Es ist ein Vorhaben, an dem die Gemeinde Moos bereits seit mehr als zwei Jahren arbeitet: Weil das alte Rathaus in Iznang in die Jahre gekommen ist und Schäden aufweist, soll es saniert werden. Ende Mai 2022 begannen die Vorgespräche mit dem zuständigen Architekten und seither werden die Arbeiten vorberietet. An dem Gebäude selbst, das als Veranstaltungsort für Vereine dient und im Obergeschoss auch Flüchtlinge beherbergt, hat sich allerdings noch nichts getan – Grund dafür ist der Denkmalschutz, der für eine lange Projektdauer und mächtige Extrakosten sorgt.

Nun kommt Bewegung in die Sache: Nicht nur sagte das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg kürzlich eine Förderung in Höhe von 38.890 Euro zu. Auch sollen laut Bürgermeister Patrick Krauss jetzt bereits die ersten Sanierungsarbeiten starten.

Das Wetter setzt dem Gebäude zu

Und das ist wichtig, wie Krauss betont: „Es ist schon dringend nötig, dass man da was macht.“ Das Holz an der Fassade des alten Rathauses faule und bröckele dadurch bereits aus dem Putz, das Blech korrodiere. „Das sind halt Wetterschäden“, erklärt Krauss.

Die Liste der geplanten Maßnahmen ist entsprechend lang. Saniert werden müssen unter anderem der Holzdachstuhl, das Biberschwanzdach, Dachbleche, die Holzverschalung im Obergeschoss an der Westseite, die Sandsteineinfassungen von Fenstern und Türen, die Holztore, Fenster und Fensterläden. Zudem soll die Außenbeleuchtung durch historische Lampen ersetzt werden, die noch auf dem Bauhof gelagert werden.

Auch in den Innenräumen sind einige Arbeiten geplant, wenn auch weniger. Wie Patrick Krauss aufzählt, sollen so die sanitären Einrichtungen erneuert werden und die Heizkörper im Bürgersaal. Außerdem soll das alte Rathaus eine neue Veranstaltungsküche erhalten. Insgesamt wird für die Arbeiten innen und außen mit Kosten in Höhe von 526.000 Euro geplant.

Viele Vorgaben, Abstimmungen und Vorbereitungen

Dass die Sanierung erst über zwei Jahre nach Start des Projekts beginnen kann, begründet Patrick Krauss damit, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Grund dafür ist laut dem Landesamt für Denkmalpflege nicht sein Alter, sondern die gute Gestaltung und Ausführung sowie die bauhistorische und heimatgeschichtliche Bedeutung des alten Rathauses. Und dieser Status bringt spezielle Auflagen mit sich. So habe die Gemeinde Moos erst einmal einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung der Sanierung stellen müssen.

Dafür habe zum Beispiel das gesamte Gebäude neu eingemessen werden müssen, um einen neuen Bauplan zu erstellen – und das, obwohl die hauptsächlichen Arbeiten ja im Außenbereich stattfinden, kritisiert Patrick Krauss. Auch bei der eigentlichen Sanierung gebe es spezielle Vorschriften. „Im Prinzip ist alles abzustimmen“, sagt der Bürgermeister.

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Der Mehraufwand kostet

Er könne den Denkmalschutz durchaus verstehen, betont Patrick Krauss. „Ich weiß, es ist schwierig von Seiten des Denkmalamtes, wenn man zu viel laufen lässt“, sagt er. Dennoch wünsche er sich pragmatischere und unbürokratischere Vorgänge. Denn die Auflagen erfordern nicht nur mehr Aufwand, sondern kosten Zeit und Geld.

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Alleine der Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung habe die Gemeinde 10.000 Euro gekostet. Ein angefordertes restauratorisches Farbgutachten, bei dem untersucht werde, bei welcher Fassadenfarbe es sich um die Originalfarbe handelt, werde voraussichtlich 3000 Euro kosten. Um all solche Mehrkosten reichen laut dem Mooser Bürgermeister nicht einmal die genehmigten Fördermittel in Höhe von knapp 39.000 Euro aus. Dennoch: „Natürlich sind wir froh, dass wir eine Förderung erhalten haben“, betont Krauss.

Das sagt das Landesamt für Denkmalpflege

Auf Nachfrage erklärt die Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart, bei dem das Landesamt für Denkmalpflege ansässig ist, die Hintergründe. So sei es Sinn und Zweck des Denkmalschutzes, „die Bau- und Kunstdenkmale als relevante Zeugnisse und bauliche Dokumente einer vergangenen Zeit zu bewahren“. Deshalb seien Eingriffe und Veränderungen, die ihre Aussagekraft gravierend mindern oder auslöschen, zu vermeiden.

Der Lack ist ab: Deutlich sind die Spuren der Zeit am Gebälk des alten Rathauses erkennbar.
Der Lack ist ab: Deutlich sind die Spuren der Zeit am Gebälk des alten Rathauses erkennbar. | Bild: Jarausch, Gerald

Beratungen durch die Denkmalbehörden sollten sicherstellen, dass das jeweilige Gebäude trotz baulicher Maßnahmen weiterhin Kulturdenkmal bleibe. Da jedes Denkmal einzigartige Merkmale aufweise, müsse man sich damit im Vorfeld von denkmalschutzrechtlichen oder Baugenehmigungsverfahren auch gründlich damit auseinandersetzen und sich mit den Denkmalbehörden abstimmen.

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Dass extra aktuelle Pläne erstellt werden müssen, diene unter anderem der Planungs- und Kostensicherheit. „Historische Gebäude weisen häufig Verformungen und Schäden auf oder weichen von gegebenenfalls vorhandenen Bauantragsplänen ab“, heißt es. „Die Pläne dienen dabei auch als Grundlage für die Schadensdokumentation und -analyse sowie die Maßnahmenentwicklung und -kartierung.“ Diese wiederum seien auch essenziell, wenn Zuschüsse beantragt werden, denn sie dienen laut Landesamt der zwingend erforderlichen Massen- und Kostenermittlung.

Zeitplan ist noch nicht absehbar

Am alten Rathaus in Iznang sollen nun jedenfalls die ersten Arbeiten starten. Laut Patrick Krauss seien in diesem Jahr schon einmal die Arbeiten am Holz sowie am Blech geplant. Danach folge der Rest. Wie lange die Sanierungsarbeiten insgesamt dauern und wann sie abgeschlossen sind, kann Patrick Krauss noch nicht abschätzen. „Es sind so viele verschiedene Gewerke, die zu koordinieren sind“, erklärt er.

Fest steht aber: Während der Sanierung soll das alte Rathaus weiter von Flüchtlingen bewohnt und von Vereinen genutzt werden können. Lediglich während bestimmter Arbeiten, etwa der Restauration der Fenster, könnten Räume vorübergehend nicht zur Verfügung stehen.