Aufstehen für die Demokratie und zugleich zeigen: „Wir sind die Brandmauer“ – das sollen die Teilnehmer einer weiteren Demonstration für eine offene und friedliche Gesellschaft sowie gegen Rechtsextremismus. Fast genau einen Monat nach der Großkundgebung mit über 15.000 Menschen ruft eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern für Sonntag, 25. Februar, erneut dazu auf, ein Zeichen zu setzen.

Treffpunkt ist ab 13.30 Uhr im Herosé-Park. Um 14 Uhr setzt sich der Zug in Richtung Klein Venedig in Bewegung, wo um 15 Uhr die Abschlusskundgebung beginnen soll. Wie viele Menschen erwartet werden, sei schwer zu schätzen, erklärten Thomas Weisz, Rosa Buss und Lisa Kreitmeier vom Organisationsteam im Vorfeld.

Sie waren am 24. Januar selbst überrascht worden – damals hatten sie einige tausend Demo-Teilnehmer erwartet, gekommen waren je nach Angaben zwischen 14.000 und 20.000, der Münsterplatz als Ort der Kundgebung wurde nach einiger Zeit wegen Überfüllung gesperrt.

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Dieses Mal sei man „auf alles vorbereitet“, so die Organisatoren: „Die Veranstaltung ist so geplant, dass alle Menschen, die möchten, an der Kundgebung teilnehmen können und wir niemanden aufgrund von Platzmangel abweisen müssen.“

Auf Klein Venedig sollte es dagegen nicht eng werden. Wer dieses Mal sprechen wird, stand am Donnerstag noch nicht endgültig fest. Klar ist laut Buss, Weisz und Kreitmeier aber: „Wir legen bei dieser Veranstaltung bei den Rednerinnen und Rednern den Fokus auf unsere Bürgerinnen und Bürger“ und dabei insbesondere solche, die aus Gruppen kommen, die von Ausgrenzung betroffen oder bedroht sind.

(Archivbild) Lisa Kreitmeier und Rosa Buss, die vor der ersten Demo dem SÜDKURIER ein ausführliches Interview gaben, sind erneut im ...
(Archivbild) Lisa Kreitmeier und Rosa Buss, die vor der ersten Demo dem SÜDKURIER ein ausführliches Interview gaben, sind erneut im Organisationsteam engagiert. | Bild: Sebastian Ridder | SK-Archiv

Darum wird es am Sonntag keine Politiker-Reden geben

Politiker werden den Angaben zufolge nicht auf der Bühne stehen. Als Teilnehmer seien aber Oberbürgermeister, Landrat und alle „Mandatstragenden aus demokratischen Parteien“ herzlich willkommen, denn „bei der momentanen politischen Lage ist es essenziell, zusammenzustehen und klare Kante gegen Rechtsextremismus zu zeigen.“

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Sichtbar wird die Initiative dabei auf jeden Fall: Die Stadt Konstanz geht nach eigenen Angaben von massiven Beeinträchtigungen für den Verkehr aus, denn der Demonstrationszug führt über die Spanierstraße auf den Verkehrsknoten Sternenplatz und die Konzilstraße zur Marktstätte, durch die Unterführung zum Hafen und dann nach Klein Venedig. Da auch die Zufahrt zur Laube und zum Bahnhof betroffen sind, sind Auswirkungen auf die meisten Buslinien erwarten. Laut Anja Fuchs, Sprecherin der Stadtverwaltung, sind 8000 Teilnehmende angemeldet.

Unterstützt wird die neuerliche Kundgebung auch von einem Bündnis aus der Stadtgesellschaft, das sich im Nachgang zur Demo vom 27. Januar formiert hat. An seiner Spitze stehen zwei bekannte Gesichter: Katrin Brüggemann und Anselm Venedey. Brüggemann ist durch ihr langjähriges Engagement bei der Stolperstein-Initiative und ihre Arbeit gegen das Vergessen des Nazi-Terrors bekannt, Venedey war lange Zeit Stadtrat bei den Freien Wählern und setzt sich bis heute in vielerlei Kontext für eine offene Gesellschaft und gegen Rechtsextremismus ein.

(Archivbild) Katrin Brüggemann engagiert sich seit 20 Jahren in der Stolperstein-Initiative und mahnt: „Wir müssen die Demokratie ...
(Archivbild) Katrin Brüggemann engagiert sich seit 20 Jahren in der Stolperstein-Initiative und mahnt: „Wir müssen die Demokratie verteidigen, das mahnt uns die Geschichte.“ | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv
(Archivbild) Er ist in Konstanz das vielleicht bekannteste Gesicht des neuen Bündnisses für Demokratie: Anselm Venedey, Wirt, früherer ...
(Archivbild) Er ist in Konstanz das vielleicht bekannteste Gesicht des neuen Bündnisses für Demokratie: Anselm Venedey, Wirt, früherer Stadtrat und Förderer der Kultur. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Über 100 Personen sind im neuen „Bündnis für Demokratie – klare Kante gegen rechts in Stadt und Landkreis“ aktiv, so Katrin Brüggemann. Sie sagte auf Nachfrage, man habe sich bewusst für einen Zusammenschluss aus Einzelpersonen und nicht von Organisationen entschieden.

Neues Bündnis plant viele Aktionen über Demos hinaus

Über die Demonstration im Sonntag hinaus wollen sie mit weiteren Aktionen und Veranstaltungen zeigen, dass die demokratischen Kräfte in der Mehrheit sind. Zugleich gehe es darum, die Wahlprogramme der AfD öffentlich zu diskutieren. „Jetzt ist der Moment, wo man hinstehen muss“, sagte Brüggemann dem SÜDKURIER. Aus der Stolperstein-Arbeit sei ihr besonders bewusst, welche Lehren man aus der Geschichte ziehen müsse: „Es beginnt immer mit der Ausgrenzung einzelner Gruppen.“

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Hinter dem Demo-Aufruf für den Sonntag stehen laut den Organisatoren „eine Vielzahl an Personen aus der Zivilgesellschaft sowie örtlichen Vereinen und Verbänden“. Auch seien alle demokratischen Parteien, die im Gemeinderat vertreten sind, mit dabei, ebenso eine „große Breite an Organisationen“, unter ihnen die Volkshochschule, der Caritasverband, der Gesamtelternbeirat, der Konstanzer Ortsverein der Gewerkschaft Verdi oder das Hermes-Theater Dettingen und die Kantine Konstanz.

Auf die Frage, ob gesellschaftliche Akteure trotz Anfrage sich dem Bündnis nicht anschließen wollten, teilen die Demo-Organisatoren mit: „Bis jetzt haben uns ausschließlich positive Rückmeldungen erreicht.“