.
Der Tatverdächtige habe sich bei der Festnahme heftig gewehrt und dabei einen Polizisten verletzt. Als die Polizisten ihn und die Frauenhandtasche durchsuchten, fanden sie Bargeld und persönliche Gegenstände. Diese konnten sie einer Frau zuordnen, die sich bereits auf dem Polizeirevier in Konstanz befand. Dort erstattete sie Anzeige, weil ihr kurz zuvor ihre Handtasche aus dem Fahrradkorb gestohlen worden war.
Auch wenn der Konstanzer Fahrradkorb-Dieb geschnappt sein dürfte, rät die Polizei weiterhin zu Vorsicht und gibt Tipps, wie Taschen und Rucksäcke in Fahrradkörben vor Langfingern am besten geschützt werden.
Gefälschte Papiere: Identität des Tatverdächtigen noch nicht geklärt
Wie Tatjana Deggelmann betont, laufen die Ermittlungen der Polizei derzeit noch auf Hochtouren. „Die Identität des Mannes muss überprüft werden“, so die Polizeisprecherin. Denn er habe nur einen gefälschten, ausländischen Personalausweis bei sich gehabt und bisher keine Aussagen zu seiner Person gemacht.
Auch sein Wohnort ist daher bis jetzt nicht bekannt, erklärt Tatjana Deggelmann am Mittwochmorgen. „Sobald wir wissen, wo er wohnt, wird seine Wohnung durchsucht.“ Auch, um möglicherweise weiteres Diebesgut sicherzustellen, so die Polizeisprecherin.
Polizei sucht weitere Geschädigte des Fahrradkorb-Diebes
Die Polizei geht davon aus, dass neben den 31 bekannten Fällen noch weitere Menschen Opfer der Fahrradkorb-Diebstähle wurden. „Wir glauben, dass es eine gewisse Dunkelziffer gibt, da die gestohlenen Handtaschen und Rucksäcke häufig wiedergefunden wurden, einfach ohne Bargeld“, erklärt Tatjana Deggelmann.
Alles andere, inklusive Geldbeutel, habe sich meist noch in den Taschen befunden. „Wenn dann nur ein paar Euro fehlten, kann es durchaus sein, dass die Besitzer den Diebstahl nicht gemeldet haben.“ Deshalb ruft die Polizei Personen, die Opfer des Fahrradkorb-Diebes wurden, dringend dazu auf, sich nachträglich beim Revier in Konstanz unter (07531) 995-0 zu melden.