Auf der Eichhornstraße kracht das Vorderrad in ein Schlagloch. Am Zähringerplatz werden die Bus-Fahrgäste wild durchgeschüttelt. Die Martin-Schleyer-Straße, die durch Litzelstetten führt, ist eine Zumutung für die Stoßdämpfer.
Auf der Alten Rheinbrücke sind tiefe Spuren in den Asphalt gedrückt. Nur vier von vielen Beispielen, die in Konstanz jeder kennt. Viele der städtischen Straßen sind marode – und neue, von der Stadtverwaltung selbst erhobene Zahlen zeigen das ganze Ausmaß der Misere.
15 Prozent der Straßen müssen komplett erneuert werden
234 Kilometer lang sind alle städtischen Straßen zusammen, das ist das Straßennetz ohne Bundes- und Landesstraßen. Von diesen 234 Kilometern sind nach neuesten Angaben aus dem Tiefbauamt 144 Kilometer in guten Zustand, so dass dort keine Investitionen nötig sind. 21 Kilometer (15 Prozent) aber befinden sich in einem so schlechten Zustand, dass sie komplett neu gebaut werden müssen, von Grund auf.
Wie viel das kosten würde, ist unklar. Allerdings hatte schon 2016 der damalige Tiefbauamts-Chef Wolfgang Seez Alarm geschlagen und den Sanierungsstau auf 78 Millionen Euro beziffert. Um wie viel sich die Summe seither erhöht hat, zeigt eine weitere Zahl. Denn auf 69 Kilometer summiert sich der Teil des Straßennetzes (es sind 30 Prozent), die noch vor einem Totalschaden zu retten wären. Kosten allein dafür: knapp 28 Millionen Euro.
Kann das Tiefbauamt diese riesige Summe aufbringen?
Nun macht die Verwaltung einen neuen Vorstoß: Mit drei Millionen Euro im Jahr, rechnet das Tiefbauamt nun vor, könnten über zehn Jahre alle noch zu rettenden Straßen so erneuert werden, dass sie nochmals ein paar Jahrzehnte halten. Denn bisher, so heißt es auch für manchen Kommunalpolitiker durchaus überraschend in dem amtlichen Dokument zu dem Thema (2022-2469), „stehen dem Tiefbauamt keine Mittel für die Umsetzung dieser Art der Oberflächensanierung zur Verfügung“.
Ob sich das ändern wird oder ob Konstanz das Problem doch weiter in die Zukunft verschiebt, ist unklar. Uwe Kopf vom Hochbauamt weiß, dass die Stadt auf ganzer Linie sparen muss. Er schlägt deshalb vor, es müssten ja nicht gleich drei Millionen Euro im Jahr sein, man könne ja mal mit einer anfangen.
Und es würde sich nach seinen Worten lohnen: Eine rechtzeitige Oberflächensanierung kostet demnach im Schnitt etwa 80 Euro pro Quadratmeter. Will die Stadt sich das sparen, wird es dagegen richtig teuer: Wenn der ganze Straßenoberbau neu gemacht werden muss, koste das etwa 240 Euro pro Quadratmeter.
So startet Konstanz nach den Sommerferien in eine harte finanzpolitische Debatte. Denn während Sport und Kultur um ihre Zuschüsse kämpfen, das Bodenseeforum ebenso wie freiwillige Sozialleistungen auf den Prüfstand kommen dürften, kommt hier nun noch eine weitere mögliche Ausgabe auf die Stadt zu. Und das, nachdem das Sparziel von 15 Millionen Euro pro Jahr ausgegeben wurde.