Inzwischen sind es rund 2,4 Millionen Euro im Jahr: So viel muss die Stadt Konstanz dem Bodenseeforum (Bofo) für das Jahr 2024 voraussichtlich zuschießen. Nur so kann es seinen Betrieb weiterführen und seine Abschreibungen erwirtschaften, also Geld für nötige Investitionen zurücklegen.

Diese Summe steigt, laut FDP-Stadtrat Manfred Hensler, um rund 100.000 Euro pro Jahr. Und sorgt für ein Umdenken bei den Liberalen im Rat, die bisher fest an der Seite des Veranstaltungshauses am Seerhein standen. Das sei, so Hensler in einer überraschenden Stellungnahme, „eine tolle Sache, aber finanziell nicht mit in dieser Form tragbar.“

Absetzbewegungen im links-grünen Lager werden stärker

Seit in der Konstanzer Kommunalpolitik langsam deutlich wird, wie groß die Finanzprobleme der Stadt sind, schwindet offenbar auch der Rückhalt für das Bofo. Niklas Becker von FGL&Grünen findet, das Defizit sei „auf Dauer in diesem Umfang nicht tragbar“. Der SPD-Stadtrat Jan Welsch hält es für „öffentlich nicht zu rechtfertigen, wenn das immer so weitergeht“.

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Auch im Jungen Forum nehmen die Absetzbewegungen zu: „Wir haben ein Problem damit“, sagt Stadträtin Gabriele Weiner. Und weiter: „Wir müssen an allen Enden und Ecken sparen, beim Bodenseeforum habe ich das Gefühl, da ist das Sparen noch nicht angekommen.“ Und die Linke Liste sieht sich in ihrer seit Jahren vorgetragenen Kritik bestätigt, wie Stadtrat Simon Pschorr deutlich macht.

So wird dann auch in der Sitzung des Betriebsausschusses, der das Veranstaltungshaus politisch begleitet, die Forderung nach einer Deckelung des städtischen Zuschusses laut. Das sei aber gar nicht so einfach, entgegnet Geschäftsführerin Ruth Bader: Der Gemeinderat habe sich 2019 für die Strategie entschlossen, das Bodenseeforum als kommunales Veranstaltungshaus mit einer breiten Ausrichtung zu betreiben.

Sie muss mit ihrem Haus vielen Erwartungen gerecht werden: Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums, kann gut erklären, warum ...
Sie muss mit ihrem Haus vielen Erwartungen gerecht werden: Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums, kann gut erklären, warum das Haus keinen Gewinn machen kann. Aber nicht alle wollen sich damit abfinden. | Bild: Rau, Jörg-Peter | SK-Archiv

Das heißt: Sie muss auch Buchungen von kulturellen oder gesellschaftlichen Ereignissen annehmen, obwohl diese nicht einmal die im Haus entstehenden Personalkosten voll decken. Und das bedeutet, so Bader, ein Dilemma: Wenn nur noch profitable Kongresse oder Messen stattfänden, würde sich die Frage stellen, warum die Stadt so ein Haus überhaupt betreibt und das nicht der freien Wirtschaft überlässt.

Wollte die Stadt wiederum die Einnahmen verbessern, müsste das Bofo laut Oberbürgermeister Uli Burchardt eine Küche anbauen, statt sich Verpflegung teuer liefern zu lassen. Denn da werde im Veranstaltungsgeschäft das Geld verdient.

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OB denkt an weitere Investitionen ins Haus am Seerhein

Für Burchardt ist eine weitere Investition ins Bodenseeforum weiterhin nicht ausgeschlossen. Vor den Haushaltsberatungen habe man damit nicht kommen wollen, sagte er den Finanzpolitikern des Gemeinderats im Betriebsausschuss. Ob das Projekt realistischer ist, wenn Ende Februar der Etat steht, bleibt fraglich.

Linken-Stadtrat Pschorr unkt jedenfalls: „Wir haben voraussichtlich auch auf mittlere Frist das Geld für so einen Anbau nicht.“

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