Eigentlich müsste Axel Zunker anders heißen. Eigentlich sollte sein Name Max Mustermann von Petershausen-West lauten – genauer gesagt Max Mustermann Senior. Denn Axel Zunker ist eine Art Durchschnittsbewohner des größten Konstanzer Stadtteils.

16.082 Menschen wohnen in dem Quartier zwischen der Oberlohnstraße und dem Zähringerplatz und dem Seerhein und dem Hauptfriedhof. Und es werden immer mehr. Dank vieler Nachverdichtungsprojekte, wie zum Beispiel in der Markgrafenstraße oder der Bruder-Klaus-Straße/Von-Emmich-Straße, ist der Stadtteil in den vergangenen Jahren gewachsen.

(Archivbild 2020) Ein Blick von oben: rechts ist die Altstadt zu sehen, links über dem Seerhein ein Teil von Petershausen-West.
(Archivbild 2020) Ein Blick von oben: rechts ist die Altstadt zu sehen, links über dem Seerhein ein Teil von Petershausen-West. | Bild: Lukas Ondreka

Dicht an dicht stehen dort die Mehrparteienhäuser. Dieser Zuwachs ist deutlich an den Einwohnerzahlen zu erkennen. Seit dem Jahr 2000 sind 3734 Bürger nach Petershausen zugezogen.

Auch Axel Zunker lebt in Petershausen-West. Er wohnt direkt an der Fahrradstraße beim Bahnübergang Petershausen. „Ich liebe das Viertel“, sagt er. Dort sei immer etwas los. Von seiner Wohnung kann er den berühmten „Poller of love“ sehen: Der Sperrpfosten in der Fahrradstraße, der immer wieder umgefahren wurde.

Hier ist immer was soll: Die Fahrradstraße (Jahnstraße) führt über die Bahngleise.
Hier ist immer was soll: Die Fahrradstraße (Jahnstraße) führt über die Bahngleise. | Bild: Steinert, Kerstin

Ein sehr junges Stadtviertel

Gefällt es ihm so gut, weil er (rein statistisch gesehen) so gut reinpasst? Denn es gibt ihn: Max Mustermann von Petershausen-West. Wenn man sich die Daten der Stadtteilprofile 2022 der Stadt Konstanz ansieht, ist dieser: 38,4 Jahre alt, verheiratet – oder war es zumindest mal -, wohnt in einem Singlehaushalt, besitzt aber nicht all zu viel Geld.

Viele der Punkte treffen auf Zunker zu, aber nicht alle. „38,4 Jahre alt? Wow, das hätte ich nicht gedacht. Das ist ziemlich jung“, sagt Zunker. „Ich falle da nicht ins Raster“, sagt er und lacht herzlich. Immerhin ist er 55 Jahre alt – und damit älter als der Durchschnitts-Konstanzer. Dieser ist im Schnitt 41,7 Jahre alt.

Bild 3: Typisch Konstanz! Kaum ein Stadtteil ist bunter als Petershausen-West. Stimmt das?
Bild: Schönlein, Ute

Sofort geht der Petershauser in Gedanken seine Bekannten und Nachbarn durch. Sie seien vom Alter her sehr gemischt. Aber dann fällt ihm ein, warum der Altersdurchschnitt insgesamt so niedrig sein könnte. „In Petershausen gibt es einige Studentenwohnheime“, sagt er schließlich.

Das ist eine Tatsache: Das Studentenwerk Seezeit betreibt in Petershausen-West drei Studentenwohnheime am Seerhein in der Hindenburgstraße (210 Bettplätze), Petershauser Straße (50 Bettplätze) und Petershauser Bahnhof (142 Bettplätze).

Eine Abkühlung im Sommer ist im Herosépark am Seerhein möglich.
Eine Abkühlung im Sommer ist im Herosépark am Seerhein möglich. | Bild: Steinert, Kerstin

Das senke den Altersschnitt natürlich enorm. Dass dies nicht nur eine Annahme ist, zeigt auch die Bevölkerungspyramide für den Stadtteil. Besonders die 18- bis 25-Jährigen bündeln sich in Petershausen-West. Laut der Stadt lebten 2020 genau 2599 Menschen dieser Altersklasse dort.

Ein weiterer Punkt, warum in Petershausen eher junge Einwohner leben: Dort gibt es viele private Wohngemeinschaften (WG). In vielen Mehrparteienhäusern haben sich in Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mehrere Studenten eingemietet. Das beweisen immer wieder die Mietgesuche für WG-Zimmer für dieses Quartier.

