Üblicherweise gebe es bei der Bildung eines neuen Quartiers Bürgerbeteiligungen, was Sven Martin als Sprecher der Bürgervereinigung Allmannsdorf/Staad insbesondere angesichts der „sensiblen Situation bei der Entwicklung von Allmannsdorf auf dem Wohnungsmarkt“ für dringend erforderlich hält.
Das Gebiet trägt den Namen Jungerhalde/West und weist eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern auf. Auf jeden Fall handle es sich um eine Größe, bei der die Menschen gern mitgenommen würden und wo man sich außerdem die Einbettung der Planungen in ein Ortsteil-Konzept wünsche. „Jetzt schlagen hier die Wellen hoch“, sagt der Sprecher.

Die Bürgervereinigung nimmt im Prinzip die Funktionen eines Ortschaftsrates wahr – eine Rolle, die der Vereinigung nicht durch Wahlen, sondern aus historisch gewachsener Gepflogenheit zugewachsen ist. Formal ist am jüngsten Beschluss des zuständigen Ausschusses des Gemeinderats nichts auszusetzen.
Eine klare Mehrheit der Mitglieder sprach sich für die Bebauung im Sinne der Verwaltungsvorlage aus, am Donnerstag soll nun auch das Ratsplenum die Planung absegnen.
Peter Müller-Neff: „Versiegelt ist versiegelt“
Zu den Gegnern der Bebauung zählt Peter Müller-Neff von der Freien Grünen Liste (FGL). Er stört sich daran, dass die Jungerhalde/West unmittelbar an Schutzgebiete angrenzt und für die Bebauung in den auf lange Sicht ausgelegten Flächennutzungsplan eingreift.
Dass es sich bei dem Areal selbst um eine Ackerfläche mit vergleichsweise geringem ökologischen Wert handelt, der durch die Pläne eine deutliche Aufwertung erfahren dürfte, ändert für ihn nichts. „Versiegelt ist versiegelt“, sagt er.
Als Kompromiss schlägt Müller-Neff eine Teilgenehmigung für die Bebauung vor. Diese sieht neben Wohnungen ein Gerätehaus für die Feuerwehr vor, wofür nach seiner Meinung ein Flächenverbrauch von 700 Quadratmetern ausreichend sei. Ihm schwebt dabei ein aufgestocktes Gebäude vor, in dessen unterem Bereich Platz für Parkplätze geschaffen werden könnte.
Bei den Vertretern des Bauamts wie bei der Mehrheit der Ausschussmitglieder sorgten die Einwände für Irritationen – zumal sie von einem FGL-Vertreter vorgetragen wurden. Das Vorhaben auf der Jungerhalde/West ist nach Auffassung der Befürworter beispielhaft für die Ziele der Stadt Konstanz.
Vom Kartoffelacker zum Wohnquartier
Für Martin Wichmann als Leiter des Umweltamtes handelt es sich bei dem Areal um einen Kartoffelacker, was landwirtschaftlich zwar ebenfalls seine Berechtigung habe, aber ökologisch als nicht sonderlich wertig eingestuft werden könne.
„Auf jeden Fall ist das der falsche Ansatzpunkt, um über Ökologie zu diskutieren“, sagt er auch mit Verweis auf die Umwidmung von etwa einem Drittel des Gebiets mit dem Ziel eines deutlichen ökologischen Mehrwerts.
Was für die Wohnbebauung spricht, ist nach Ansicht der Planer und Ausschussmehrheit ferner die Flächen- und Kosteneffizienz, da das Gebiet unmittelbar an bereits erschlossenes Gelände angrenzt. Da es sich bis auf ein paar noch zuzukaufende Quadratmeter außerdem im Eigentum der Stadt befindet, bestehe für die stadteigene Wohnbaugesellschaft Wobak außerdem die Chance für ein ökologisch-energetisch und sozial durchmischtes Bauprojekt, wodurch in Konstanz bezahlbarer Wohnraum entstehen könne.
Weiterer möglicher Effekt wäre ein Zeitgewinn beim Planungsdruck auf andere Bebauungsgebiete. Rund 8000 Wohnungen für etwa 15.000 bis 16.000 Menschen sollen in Konstanz gebaut werden, aber das wird längere Vorlaufzeiten als auf der Jungerhalde/West erfordern. Das Problem der Bürgervereinigung Allmannsdorf/Staad löst das allerdings nicht. O-Ton von Sven Martin: „Wir fühlen uns übergangen.“