Flavio Pampanins Lächeln hat man trotz der dicken Brillengläser gesehen. Er könnte wahrscheinlich nicht sagen, wie vielen Konstanzer Kindern er im Laufe seines Arbeitslebens ihre allererste Kugel Eis über den Tresen reichte. Er tat es immer mit Freude und einer liebevollen Geste den Kleinen gegenüber.
Wenn Sie über das ganze Gesicht strahlten, dann war auch er glücklich. Er war ein besonderer Mensch oder – wie Sohn Tiziano sagt – „er war unendlich“. Nach langer Krankheit ist er am 23. Februar sanft entschlafen; seine geliebte Frau Giuditta, mit der er 57 Jahre verheiratet war, folgte ihm am 1. März.
„Es ist schön, dass sie zusammen gegangen sind“, tröstet sich Tiziano, der dies als Zeichen ihrer Verbundenheit wertet. „Er war ein guter Vater und Großvater, Vorbild in allem“ und wurde auch von der Kundschaft und den Mitarbeitern sehr geschätzt. Er hatte das Familienunternehmen in der zweiten Generation fortgeführt, schließlich hatte sein Vater Romano (geboren 1894, gestorben 1976) im Jahr 1938 die erste italienische Eisdiele in Konstanz eröffnet.
„Die letzte Etappe war Konstanz“, erzählt Tiziano Pampanin über seinen Großvater Romano, der aus Zoppè di Cadore stammt; einer kleinen norditalienischen Gemeinde. Als Romano gerade 14 Jahre alt war, reiste sein Papa mit ihm nach Budapest, um dort Eis zu verkaufen.
1933 kam Romano nach Deutschland, wo er mit seinem Cousin Vittorio erst in Düsseldorf eine Eisdiele eröffnete, diese jedoch aufgrund großer Konkurrenz wieder schloss. So erging es ihm in Viersen und Moers, bis er letztlich mit seinem Sohn Attilio (geboren 1926) nach Konstanz kam.
Von Neid und Erfolgen der ersten Generation
Obgleich Konstanzer Konditoreien und Cafés wegen der befürchteten Konkurrenz Sturm liefen, erhielt Romano Pampanin letztlich im Jahr 1938 doch die Erlaubnis zum Betrieb einer „Speiseeiswirtschaft“, die er in der Hussenstraße 20 mit großen Erfolg führte.
In Konstanz wurde am 19. August 1939 sein zweiter Sohn Flavio geboren. 1943 schloss Romano Pampanin die beliebte Eisdiele, weil er während des Zweiten Weltkriegs die nötigen Zutaten nicht mehr in ausreichender Menge bekommen konnte, und kehrte mit seiner Familie zurück nach Italien.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Romano Pampanin wieder zurück nach Konstanz und seine Eisdiele weiterführen, doch von den Alliierten erhielt er keine Einreisegenehmigung. Dies gelang ihm erst später. Dank eines Kredits, den ihm Freunde aus Kreuzlingen gewährten, eröffnete er die Eisdiele Pampanin 1952 an der Marktstätte 3.
Die Geschäfte liefen sehr gut, sodass Romano Pampanin 1957 eine Filiale in der Theodor-Heuss-Straße 9 eröffnen konnte. Ein Jahr später trumpfte er dann im Hauptgeschäft an der Marktstätte auf, denn er hatte nicht nur die Konzession um Getränkeausschank, sondern auch die Räumlichkeiten, die er auf die erste Etage ausdehnen konnte, erweitert.
1966 eröffnete er in der Hussenstraße eine weitere Dependance, schloss sie jedoch bereits drei Jahre später wieder, weil die Frequenz unter den Erwartungen blieb.
Die zweite Generation übernimmt das Geschäft
1968 ging Romano Pampanin in den Ruhestand und seine Söhne kümmerten sich um die Geschäfte. Attilio betrieb das Eis-Café an der Marktstätte, mit dem er 1987 in das Nachbargebäude Marktstätte 5 umzog und letztlich 1999 schloss. Flavio Pampanin führte die Eisdiele in der Theodor-Heuss-Straße mit großem Erfolg.

Es war nicht nur das hausgemachte Eis nach traditionellen Rezepten, warum die Konstanzer ihm die Treue hielten. Es war seine herzliche Art, die guten Unterhaltungen, die Wertschätzung, die er jedem entgegenbrachte.

„Er war ein sehr gerechter und ein sehr guter Mensch. Überall wo er ging, hat er tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Tiziano Pampanin über seinen vor kurzem verstorbene Vater, der ihm und seinen Geschwistern immer Vorbild war. „Unser Vater war offiziell Chef bis 2008. Da sind wir an den heutigen Standort gezogen“, sagt er.
Warum der Umzug von der Theodor-Heuss-Straße 9 in die Theodor-Heuss-Straße 33/Ecke Moltkestraße notwendig war? „Am alten Standort konnten wir nicht erweitern. Hier ist eine ganz andere Dimension; hier können wir draußen bestuhlen und sind noch besser erreichbar“, so Tiziano.
Auch die dritte Generation ist mit dem Herzen dabei
2008 hat Flavio Pampanin offiziell die Geschicke des Familienunternehmens in die Hände seiner Söhne Tiziano und Romano gelegt, praktisch jedoch hatte er sich schon vorher zurückgezogen und kehrte nach Italien zurück, wenngleich ein Teil seines Herzens in Konstanz blieb. Flavio und Giuditta Pampanin blieben auch weiterhin unverzichtbar für ihre Kinder Tiziano, Romano und Nadia und ihre fünf Enkelkinder.
„Unsere Kinder gingen in Italien zur Schule und waren immer bei meinen Eltern“, sagte Tiziano Pampanin über seine drei mittlerweile schon erwachsenen Kinder. „Unsere Eltern haben uns alle stark geprägt“, Charakter, Wertvorstellungen, Liebe zum Beruf, Präzision und bei allem Tun immer „mit dem Herzen dabei“.

Auch jetzt muss Tiziano trotz aller Trauer schmunzeln, wenn er sich im Lokal umsieht. „Wie man Tische und Stühle stellt, wie man mit den Kunden und den Mitarbeitern umgeht – in jeder Kleinigkeit steckt unser Vater“, so Tiziano Pampanin. Er stellt oft fest, wie ähnlich er ihm ist und innerlich sagen muss: „Vater hatte doch recht.“

Eines steht fest: Die dritte Familiengeneration wird die Eisdiele Pampanin ganz im Sinne des Vaters weiterführen – den Eltern und Großeltern zu Ehren.