„Wir haben uns schon frühzeitig darauf eingestellt“, erzählt Halil Yarba, während er kurz vor dem täglichen Mittagsboom entspannt auf seinem Stuhl Platz nimmt. Er ist Inhaber der Konstanzer Filiale des Pizzalieferdienstes Tassone in der Radolfzeller Straße. „Wir haben schon gedacht, dass bald so ein Verbot kommen könnte. Darauf wollten wir eingestellt sein.“

Yarba leitet die Filiale in Wollmatingen seit zehn Jahren. Eine Zeit, in der sich der Blick von Gesellschaft und Politik auf das Klima und seine Veränderungen stark gewandelt hat – erst jüngst mit dem EU-weiten Verbot von Einwegplastik, das seit Anfang Juli gilt.
Für Filialleiter Yarba stellt das Verbot kein Problem dar – im Gegenteil, wie er betont: „Es ist uns einfach wichtig, einen Teil zum Umweltschutz beizutragen. Der Klimawandel ist da, das hat man diesen Sommer bestens gesehen.“
Bereits seit einem Jahr benutzt Tassone nur noch Tüten, die biologisch vollständig abbaubar sind. Seit ein paar Monaten wird für die Bestellungen auch einzig Holzbesteck verwendet. Nur einige Styropor-Verpackungen, etwa für Nudelgerichte, hätte der Lieferdienst nach wie vor in seinem Lager. Nach Yarbas Schätzung reichen sie noch ein halbes Jahr lang.
Wenn die aber aufgebraucht seien, befürchtet er, dass die Endpreise für die Kunden wegen der nun höheren Einkaufspreise teurer werden könnten. Seine Angst: Dass die Produktionsfirmen die neue Situation ausnutzen und die Preise anheben. „Aber sollte Tassone seine Preise erhöhen, dann nur mit Bedacht. Wir wissen, dass nicht jeder Kunde Millionär ist“, sagt Yarba.
„Wenn die Preise steigen, dann mit Vernunft“

Ähnlich geht es Tiziano Pampanin, Inhaber jener Eisdiele, die auch seinen Nachnamen trägt. Das Pampanin ist ein Familienbetrieb, mittlerweile in der dritten Generation. 1938, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, eröffnete einst sein Opa Romano die erste Eisdiele der Familie in Konstanz. Trotz mehrerer Umzüge merkt man noch heute: Die Pampanins leben für ihre Eisdiele. „Wir sind ein persönliches Geschäft. Wir leben vom persönlichen Umgang zu unseren Kunden“, erzählt Tiziano Pampanin.
Sollten die Preise wegen des Einwegplastik-Verbots nur minimal steigen, verkrafte die Eisdiele das gerne. Doch nach dem regnerischen Sommer, so kündigt Pampanin an, müsse auch er sich hinsetzen und überlegen, wie man die Verluste der vergangenen eineinhalb Jahre ausbügeln könne.

Ob und wie stark die Preise steigen könnten, kann der Eisdielen-Inhaber nicht sagen. Was aber feststeht: „Wenn die Preise steigen, dann mit Vernunft. Wir werden jetzt nicht 30 Cent mehr pro Kugel verlangen“, erzählt er und schmunzelt. Trotz der Unsicherheit, die Gastronomen in den vergangenen Jahren auf Schritt und Tritt begleitet, bleibt er positiv und hat auch Verständnis für das Verbot.
„Es war unvermeidbar. Man muss da einfach mitgehen, das ist sehr wichtig“, sagt Pampanin. Zwar könne er noch bis weit in die neue Saison hinein auf seinem Restbestand an Plastiklöffeln bauen – in seinem Lager liegen noch 20.000 Stück davon – doch sein Blick richtet sich auf die Zeit danach. „Alternativen sind bei uns natürlich Holzbesteck und Pappe.“ Doch Pampanin glaubt, dass der Markt das regeln wird. „Egal, was es wird – wir gewöhnen uns an alles. Wie damals auch schon bei der Mülltrennung.“
Cocktailbar verzichtet nahezu vollständig auf Plastik

Das bestätigt auch Pascal Delolmo, Inhaber des Blauen Engel in der Sankt-Johann-Gasse in der Niederburg. Der erfahrene Gastronom, den es von Südfrankreich über Paderborn vor fünf Jahren nach Süddeutschland verschlug, leitet seither die Cocktailbar. Auf Plastik verzichtet er bereits seit zwei Jahren nahezu vollständig – und zwar freiwillig. „Wenn ich etwas tun kann, dann mache ich es. Das ist doch unsere Verantwortung“, erklärt er.
Der Schritt, nun ein Verbot einzuführen, sei richtig, findet Delolmo. Nur käme es etwas spät. „Mir fehlt da die Logik, warum es Plastik überhaupt in diesem Maße braucht.“ Vor allem der Verpackungsmüll stoße ihm übel auf. „Ich wünsche mir da von der Politik einfach einen visionären Ansatz und eine langfristige Planung.“
Für die Strohhalme, die es im Blauen Engel gibt und die aus biologisch abbaubarem Kunststoff bestehen, suchen Delolmo und sein Team deshalb gerade nach einer komplett plastikfreien Alternative. „Die Strohhalme aus Papier kommen nicht in Frage, die sind nach 20 Minuten aufgeweicht.“ Auch nicht die aus Edelstahl, denn die würden geklaut. „Das ist ja generell ein Problem. Strohhalme, Gläser – sogar Klobürsten wurden schon in meinen Restaurants geklaut“, erzählt er und lacht.

Nun testet Delolmo Strohhalme aus Bambus. Das könnte klappen, wie er hofft. Denn seine Restposten sind nicht mehr groß: Nur eine halbe Kiste voller Strohhalme und ein paar To-Go-Plastikbecher habe er noch im Lager. Die seien schnell weg – sofern die Gassenfreitage wieder stattfänden und für die Gastronomen ihre lang ersehnte Normalität zurückkehre.