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Es gibt sehr viele Singlehaushalte

Eine große Anzahl junger Bewohner – das passt auch zu einem anderen statistischen Wert: In Peterhausen-West gibt es eine besonders hohe Anzahl von Singlehaushalten. 58,4 Prozent (in absoluten Zahlen 5454) leben alleine. Denn auch das ist über Petershausen bekannt: Schaut man sich die Wohnungsanzeigen auf Internetportalen an, fällt auf: Es gibt dort viele kleine Wohnungen.

Dazu passt auch, dass in Petershausen-West die meisten ledigen Personen leben. Doch aufgepasst: Ledig heißt nicht automatisch Single. Dennoch: Statistisch gesehen wohnen dort die meisten Menschen, die noch auf der Suche nach einem Lebenspartner sind.

Bunt, bunter, Petershausen-West: Die Häuserzeilen des Peterhauser Parks sind sehr farbig.
Bunt, bunter, Petershausen-West: Die Häuserzeilen des Peterhauser Parks sind sehr farbig. | Bild: Michael Buchmüller

Axel Zunker selbst wohnt nicht alleine. Verheiratet ist er aber auch nicht – zumindest nicht mehr. Er war verheiratet, ist jetzt geschieden und lebt mit seiner neuen Lebensgefährtin zusammen. Ähnlich wie ihm geht es 1199 Menschen. Auch sie haben sich scheiden lassen.

„Das passt doch“, findet der 55-Jährige. Frisch geschieden habe auch er sich eine neue Bleibe suchen müssen. „Und etwas zu großes will man ja auch nicht. Das muss man ja nur putzen“, sagt er. Kein Wunder also, dass es in Petershausen-West viele Singlehaushalte gebe.

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Die meisten Arbeitslosen wohnen in Petershausen-West

Der Stadtteil vor den Toren der Altstadt birgt viele Superlative, leider auch in weniger schönen Punkten. Dort gibt es nämlich auch die meisten Arbeitslosen oder Jobsuchenden. Die Bundesagentur für Arbeit zählt für dieses Viertel 397 Arbeitslose.

Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent. Damit liegt der Stadtteil über dem Wert für ganz Konstanz. Dieser hat sich auf 3,1 Prozent eingependelt. „Ich kenne niemanden, der arbeitslos ist“, sagt Zunker. Er selbst ist Servicetechniker für Druckergeräte.

Axel Zunker liebt sein Viertel. Aufgewachsen ist er in der Waldsiedlung (Reichenau), aber sein zu Hause ist Petershausen West. Hier ...
Axel Zunker liebt sein Viertel. Aufgewachsen ist er in der Waldsiedlung (Reichenau), aber sein zu Hause ist Petershausen West. Hier steht er am Gottmannplatz. | Bild: Steinert, Kerstin

Doch nun lässt er seinen Blick über den Gottmannplatz schweifen – einen der zentralen Plätze in Petershausen-West. Gegenüber auf der anderen Straßenseite ist die Tafel, dahinter die gelben Hochhäuser in der Max-Stromeyer-Straße.

Auch wenn er an die Steinstraße mit dem Flüchtlingsheim denke, leuchtet es ihm ein, dass in seinem geliebten Stadtteil auch Menschen leben, die es nicht so gut haben. Ja, vielleicht sei der ein oder andere auch arbeitslos.

Kaufkraft ist in Petershausen-West am geringsten

Eine höhere Arbeitslosigkeit, viele Studenten, eine hohe Geschiedenenrate und viele Singlehaushalte – das zollt noch einem anderem Punkt seinen Lohn: der Kaufkraft. Diese ist in Petershausen-West am geringsten. Während für ganz Konstanz der Index bei 100 liegt, liegt er für Petershausen nur bei 87. Das bedeutet: Die Einwohner von Petershausen können sich statistisch gesehen am wenigsten von der Konstanzer Bürgern leisten.

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Das Viertel mit den meisten Babys

Doch mit einem positiven Aspekt kann Petershausen-West noch aufwarten. In Punkto Geburten ist dieser Stadtteil – zumindest in absoluten Zahlen – Spitzenreiter. 175 Mal hat im Jahr 2022 ein kleiner neuer Petershauser oder eine Peterhauserin das Licht der Welt erblickt. Immerhin 21 Prozent der Neu-Konstanzer sind damit in dem größten Stadtteil geboren worden. Und wer weiß: Vielleicht ist einer der Neugeborenen bald auch der zukünftige Max Mustermann.