Der Stadtsportverband (SSV) platzt mit einem überraschenden Vorschlag in die Konstanzer Spar-Debatte. Vorstandsmitglied Harald Schuster hat angeboten, die Einsparung über 300.000 Euro, die die Stadtverwaltung beim Sport vornehmen will, tatsächlich aus dem Sportbereich aufzubringen. Auch wenn er einen solchen Beitrag aus grundsätzlichen Erwägungen nicht einsehe, wolle sich der Sport konstruktiv einbringen, erklärte Schuster.
Stadion zu, Zuschusskürzungen vom Tisch?
Deshalb, so Schuster weiter, rufe man nicht in erster Linie nach Einsparungen in anderen Bereichen, sondern sei selbst zum Verzicht bereit – und zwar auf eine der größten Sportstätten in Konstanz, dem Bodenseestadion.

Dessen Unterhalt kostet fast genauso viel, wie nach Verwaltungsvorschlag dem Sport gestrichen werden soll: Etwa 300.000 Euro. Mit dieser Summe könnte die Jugendförderung in voller Höhe erhalten bleiben, und auch die anderen, nach SSV-Angaben oft existenzbedrohenden Abstriche bei der Vereinsförderung könne damit vom Tisch.
Nun soll die Verwaltung prüfen, ob ein Verzicht auf das Bodenseestadion möglich wäre. Aus sportlicher Sicht sei es denkbar, sagte Harald Schuster, denn die Leichtathletikanlage wie auch der Fußballplatz werde nur selten genutzt. Eine der sportlichen Nutzungen in diesem Herbst war der Kuscheltierlauf als verbliebener Rest des Altstadtlaufs; die Stadion-Infrastruktur hätte es dafür wohl nicht unbedingt gebraucht.
Wird das Stadion nur noch für Konzerte benötigt?
Schuster sagt dazu, das Stadion sei zuletzt „zur 95 Prozent für nicht-sportliche Zwecke“ genutzt worden. Wenn aber Rockkonzerte und Festivals den Fortbestand des Stadions erforderlich machten, müsse das städtische Budget für den Unterhalt aus diesen Bereichen kommen.
Damit nimmt Schuster indirekt dann doch die Kulturlobby in die Verantwortung. Dort allerdings werden ebenfalls eher Abwehrstrategien gegen geplante Kürzungen angewandt, wie schon bei der Sitzung des Sportausschusses deutlich wurde.

Dass es zwischen Sport und Kultur auf ein Gegeneinander hinauslaufen wird, machten dabei gleich mehrere Wortbeiträge deutlich. SPD-Mann Alfred Reichle, der selbst viele Jahre lang einen Sportverein leitete, mahnte: Nur wenn der Sport einen Sparwillen zeige, könne man auch die Fürsprecher der Kultur zu Zugeständnissen zwingen.
Holger Reile von der Linken Liste sprach wieder einmal davon, man dürfe beide Bereiche „nicht gegeneinander ausspielen“, während Harald Schuster selbst beklagte, man könne in Konstanz überhaupt nicht ehrlich darüber sprechen, ob sich die Stadt einen 20-Millionen-Kulturetat überhaupt leisten könne.
Zugleich ist nun aber das Thema Bodenseestadion wieder auf dem Tisch – und dürfte bei einer Mehrheit des Gemeinderats auf wenig Gegenliebe stoßen. Denn der Rat hat in einer Klausurtagung Anfang Oktober eine ganze Reihe von Spar-Ideen der Verwaltung mehrheitlich abgelehnt. Dazu gehörte nicht nur eine Verkleinerung des Gemeinderats von 40 auf 32 Sitze (eine Einsparung von 20 Prozent), sondern auch: die Stilllegung des Bodenseestadions.