Für Susanne und Paul Wendt aus Konstanz ist es klar. Sie haben, wie andere auch, im Nachgang der Demonstration gegen rechts vom 24. Januar an den SÜDKURIER geschrieben, sie sprechen aber Oberbürgermeister Uli Burchardt direkt an: „Bei der Demo gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD haben wir Sie leider auf dem Münsterplatz als Redner vermisst. Es hätte doch möglich sein müssen, dass wenigstens, stellvertretend für Sie, ein anderer Redner der Stadtspitze das Wort ergriffen hätte.“

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Auch die Abgeordneten aus der Region erhalten seit diesem 24. Januar immer wieder Nachfragen, warum sie den Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer, der exakt zur gleichen Zeit stattfand, der Demo vorgezogen hätten. Immerhin waren sie auf Fotos zu sehen, die an diesem Abend im Bodenseeforum gemacht wurden.

Nicht immer ist der Ton solcher Anfragen, wie sie zum Teil auch dem SÜDKURIER weitergeleitet werden, respektvoll. Gleichwohl ist mehreren Mitgliedern von Landtag und Bundestag über alle Parteigrenzen hinweg wichtig zu betonen: Sie waren bei beiden Veranstaltungen.

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OB und Abgeordnete waren bei Demo und Empfang

So standen die Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Lina Seitzl direkt vor der Rednerbühne auf dem Münsterplatz, bevor sie zur IHK zurückgingen. Auch die Landtagsabgeordnete Nese Erikli nahm an der größten Kundgebung der jüngeren Konstanzer Stadtgeschichte teil.

Oberbürgermeister Uli Burchardt war zu Beginn der Demonstration über längere Zeit unter den Bürgerinnen und Bürgern auf dem Herosé-Gelände und kam erst dann ins Bodenseeforum. Das bestätigen mehrere Augenzeugen, unter ihnen die SÜDKURIER-Reporter.

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Dass er selbst nicht auf dem Münsterplatz sprach, findet Burchardt indessen genau richtig. Die Kundgebung sei „aus der Bürgerschaft heraus organisiert“ worden, und es habe sich schnell gezeigt, dass David Tchakoura, Leiter der Stabsstelle Konstanz International, den Redebeitrag für die städtischen Akteure halten würde.

Die Stadtgesellschaft habe dieses wertvolle Zeichen ausgesendet „und nicht ‚die Politik‘“, so Burchardt auf Nachfrage, „und das war gut“. Auch Theater-Intendantin Karin Becker sprach ausdrücklich als Bürgerin der Stadt und nicht in ihrer Funktion innerhalb der Verwaltung.

Oberbürgermeister Uli Burchardt ließ sich am 24. Januar 2024 nicht nur beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer ...
Oberbürgermeister Uli Burchardt ließ sich am 24. Januar 2024 nicht nur beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee im Bodenseeforum blicken, sondern auch im Herosé-Park, wo sich die Menschen für die Demo gegen rechts versammelten. | Bild: Rau, Jörg-Peter

OB Burchardt: „Es war gut, wie das gelaufen ist.“

Burchardt erklärt weiter, es sei ausdrücklich das Ziel gewesen, dass nicht Parteien oder einzelne Akteure das Bekenntnis gegen Rechtsextremismus und für eine friedliche, offene Gesellschaft für sich in Anspruch nehmen. So hatte er es auch am Vortag in einem Video auf Instagram erklärt.

Das sehen auch die Abgeordneten so, zumal auch vom IHK-Empfang eine klare Botschaft für Demokratie und Weltoffenheit ausgegangen war. Er sei sich sicher, dass ein Redebeitrag von ihm nicht gefehlt habe an diesem beeindruckenden Abend, so der Oberbürgermeister: „Es war gut, wie das gelaufen ist.“

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