Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) wollen ihre Flotte bis 2035 auf umweltfreundlichere Antriebe umstellen. Dieses Ziel haben sie in ihrer kürzlich veröffentlichten Umwelterklärung 2022 bekräftigt. Doch wie weit ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Konstanz und größeren Standorten in Friedrichshafen und Lindau im ablaufenden Jahr auf diesem Weg gekommen?

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Ein ganzes Stück, meint Charlotta Skoglund, die Umweltmanagementbeauftragte der BSB. Und: „Wir werden weiter daran arbeiten, den Bodensee zu einer Modellregion für eine klimafreundliche Zukunft der Fahrgastschifffahrt zu machen.“

Der Diesel- und Trinkwasserverbrauch sowie das Abfall- und Abwasseraufkommen seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesenkt worden, betonen die BSB, die zu den Stadtwerken Konstanz gehören. Da während der Corona-Pandemie teilweise weniger Schiffe fuhren, könne man die Zahlen allerdings nur bedingt miteinander vergleichen. Gegenüber 2018 und 2019 sei der Verbrauch aber zurückgegangen.

6,7 Liter Diesel pro Kilometer

Ihn weiter zu senken, ist auch nötig, wie ein Blick auf den Dieselbedarf zeigt. Rund 6,7 Liter pro Kilometer werden von den Schiffen verbrannt, ein Durchschnittswert mit zuletzt wieder leicht steigender Tendenz. Insgesamt 1,4 Millionen Liter wurden so zum Beispiel im ersten Corona-Jahr 2020 mit all seinen Einschränkungen verbraucht. 2021 waren es laut Umweltbericht etwa 1,7 Millionen Liter. 2022 dürfte sich nach Angaben von Stadtwerke-Sprecher Christopher Pape in ähnlichen Regionen bewegen.

Das Elektroschiff MS „Insel Mainau“, das in der Saison künftig zwischen Blumeninsel und Unteruhldingen pendelt, vor der ...
Das Elektroschiff MS „Insel Mainau“, das in der Saison künftig zwischen Blumeninsel und Unteruhldingen pendelt, vor der Kulisse der Schweizer Alpengipfel. | Bild: Robert Hahn Bauer

Doch beim Umbau der Flotte gab es 2022 mit der Inbetriebnahme des ersten Elektroschiffes, der MS „Insel Mainau“, einen Meilenstein. Nach einer Hochrechnung erwarteten die BSB für 2023 eine Ersparnis von mehr als 35.000 Liter Diesel durch das mit Öko- und selbst gewonnenem Solarstrom betriebene Schiff. Entworfen und (vor)gebaut hatte den Katamaran die Stralsunder Werft Ostseestaal. In Friedrichshafen fand die Endmontage statt. 3,6 Millionen Euro wurden für das Schiff ausgegeben.

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„Unser großer Wunsch ist es, schon 2025 ein Schwesterschiff in Betrieb zu nehmen“, sagt Charlotta Skogl. Das ist zwar der teuerste, aber nicht der einzige Hebel des Unternehmens in Sachen Klimaschutz, wie die Beauftragte deutlich macht: „Wir beziehen alle Bereiche ein, so greifen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Dienstfahrten weitgehend auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zurück.“ Seit diesem Jahr setze man im Unternehmen zudem 100 Prozent Ökostrom ein.

Blick auf die Werftanlage in Friedrichshafen. Hier war auch das neue Elektroschiff endmontiert worden.
Blick auf die Werftanlage in Friedrichshafen. Hier war auch das neue Elektroschiff endmontiert worden. | Bild: Fabiane Wieland | SK-Archiv

Auch bei der Neubeschaffung von Dienstkleidung soll auf die Nachhaltigkeit der Produktion geachtet werden. Mindestanforderung ist dabei laut BSB das Umweltzeichen „Öko Text Standard 100“. Zudem setzen sich die BSB nach eigenen Angaben für die biologische Vielfalt am Bodensee ein. So unterstützen sie Forschungsvorhaben, führen gemeinsam mit der Umweltakademie Baden-Württemberg „Schwimmende Seminare“ durch und haben mit Unterstützung des Bodensee-Naturmuseums Konstanz Nisthilfen für Wasservögel in den Häfen angebracht.

Artenschutzprojekte auf den Betriebsflächen

„Artenschutz ist uns sehr wichtig“, berichtet die Umweltmanagementbeauftragte – Projekte in diesem Sinne sollen auch auf den Betriebsflächen umgesetzt werden. Genug davon ist vorhanden: Die gesamte von dem Unternehmen genutzte Fläche beträgt rund 276.000 Quadratmeter, davon knapp 63.000 bebaut beziehungsweise versiegelt. Um den Standardvergleich zu ziehen: Das sind rund 39 beziehungsweise neun Fußballfelder nach den Normen der Bundesliga.

Schon 2021 sind die Schiffsbetriebe dem Klimabündnis Baden-Württemberg beigetreten. Ziel ist es dabei, die Treibhausgasemissionen und den Verbrauch weiter zu senken, um bis 2035 eine weitgehende Treibhausgasneutralität zu erreichen.

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Man habe schon früh Schritte unternommen, um den Umweltschutz im Unternehmen zu verankern, heißt es in der BSB-Mitteilung zum neuen Umweltbericht. Bereits im Jahr 2001 habe man als europaweit erstes Binnenschifffahrts-Unternehmen das weltweit anspruchsvollste Umweltmanagementsystem EMAS umgesetzt. Seitdem sei das Zertifikat ununterbrochen an die BSB vergeben worden.