Wie ein graues, altes Gerippe thront das ehemalige Telekom-Hochhaus über Konstanz. Der Turm – inklusive Antenne immerhin 90 Meter hoch – ist das höchste Gebäude der Stadt und weithin sichtbar. Seit 2020 wird er entkernt und umgebaut. In dem Gebäude und auf dem umliegenden Areal sollen rund 280 Wohnungen entstehen.
Doch Bauen ist in letzter Zeit aufgrund des Handwerkermangels, der Rohstoffengpässe und der angespannten finanzpolitischen Lage teurer und zeitintensiver geworden. Wie wirkt sich das auf ein Mega-Projekt wie den ehemaligen Telekom-Turm aus?
Wie ist der aktuelle Stand?
Auch wenn sich der Turm in Petershausen im Laufe des Sommers rein optisch kaum gewandelt hat: Die Bauarbeiten schreiten voran. Das bestätigt die Stuttgarter Firma BPD, die das Projekt entwickelt. „Die Spezialtiefbauarbeiten im Erdreich sind abgeschlossen“, heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage.
Demnach wird sich aber auch optisch bald etwas tun am Turm: In den kommenden Tagen könnten die Rohbauarbeiten der neuen Balkone am Hochhaus losgehen. Und auch der Bau der Tiefgarage, die Richtung St. Gebhard-Platz entsteht, soll dann beginnen. Gleichzeitig werden die Rückbauarbeiten in den oberen Geschossen voranschreiten.

Für das Areal um den Turm stehe die Firma derzeit noch in Abstimmung mit den Behörden: Der städtebauliche Vertrag für das Gesamtareal sei noch nicht finalisiert. „Auf Basis dieses Vertrags arbeiten wir dann auf eine Baugenehmigung zum dritten Quartal 2023 hin“, erklärt BPD.
Steigen die Baukosten des Projekts?
Mit Hintergrund der Energiekrise, der Inflation und dem Mangel an Baustoffen und Fachkräften ist schon der Bau eines kleines Einfamilienhauses derzeit nur schwer zu kalkulieren. Und so gibt auch BPD zu, die gestiegenen Baukosten für ihr Petersglück genanntes Projekt zu spüren. Die Firma versichert allerdings, durch ihre Zugehörigkeit zur Niederländischen Rabobank ihre Projekte „seriös kalkuliert“ und die Finanzierung sichergestellt zu haben. Davon verspricht sich der Investor auch eine Planbarkeit „bei herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen“.
Bei der Kalkulation bewertet der Investor BPD die realen Kosten des Projekts laut eigenen Aussagen in regelmäßigen Abständen und muss dabei die steigenden Baukosten berücksichtigen. 2018 bewegten sich die geplanten Investitionskosten laut Thomas Daily, einem Expertenunternehmen für den Immobilienmarkt, bei rund 100 Millionen Euro. Über den aktuellen Stand der Kosten macht BPD keine Aussage. Der Immobilienentwickler sei aber „bestrebt, das Projekt erfolgreich abzuschließen“.
Wie teuer werden die Wohnungen?
Bei einem derartigen Projekt wird teurer Luxus-Wohnraum entstehen, so viel ist sicher. Bereits 2020, beim Umbaustart des höchsten Gebäudes von Konstanz, gab der technische Projektentwickler Sven Ertinger auf Nachfrage des SÜDKURIER zu: „Die Wohnungen im Turm selbst werden sehr teuer, es ist ein exklusives Projekt. Ein Hochhaus baut man nicht alle Tage um.“

Zu den tatsächlichen Preisen will BPD derzeit noch keine Aussage treffen. Allerdings plant sie für das Gesamtprojekt Petersglück – also den Turm und die umliegenden Neubauten – eine Mischung aus Eigentums- und Mietwohnungen. Selbst vermieten will der Immobilienentwickler nicht. Hierfür steht die Firma bereits in Gesprächen mit regionalen Partnern, heißt es aus Stuttgart.
Dennoch gilt auch für das Telekom-Areal die vom Gemeinderat festgelegte Quote, die beim Wohnungsbau einen 30-Prozent-Anteil für geförderte Wohnungen vorschreibt. Diese werden allerdings voraussichtlich nicht im Hochhaus, sondern in dessen näherer Umgebung auf dem Gelände entstehen.
Wer sich für eine der exklusiven Wohnungen im höchsten Haus von Konstanz interessiert, hat noch Chancen: Der Verkauf ist bislang nicht gestartet. Von BPD heißt es dazu: „Für die Wohneinheiten im Wohnturm planen wir einen Vertriebsstart im ersten Quartal 2023.“ Wann Mietverträge unterschrieben werden können, lässt sich noch nicht absehen. Für den Verkauf der späteren Mietwohnungen an einen regionalen Bestandshalter stehe BPD bereits in Gesprächen.