Mit dem Amtsantritt von Katharina Holzinger wurden die vier Prorektorate inhaltlich neu zugeschnitten. Somit setzte sie ihre eigenen Schwerpunkte und legte strategische Handlungsfelder fest, die die Universität Konstanz in den kommenden Jahren prägen.

Der Motivator: Malte Drescher

Malte Drescher, Professor für Physikalische Chemie, beginnt seine zweite Amtszeit als Prorektor und ist nun für Forschung, ...
Malte Drescher, Professor für Physikalische Chemie, beginnt seine zweite Amtszeit als Prorektor und ist nun für Forschung, Karriereentwicklung und Forschungsinfrastrukturen zuständig. | Bild: Universität Konstanz

Malte Drescher ist seit 2018 Prorektor und wurde für drei Jahre wiedergewählt. Sein Aufgabenbereich umfasst Forschung, Karriereentwicklung und Forschungsinfrastrukturen. Malte Drescher hat einen wichtigen Job, denn er ist mit dafür verantwortlich, ob die Uni Konstanz sich auch über 2026 hinaus exzellent nennen darf. In seine zweite Amtszeit fällt die Vorbereitung auf den nächsten Exzellenzstrategie-Wettbewerb ab 2024. Welche Forschungsbereiche für die nächste Runde in Frage kommen, muss Drescher mit ausloten.

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„In meinem Amt braucht man einen guten Überblick über die wissenschaftliche Landschaft, um zu erkennen, welche Pferde totgeritten sind und was Zukunft hat“, so der 46-Jährige. Außerdem müsse ein Prorektor begeistern können, im Zweifel Enttäuschungen auffangen: Statistisch gesehen liege die Chance, die Exzellenzförderung für einen wissenschaftlichen Verbund zu erhalten, bei zehn bis 15 Prozent – trotz jahrelanger Vorbereitung.

Malte Drescher muss aber auch Verlängerungsanträge für bestehende Förderungen stellen und entscheiden, wofür das aktuelle Exzellenzgeld ausgegeben wird. Das klingt nach viel Papierkram und ständig drohenden Fristen. Den 46-Jährigen schreckt das nicht ab: „Ich habe ein Faible für sportlichen Wettkampf“, sagt der in Kiel geborene dreifache Vater, der gern Kanu fährt und im Hochschulsport Segelkurse anbietet.

Die Digital-Strategin: Christine Peter

Die Chemie-Professorin Christine Peter tritt heute ihr Amt als neue Prorektorin für Nachhaltigkeit, Information und Kommunikation an.
Die Chemie-Professorin Christine Peter tritt heute ihr Amt als neue Prorektorin für Nachhaltigkeit, Information und Kommunikation an. | Bild: Universität Konstanz

Christine Peter, Chemikerin, ist im Rektorat unter anderem zuständig für das IT-System an der Uni – vom Rechenzentrum über die Bibliothek bis zu den digitalen Medien. Außerdem fällt die Umsetzung der sogenannten E-Science-Strategie der Uni teilweise in ihre Zuständigkeit. Diese ist Teil des Gesamtkonzepts „Universität Konstanz – creative.together“, das im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert wird. Es soll die digitale Transformation voranbringen, also das Durchdringen aller universitären Bereiche mit Informationstechnologie.

„Wir müssen Digitalisierung nicht nur lehren, sondern sie auch in die Forschung und die Arbeitsprozesse an der Universität selbst einbeziehen“, erläutert Christine Peter. Ein Baustein dieser E-Science-Strategie ist das Programm „Advanced Data Information and Literacy Track“ (ADILT).

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Nach und nach sollen alle Studierenden und Lehrenden der Uni Konstanz eine Grundbildung zu Themen der Daten- und Informationskompetenz erhalten, eine Art digitalen Führerschein. Was aber hat eine Chemikerin mit Computerfachwissen zu tun? Christine Peter schmunzelt: „Ich bin theoretische Chemikerin und beschäftige mich seit 20 Jahren nur noch mit Computersimulationen. Ich selbst bin also ziemlich digitalisiert.“

Die 47-Jährige wuchs im Südschwarzwald auf, ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. In ihrer Freizeit liest und tanzt sie gern. Trotz ihrer Affinität zur Technologie vermisst sie derzeit persönliche Kontakte: „Wir haben viel über Digitalisierung gelernt, aber ich bin froh, wenn wir uns alle wieder treffen dürfen.“

Der Studenten-Versteher: Michael Stürner

Michael Stürner ist Jura-Professor (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung) sowie ...
Michael Stürner ist Jura-Professor (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung) sowie wiedergewählter Prorektor für Lehre. Bild: Universität Konstanz | Bild: Universität Konstanz

Michael Stürner kümmert sich nun in der zweiten Amtszeit um die Weiterentwicklung von Studium und Lehre an der Uni Konstanz. „Im vergangenen Jahr habe ich nicht viel anderes gemacht als Corona-Management“, sagt Stürner, 46 Jahre. „Jede neue Fassung der Corona-Verordnungen des Landes wirft eine Vielzahl von Fragen auf, das ist unbefriedigend.“ Daher ist eines seiner großen Ziele, die Studierbarkeit auch in Pandemiezeiten optimal zu gestalten.

