Am Sonntag geht‘s um was: Mehr als 60.000 Konstanzer und Konstanzerinnen dürfen über die Geschicke der Bundesrepublik mitbestimmen. Sie machen ein Promille der Bevölkerung Deutschlands aus, und auf jede Stimme kommt es an. In einer Zeit der großen Fragen ist das Interesse groß – die enorme Zahl der Brief- und Vorabwähler gibt davon schon einen guten Eindruck. Und sie ist ein gutes Zeichen dafür, dass sich Konstanzer aktiv einbringen. Das spricht für die politische Kultur in der Stadt.
Selten stand eine Bundestagswahl so sehr im Fokus – und selten waren in der größten Stadt am Bodensee die Erwartungen an die Verwaltung so hoch. Nach allem, was bisher bekannt ist, gewinnt das Team im Konstanzer Rathaus gerade viel Vertrauen zurück. Nach den Pannen bei vorigen Wahlen scheint dieses Mal alles rund zu laufen.
Das ist nicht allein der Verdienst von Wahlleiterin Larissa Weis, sondern in erster Linie eine Gemeinschaftsleistung. Aber ihr die Verantwortung zu übertragen, erweist sich schon jetzt als gute Idee. Die Stadtverwaltung kommuniziert vorbildlich und wird damit der Bedeutung der Wahl, immerhin ein Herzstück unserer Demokratie, gerecht.
Wer will, kann seine Stimme noch bis Freitagnachmittag direkt im Bürgersaal abgeben. Wer bis zuletzt mit der Entscheidung warten will – und auch dafür spricht in diesem ereignisreichen Wahlkampf einiges –, kann sich auch darauf verlassen, dass am Sonntag in den fast 50 Wahllokalen der Stadt alles in geordneten Bahnen verläuft.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Beitrag dazu, wieder mehr Vertrauen in staatliches Handeln zu schaffen. Und wohl alle, die sich bis zum und am Wahlsonntag engagieren, wissen darum, wie sehr es auf jede und jeden Einzelnen ankommt. Das kann man als Selbstverständlichkeit abnicken, aber man kann dafür auch einfach mal dankbar sein. Viele Menschen gehen gerade mehr als die sprichwörtliche Extrameile.
Wer zur Wahlbeobachtung aufruft, will oft nur Misstrauen säen
Umso ärgerlicher ist es, dass es einige Wenige gibt, die genau das dennoch zu untergraben versuchen. Da wird aus den einschlägig bekannten Kreisen zur Wahlbeobachtung aufgerufen, als ob es darum ginge, die Rechtmäßigkeit der Wahlhandlung in einer Bananenrepublik zu überprüfen. Solches Misstrauen zu säen, ist – so ärgerlich die Pannen in der Vergangenheit sind – unangemessen.
Und da melden sich Bürgerinnen und Bürger zu Wort, die sich um ihr Recht gebracht fühlen, weil sie sich aus welchen Gründen auch immer aktuell außer Landes befinden. Das ist nachvollziehbar, aber klar sollte schon auch sein: Dass diese Wahl so hopplahopp über die Bühne gehen muss, ist den Abläufen in Berlin geschuldet. Es war nicht die Stadt Konstanz, die die engen Fristen gesetzt hat.
Es gibt also viele gute Gründe, mit Zuversicht auf den Sonntag zu schauen. Auch für die Auszählung, wo sich Konstanz zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert hatte, stehen die Zeichen auf einen effizienten Ablauf, zumal das Wahlverfahren mit Erst- und Zweitstimme im Vergleich zur Gemeinderats- und Kreistagswahl 2024 vergleichsweise einfach ist. Nach allem, was man wenige Tage vor dem Urnengang weiß, hat die Verwaltung aus 2024 gelernt und wird liefern.
Jetzt liegt es nur noch an den Bürgerinnen und Bürgern, von ihrem Recht auf politische Mitbestimmung auch aktiv Gebrauch zu machen: Es gibt keine Demokratie ohne eine funktionierende Verwaltung, es gibt aber auch keine Demokratie ohne Demokraten, die ihr Wahlrecht mit Leben füllen.