Die Marktstätte hätte der „Festsaal der Stadt“ werden sollen. Der Stephansplatz „könnte eine der besten Stuben von Konstanz werden“, sagt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn im Technischen und Umweltausschuss (TUA). In dessen Rahmen werden die Pläne für die Umgestaltung vorgestellt und die Stadträte sollen über die Zukunft des Platzes entscheiden.
Langensteiner-Schönborn wirbt für die Umgestaltung, denn „in Zukunft wird es nicht so rosig aussehen mit Förderungen“. Kurz vor der Abstimmung weist er darauf hin, dass eine Nichtumgestaltung des Platzes Auswirkungen auf die beantragte Förderung aus dem Topf des Landesverkehrsministeriums E-Zone haben könne.
Was der Baubürgermeister in dieser Sitzung nicht sagt: Wenige Stunden zuvor hatte der Landesverkehrsminister bereits Oberbürgermeister Uli Burchardt den Förderbescheid überreicht. „Der Stephansplatz ist nicht explizit Bestandteil des Förderbescheids“, erklärte Lorenz Heublein gegenüber dem SÜDKURIER kurz nach der Übergabe.
Was ist jetzt eigentlich geplant?
Tina Mühleck vom externe Planungsbüro Planstatt Senner GmbH legt die Entwurfsplanung vor. Der Wochenmarkt und das Weinfest sollen auch künftig an diesem Ort stattfinden können. Geschätzte Kosten für die Umgestaltung: 4,8 Millionen Euro. Sie veranschaulicht mit ihrem Kollegen Nicolai Schmuck anhand von Visualisierungen, was für den Stephansplatz geplant ist, wenn letztlich der Gemeinderat sein Ja-Wort geben sollte.
Der Boden solle mit kleinteiligem Naturstein belegt werden und 33 neue Bäume seien vorgesehen. Im Norden solle in Verlängerung des Schulhofs ein Baumhain mit wassergebundener Decke entstehen. „Die Schule wünscht sich eine Hoferweiterung“, so Mühleck. 250 Quadratmeter solle sie dazubekommen; als Abgrenzung zum Platz seien lange Sitzbänke vorgesehen.

Um die Kirche herum solle es Radständer geben, an der Ostseite würden die bestehenden Bäume ergänzt, vor der Sporthalle im Südwesten sei ein Baumkabinett als eine „Art grüne Markthalle“ und ein Feld mit Wasserfontänen vorgesehen.
Im Süden vor der Ladenzeile sollen sieben Parkplätze beibehalten werden, davon drei Behindertenstellplätze und vier Stellplätze für Handwerker und Lieferanten. Von 20 bis 6 Uhr könnten die vier Handwerker-Stellplätze für das Bewohnerparken genutzt werden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Fahrradständer würden vorwiegend vor dem Bürgersaal aufgestellt.

Der Stephansplatz werde dann zur Fußgängerzone, während die West-Ost-Verbindung von der Laube in die Münzgasse als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden solle, damit Radfahrer diese Achse auch künftig nutzen könnten.
Lob und Anmerkungen der Stadträte
Den Entwurf finden die Stadträte gelungen bis überzeugend, aber Anmerkungen gibt es trotzdem. Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne) hat den Eindruck, „dass es nicht grün genug ist“ und der Platz „sehr steinern wirkt“. Wichtig sei, dass der Platz gut begehbar sei, wobei sie das Stichwort Münsterplatz gibt. Außerdem wünsche sie sich mehr Bewegungsangebote, wie Tischtennisplatte, Slackline, Boule und Klettern und optisch schöne Bänke, „wir nehmen ja viel Geld in die Hand“, so Mühlhäußer.

Swetlana Wiedenbeck (JFK) ist Mühlhäußers Ansicht und hat Sorge wegen der Fugen zwischen den Pflastersteinen, in denen sich Glasscherben und Unrat sammelten und schlechter zu säubern seien. „Es gibt ein Münsterplatztrauma“, stellt Wolfgang Treß vom Amt für Stadtplanung und Umwelt fest. Er versucht, zu beruhigen: „Es gibt eine grüne Fuge. Der Boden ist wunderbar begehbar. Das funktioniert. Glauben Sie‘s mir.“
Die Planer hätten unterschiedliche Funktionen unter einen Hut gebracht, würdigt Jürgen Ruff (SPD), fragt sich aber, ob die Parkplätze ausreichen würden. Da hat auch Daniel Hölzle (FWK) Bauchschmerzen. Er fragt nach den Folgekosten, denn diese kämen zusätzlich auf den städtischen Haushalt zu. Wenn man letztlich aus Kostengründen Abstriche bei der Gestaltung machen müsste, dann wäre es doch „ein Stück weit Provisorium“.
Beißen die Räte „in den sauren Apfel“?
„Es wäre schön, wenn wir eine pralle Stadtkasse hätten“, seufzt Daniel Hölzle und stellt fest: „Es kommt zum ungeschickten Zeitpunkt.“ Levin Eisenmann wird deutlicher. Nach der Präsentation sagt er: „Man könnte gerade vergessen, dass wir kein Geld mehr haben.“ Dann holt er aus: „Die Frage ist nicht: Ja oder nein, sondern wann.“ Der Grundsatz sei klar, dass eine Umgestaltung gewollt sei. Aber „Wir laufen in eine Verschuldung von 100 Millionen Euro rein. 4,8 Millionen Euro bereitzustellen, halte ich für kritisch.“

Der „Vorschlag ist toll“, so Holger Reile, der in Sachen Geld bei diesem Projekt von „Peanuts“ spricht, während beim Bodenseeforum jedes Jahr Millionen rausgeschmissen würden. „Irgendwann müssen wir in den sauren Apfel beißen“, sagt Karl Langensteiner-Schönborn am Ende der Diskussion. Jetzt sei die Frage: „Springen wir oder springen wir nicht.“ Der TUA springt mit sieben Ja-Stimmen (FGL&Grüne, SPD, JFK, LLK) und fünf Gegenstimmen (CDU, FWK) und fasst den Projektbeschluss.
Die Würfel sind damit aber noch nicht gefallen. Zum einen obliegt die Entscheidung dem Gemeinderat, der am 25. Februar über die Zukunft des Stephansplatzes befindet. Zum anderen hat die CDU-Gemeinderatsfraktion umgehend ein Moratorium (Aufschub) für den Stephansplatz gefordert.
Als Grund wird in einer Pressemitteilung genannt: „Die Kosten drohen aus dem Ruder zu laufen. Gemeint sind nicht nur die Kosten für den Umbau des Platzes allein, die mit 4,8 Millionen Euro schon beträchtlich sind, sondern die Kosten im städtischen Gesamthaushalt.“
Weiter wird bezüglich einer im Raum stehenden Gesamtverschuldung von 100 Millionen Euro ausgeführt: „Die Pro-Kopf-Verschuldung würde sich bis 2026 annähernd verdoppeln. Allein der Zinsdienst dafür erfordere jährlich einen Millionenbetrag. Zudem entfielen bei Umsetzung der Planung am Stephansplatz jährliche Einnahmen in sechsstelliger Höhe.“