Es ist ein lauer Sommerabend. Michael Dienst sitzt mit seiner Frau gegen 19 Uhr gemütlich in seinem Garten in Fürstenberg. Es surrt um das Paar herum. Michael Dienst spürt, wie sich eine Mücke auf seinem Arm niederlässt. Sofort schlägt er zu. Erwischt! Einen Stich konnte er verhindern. Aber was hat der Konstanzer da genau erwischt?
Michael Dienst, der auch Diplom-Biologe und bei der Arbeitsgruppe Bodenseeufer aktiv ist, schaut sich das Insekt genau an. Oh Schreck! Es ist eine Tigermücke. „Die Musterung und Färbung waren ziemlich eindeutig“, sagt er und präsentiert ein Foto von der erlegten Mücke. Darauf zu sehen ist eine Fliege, die kleiner als ein Ein-Cent-Stück ist. Ihr Körper ist schwarz-weiß gescheckt.

Dieses Foto schickt der Biologe auch an das Gesundheitsamt, welches im Landratsamt Konstanz angesiedelt ist. Innerhalb eines Tages bekommt er die Bestätigung: Ja, es handelt sich um eine Asiatische Tigermücke. „Es gab in diesem Jahr bereits zuvor gemeldete Sichtungen aus dem Stadtgebiet von Konstanz. Insgesamt sind derzeit zwei Populationen in den Bereichen Säntisstraße (Petershausen Ost) und Mittelweg (Fürstenberg) bekannt und bestätigt. Diese sind, nach aktuellem Kenntnisstand, jeweils auf ein relativ überschaubares Gebiet begrenzt“, schreibt Jens Bittermann, Leiter des Büros des Landrats, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Aus einer Mail an Michael Dienst geht hervor, dass es zunehmend auch Funde im Bereich der Fürstenbergstraße gibt.
In den 90er-Jahren wurde das Insekt durch den internationalen Waren- und Personenverkehr nach Europa eingeschleppt. 2007 wurde sie erstmals in Deutschland nachgewiesen. 2022 hat sich die Tigermücke im Landkreis Konstanz angesiedelt. Zuerst ist die Asiatische Tigermücke in der Radolfzeller Nordstadt gesichtet worden. Auch im Bodenseekreis wurden die Tiere inzwischen bestätigt. Seither werden dem Gesundheitsamt und den Kommunen regelmäßig Funde gemeldet.
Tigermücke kann Krankheiten übertragen
Problematisch an der Asiatischen Tigermücke ist, dass sie exotische Krankheitserreger wie das Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Virus von Mensch zu Mensch übertragen kann. „Hierzu müssen die weiblichen Mücken die Viren jedoch zunächst durch eine Blutmahlzeit bei einem Infizierten (Reiserückkehrenden) aufnehmen“, erklärt Bittermann.
Und was ist, wenn die Tigermücke sich am Blut eines Konstanzers gelabt hat? Das sei kein Grund zur Panik. Eine Übertragung dieser Erkrankungen durch Tigermücken sei in Deutschland bisher noch nicht beobachtet worden, sagt Bittermann und verweist auch auf das Robert-Koch-Institut. Dennoch sollte man den Stich nicht verschweigen. „Wer von einer verdächtigen Stechmücke gestochen wurde, sollte dies bitte melden“, sagt Bittermann.
Damit sich das Insekt aber nicht weiterverbreitet, wird es bekämpft. An verschiedenen Orten im Landkreis Konstanz sind daher auch Eiablagefallen aufgestellt worden. Wie die Stadt Konstanz bereits vergangenes Jahr in einer Pressemitteilung erklärt hatte, habe das im Stadtgebiet Konstanz die Schädlingsbekämpfungsfirma APC AG übernommen.
Auch in der Nachbarschaft von Michael Dienst gibt es Fallen. „Ich weiß, dass ein paar Straßen weiter Fallen aufgestellt wurden“, sagt er. Aber auch er selbst will gegen die Tierchen vorgehen. Regelmäßig leert er Wasserbehälter in seinem Garten aus, damit die Larven der Mücke dort nicht schlüpfen können. Damit meint er Regentonnen, Gießkannen, Pflanzenuntersetzer, Eimer, Spielzeuge, Vogeltränken, Regenrinnen oder ruhige Teiche. „Und in unserem Teich haben wir Flohkrebse, die die Larven fressen“, so der Biologe.