Für den Vorsitzenden des Gestaltungsbeirats, Martin Haas, ist es ein „Alien“, also eine Art Fremdkörper. Die Rede ist vom geplanten Mobilitätshaus am Döbele. Es gibt jetzt die Idee, es breiter und vielfältiger zu gestalten. Auf zwei Baufeldern soll alles unter ein Dach: Geschäftszeile mit einem Markt für die Nahversorgung, Parkdecks für bis zu 500 Autos und in den Obergeschossen Wohnungen. Anwohner haben vor allem Bedenken, weil sie um die Standsicherheit der bestehenden Häuser fürchten.
Noch ist alles ziemlich schwammig. Die Debatte im empfehlenden Gestaltungsbeirat läuft hinter verschlossenen Türen. Martin Haas fasst zusammen: Die Tendenz gehe in Richtung Hybridmodell. Wie dieses aber gestaltet wird, ist noch offen. Es könnte bis zu sieben Obergeschosse und zwei Untergeschosse haben. Laut Plan könnten in den drei oberen Etagen bis zu 45 Wohnungen verwirklicht werden. Weil nicht die gesamte Breite der oberen Etagen bebaut wird, könnte ein grüner Hof entstehen.
So richtig zufrieden waren die Gestalter aber noch nicht. Das Mobilitätshaus müsse besser in die Umgebung eingebettet werden, sagt Martin Haas. Er meint damit die künftige Wohnbebauung auf dem 1,3 Hektar großen Areal, das bis jetzt als Parkplatz genutzt wird.

Mehr Wohnungen, weniger Parkplätze?
Die Gestalter fragten sich laut Haas, wie die Gebäudelänge von 64 Metern strukturiert wird, und sie fragen sich, wie die Parkhauswand Nord aussieht. Grundsätzlich forderten sie, an den Proportionen zu feilen und dem Wohnen mehr Gewicht zu verleihen. „Die Wohnungen sollen dominieren“.
Nun gibt es mehrere Modelle für die hybride Lösung. Doch wenn das Wohnen einen zu hohen Anteil hat, dann kann das Parkhaus nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Als ideal werden fünf Parketagen angesehen und als besonders ausgewogen die Lösung, nach der es drei Wohnetagen, drei oberirdische Etagen fürs Parken und das Gewerbe sowie zwei unterirdische Park-Etagen gibt.
Verworfen wurde die anfänglich diskutierte Lösung, auf einem Baufeld von 53 mal 29 Metern für Autos und Gewerbe sieben oberirdische und zwei Untergeschosse zu bauen. Denn so wuchtig das klingt, man hätte gar nicht so viele Autos unterbringen können – nur knapp 300 statt der mindestens 430 bis 500.
„Die Baukörpertiefe ist ungünstig für die Realisierung eines Mobilitätshauses“, heißt es in den Unterlagen für den Gestaltungsbeirat. Und weiter: „Ein wirtschaftlicher Betrieb des Gebäudes kann nicht erreicht werden.“ Die Höhe des Gebäudes, inklusive Energiedach, hätte mit 21,5 Metern die benachbarte Wohnbebauung um fünf Metern überragt.
Nun gab es Planspiele, dem Grundstück für das Mobilitätshaus jeweils fünf Meter oder zehn Meter zuzuschlagen, um das Parken wirtschaftlicher zu machen. In der Folge verkleinert sich das Nachbargrundstück entsprechend. Es hätten sich statt der anvisierten 37 nur 31 oder 25 Wohnungen verwirklichen lassen. Mit dem Hybridmodell wären bis zu 45 Wohnungen möglich.
Weitere Vorteile: Im Erdgeschoss steht dann eine längere, zusammenhängende Fläche zur Verfügung. Dort ließe sich ein Supermarkt unterbringen. Die Anlieferung würde über die Laube erfolgen, die Zufahrt zu den Parkdecks über die Grenzbachstraße. Die Wohnungen orientieren sich nach Süden, also in Richtung Schweiz.
In angrenzenden Gebäuden bilden sich Risse
Anwohner haben Angst, dass das Bauen die Stabilität der bestehenden Bauten gefährdet. Vor allem die Tatsache, dass bis zu zwei Parkgeschosse im Untergrund liegen sollen, alarmiert sie. „Ich bin skeptisch“, sagt Charles Davids. Und Constanze Brahn stellt fest: „Ich habe massive Bedenken.“ Sie wohnt in der Schützenstraße 30, in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert. Gegenüber liegt das Döbele.
Es habe schon einmal Nachverdichtungen in direkter Nachbarschaft gegeben, seitdem bildeten sich im Haus immer wieder Risse, sagt sie. In einem Zimmer hat sie eine Verkleidung vor die Wand gestellt, um diese nicht ständig wieder flicken zu müssen. Sie zeigt, wie viele Risse sich neu gebildet haben und wie viele schon in anderen Räumen zugespachtelt wurden.

Zum Döbele sagt sie: „Ich kann verstehen, dass man das bebauen will.“ So richtig überzeugt hätten sie die Entwürfe aber nicht. Auch in den Zimmern von Bewohner Wolfgang Müller-Fehrenbach sind tiefe Risse zu sehen. Das Haus bewegt sich, ohne Zweifel. Laut den Bewohnern sagt ein Statiker jedoch, dass es trotzdem sicher stehe. Doch die Sorge ist groß, dass sich die Lage verschlimmert, wenn in unmittelbarer Nähe in die Tiefe gebaut wird.
Diese Sorge teilt Anwohner Harald Kühl. Er halte das Hybrid-Modell zwar für etwas sympathischer, doch auch er fürchtet massive Schäden an den Umgebungsgebäuden. Grundsätzlich sei Wohnen wichtiger als Parken.
Ein geotechnischer Bericht für das Wettbewerbsareal Döbele aus dem Jahr 2013 zeigt – die Bedenken der Anwohner sind nicht aus der Luft gegriffen.
In der Zusammenfassung heißt es: Der Baugrund sei wenig tragfähig, gelte als empfindlich bei Erschütterungen und verforme sich leicht. Es gebe Grundwasser, das bis nahe an die Geländeoberfläche steigen und unter Druck stehen könne. „In der Grundmoräne ist erfahrungsgemäß gespanntes Grundwasser vorhanden, das sogar artesisch gespannt sein kann.“ Das bedeutet, bei Bohrungen besteht die Gefahr, dass Grundwasser hochsprudelt.
Auch am Weiherhof gab es wegen gespanntem Grundwasser große Probleme. Dort waren Geothermiebohrungen untersagt worden. Wie es weitergeht auf dem Döbele, soll am Dienstag, 27. Mai, ab 16 Uhr im Technischen Ausschuss besprochen werden (Sitzungssaal unter dem Dach des Verwaltungsgebäudes Laube).