Aber wie? Im Zweifel bleibe das Studium digital, damit sich niemand gezwungen fühlen muss, auf den Campus zu kommen. Doch das sei keine Dauerlösung: „Die psychologische Beratungsstelle unseres Studierendenwerks Seezeit meldet uns, dass das Gefühl der Ausweglosigkeit und die Antriebslosigkeit bei Studierenden zunehmen. Sie brauchen schlicht ihren Alltag auf dem Campus zurück“, so der Prorektor.

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Er appelliert daher an die Politik, den Hochschulen weitere Öffnungsschritte zu ermöglichen: „Unser Fachbereich Biologie screent hier wöchentlich an die 1000 Personen auf Corona!“ Außerdem sieht er die Uni Konstanz in der Lage, selbst alle Beschäftigten zu impfen. Stürner möchte ferner Lehren aus der Pandemie ziehen und bewährte Elemente der Digitalisierung in den Alltag überführen – etwa in der Lehre und bei Prüfungen. „Mit Hurra zurück in den Hörsaal, aber alles wieder komplett analog, wäre falsch!“, ist er überzeugt.

Der gebürtige Stuttgarter ist zweifacher Vater, sitzt an der Uni in diversen Gremien, ist Professor und als Richter am Oberlandesgericht Karlsruhe tätig. Hat sein Tag mehr als 24 Stunden? „Leider nicht“, sagt Michael Stürner. „Bei mir steckt die Wissenschaft gerade zurück, ich kann keine großen Forschungsprojekte anschieben.“ Wenn ihm trotz allem ein wenig Freizeit bleibt, geht er gern in den Wald, fährt Fahrrad und schwimmt.

Die Gestalterin: Dorothea Debus

Dorothea Debus, Professorin der Theoretischen Philosophie, ist neue Prorektorin für Internationales, Gleichstellung und Diversity.
Dorothea Debus, Professorin der Theoretischen Philosophie, ist neue Prorektorin für Internationales, Gleichstellung und Diversity. | Bild: Universität Konstanz

Im Bereich Internationales wird Dorothea Debus der Universität als solcher, aber auch verschiedenen Fachbereichen sowie einzelnen Wissenschaftlern und Studierenden dabei helfen, internationale Beziehungen aufzubauen. Unter anderem geht es um die Frage, wie deutsche Universitäten nach dem Brexit mit Unis in Großbritannien zusammenarbeiten können, nachdem die Nation aus dem Austauschprogramm Erasmus+ ausgestiegen ist. An Partnerschaften mit einzelnen Universitäten wird die Prorektorin, gemeinsam mit dem International Office der Uni, in den kommenden Jahren arbeiten.

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Und was will Dorothea Debus im Bereich Gleichstellung und Vielfalt erreichen? „Ich möchte eine Kultur stärken, in der Menschen unabhängig von Faktoren, die für ihre Arbeit irrelevant sind (wie Geschlecht, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung), in einem fairen Verfahren Zugang zu unserer Universität finden und sich willkommen fühlen“, sagt sie.

Das klingt eigentlich selbstverständlich. „Ja, vermutlich sind fast alle davon überzeugt, dass es genau so sein sollte“, sagt Debus. „Allerdings stellt sich heraus, dass wir einige Vorurteile mit uns herumtragen, ohne es zu merken. Die Literatur spricht oft von ‚implicit bias‘, also unbewusster Beeinflussung, die Auswirkungen auf unsere Interaktionen mit anderen haben. Dem sollten wir entgegenwirken.“

Die Prorektorin arbeitet seit zwei Jahren hier und fühlt sich sehr wohl. Zuvor lebte die 48-Jährige, gebürtig aus Speyer, 20 Jahre lang in Großbritannien und besitzt auch die britische Staatsbürgerschaft. „Das Leben am Bodensee macht mich glücklich“, sagt Debus. Bald werde sie wieder im See schwimmen und über die Hügel radeln.