Es rumpelt und bebt. Mal wieder ist ein Bus auf Höhe Zasiusstube in der Gartenstraße in Richtung Schänzlehalle gefahren. Im Haus Nummer 38 ist dies deutlich zu spüren. Doch Notker Homburger sagt: „Das ist der Normalfall. Wegen so etwas würde ich mich nicht beschweren.“ Ein bisschen Zittern störe ihn nicht. „Das nehme ich schon fast nicht mehr zur Kenntnis.“
Aber manchmal, wenn Busse ungünstig in eine der Rillen in der Straße fahren, dann sei das große Beben zu spüren. Dann springe eine Tür in der Wohnung auf und die Nadel des Plattenspielers verrutsche. Etwa zehnmal am Tag sei dies der Fall.
Carola Berszin, die im selben Haus wohnt, kann dies nur bestätigen. Sie fordert, die Stadt müsse jetzt handeln und die Straßendecke erneuern. Wenn das Haus erst Risse habe, dann sei es zu spät. „Wir sind fürs Vorbeugen.“ Wie dramatisch es sein kann, haben die Hausbewohner etwa vor zwei Jahrzehnten erlebt. Damals bildeten sich große Risse im Haus. Noch heute ist zu sehen, wie diese zugespachtelt wurden.

Anwohner sind überzeugt: Es liegt am Straßenbelag
Notker Homburger sagt, damals habe es unglaublich starke Erschütterungen mit jeder Vorbeifahrt eines Busses gegeben. Die Bewohner beklagten sich, die Stadt brachte eine neue Asphaltdecke in der Gartenstraße auf. Dies habe das Problem gelöst: „Wir hatten fast 15 Jahre Ruhe“, sagt Notker Homburger.
Doch die letzten Jahre sei das Rumpeln immer stärker geworden. Dies hänge wahrscheinlich damit zusammen, dass der Belag abgefahren sei. Es seien mal Bauarbeiter gekommen, die ein Loch flickten, aber grundsätzlich habe sich an der Lage nichts geändert.
Notker Homburger fühlt sich mit seinen Beschwerden nicht ernst genommen. Dabei handle es sich um eine wesentliche Sache: „Die sollen ihre Buslinien so gestalten, dass die Häuser nicht einfallen.“ Er geht davon aus, dass die Verwerfungen im Straßenbelag das Problem sind.
Geflickte Straßen haben die Situation „verschlimmbessert“
Auch Carola Berszin beklagt die „Flickschusterei“. Sie hat den Eindruck, dass der Straßenzustand dadurch nur „verschlimmbessert“ werde. Sie berichtet, wie sich eine historische Uhr durch die Beben verschiebe. Sie wohnt ebenso wie Notker Homburger im Dachgeschoss. Dort seien die Erschütterungen wohl besonders stark zu spüren.
Ein Blick auf die Asphaltdecke zwischen Zasiusstube und Abzweigung Löhrystraße zeigt: Sie wurde mehrfach geflickt. Es gibt Rillen. Notker Homburger ist sich sicher: Der Zustand der Straße habe sich in den letzten Monaten deutlich verschlechtert.

Die Stadtverwaltung sieht das anders. Stadtsprecherin Julia Lange stellt auf Nachfragen beim Fachamt fest: „Da die Gartenstraße den Verkehrsanforderungen entspricht und verkehrssicher ist, ist ein Neubau derzeit nicht vorgesehen.“ Nach ihren Angaben sind die Quartierstraßen im Paradies 30 bis 50 Jahre alt. Sie zeigten altersbedingte Schäden wie Risse, Unebenheiten und Aufbrüche (etwa für Versorgungsleitungen).
Wie das gesamte Konstanzer Straßennetz, welches rund 250 Kilometer umfasst, würden sie regelmäßig kontrolliert. Die Technischen Betriebe rückten aus, um festgestellte oder gemeldete Schäden zu beheben und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Die Stadt schätzt, dass es an den Gebäuden selbst liegt
Dann kommt die Erklärung der Stadtverwaltung, warum Anwohner dennoch bei jedem Bus ein Beben in den Häusern spüren: „Konstanz steht auf wenig tragfähigen, verformbaren Seetonen. Der Straßenkörper wirkt wie eine steife Decke über weichem Untergrund und kann dadurch Schwingungen aufnehmen, die sich teils auf angrenzende Gebäude übertragen.“
Von der Gründungstiefe eines Gebäudes sowie der Bauweise hängt es ab, wie stark die Schwingungen spürbar seien. „In Konstanz gibt es hier große Unterschiede, und einige Gebäude sind aus heutiger Sicht unzureichend gegründet, was Schwingungen verstärken kann.“
Beim Straßenbau, so die Stadtverwaltung, würden die Bodenverhältnisse berücksichtigt. „Die Gartenstraße wurde nach den anerkannten Regeln der Technik hergestellt.“ Spezialisten schauten sich die Lage heute offenbar schon an. Die Stadtverwaltung stellt fest: „Vor Ort waren keine Setzungen oder andere Ursachen erkennbar, die Erschütterungen an Gebäuden durch fließenden Verkehr erklären könnten.“
Auch die Beobachtungen der Fahrdynamik von Lastwagen und Linienbussen hätten keine außergewöhnlichen Schläge oder Beanspruchungen ergeben, die sich besonders stark auf angrenzende Gebäude auswirken könnten. Anwohner dagegen sind sich sicher: Die Stadt könnte etwas machen. Vor etwa 20 Jahren hat sie getan, was Anwohnern half.