Ganz oben auf der Liste der 15 besten Kurzfilme des Jahres steht ein bekannter Name: Ala Kachuu. Maria Brendle aus Mühlhausen ist die Filmemacherin hinter dem 40-Minuten-Film über Brautraub in Kirgistan und kann es in der Nacht nach der Verkündung kaum fassen. Die US-amerikanische Vereinigung Filmschaffender („Academy of Motion Picture Arts and Sciences“) hat kurz vor Weihnachten eine sogenannte Shortlist veröffentlicht mit 15 Kurzfilmen, die im engen Rennen um den höchsten Filmpreis der Branche sind: den Oscar. Nächster Schritt ist die Nominierung – und die 38-Jährige darf hoffen, dass ihr Werk im März in Los Angeles aufgerufen wird.
„Mein Handy glüht, ich bekomme wahnsinnig viele Nachrichten aus aller Welt. Ich freu mich wahnsinnig und bin dem ganzen Team, meiner Crew und den Schauspielern so dankbar“, erzählt Maria Brendle kurz nachdem ihr Lebenstraum noch näher gerückt ist. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass wir es unter die Top 15 geschafft haben.“
„Ich kann es kaum glauben“
Zurücklehnen und die Sektkorken knallen lassen konnte sie aber nicht: Als die Shortlist bekannt wurde, endete zwar der Tag in Deutschland – doch Los Angeles war gerade erst aufgestanden. Deshalb standen für die Filmemacherin Gespräche mit dem ganzen Team in Los Angeles, Zürich, Berlin und Israel auf dem Plan, um die nächsten Schritte zu besprechen.
Plant die 38-Jährige nun schon ihre Reise in die USA und ihre Dankesrede? „An die Verleihung denke ich gerade noch nicht. Dieser Schritt ist schon mehr als ich mir jemals hätte zu träumen gewagt. Vielleicht denke ich daran, wenn der erste Adrenalinstoß etwas abgeklungen ist.“
Film startete ungünstig in der Pandemie – und gewann zahlreiche Preise
Der Film „Ala Kachuu“ ist das Herzensprojekt der Filmemacherin, die für ihr Studium von Mühlhausen nach Zürich zog und dort blieb. Dabei geht es um die brutale Tradition des Brautraubs, die in Kirgistan sehr verbreitet aber kaum thematisiert sei. Maria Brendle wollte das mit ihrem Film ändern und drehte in einer fremden Sprache, in einem fremden Land unter widrigen Bedingungen. Dann war der Film 2020 fertig – und startete in der Corona-Pandemie, als viele Festivals nicht wie geplant stattfinden konnten. Dennoch erreichte „Ala Kachuu“ seitdem bei über 60 internationalen Festivals bereits 43 Auszeichnungen.

Vor wenigen Wochen wurde klar, dass die Filmemacherin sich damit für die Academy Awards qualifiziert hat. Von 145 solcher Filme wurden nun 15 in die engere Auswahl genommen – darunter auch „Ala Kachuu“. Nächster Schritt ist die Nominierung von fünf Filmen in dieser Kategorie. Auch da kann Maria Brendle hoffen: Die wichtige internationale Filmdatenbank Imdb (Internet Movie Database) sieht „Ala Kachuu“ auf Platz zwei der Kurzfilme des vergangenen Jahres.