Der Einsatzort war überschaubar, aber die mögliche Gefahr lange unklar: Eine Scheune mit Stroh und Stickstoff-Dünger sowie einer Photovoltaikanlage auf dem Dach brannte am Donnerstag in Gallmannsweil nieder. Das offene Gebäude habe bereits vollkommen in Flammen gestanden, als die Feuerwehr eingetroffen sei, sagte Kommandant Markus Riffler beim Einsatz vor Ort.
Laut einer ersten Mitteilung der Polizei habe möglicherweise ein technischer Defekt an Komponenten der 40 mal 15 Meter großen PV-Anlage den Brand ausgelöst. Das Stroh in der offenen Scheune führte zu einer dichten Rauchentwicklung, die kilometerweit zu sehen war. Der Rauch schien kaum ein Ende zu nehmen, kroch immer wieder aus dem Stroh oder den Holzscheiten, die in meterhohen runden Drahtkörben neben der Scheune standen.

Keine Gefahr für die Anwohner
Für Anwohner in Gallmannsweil bestehe durch die Rauchentwicklung keine Gefahr, teilte die Polizei am frühen Abend mit. Auch an der Einsatzstelle sagte der Einsatzleiter, es gebe keine Gefahr. Aufgrund des gelagerten Düngers rückte nach und nach jedoch ein großes Aufgebot an Kräften an. Der Leiter der Gefahrgut-Einheit war vor Ort, Chemie-Fachberater und aus Konstanz kam ein Fahrzeug mit Messausrüstung, um sicherzustellen, dass durch den Dünger wirklich nichts kontaminiert wurde. So fanden über einen Zeitraum von rund zwei Stunden immer wieder PH-Wert-Messungen des Löschwassers und andere Untersuchungen statt.
Zwischenzeitlich wurden sogar die Löscharbeiten für ein paar Minuten unterbrochen und alle mussten Abstand von der Scheune einnehmen, da nicht klar war, ob Explosionsgefahr durch den Dünger bestand. Kurz darauf konnte es jedoch weitergehen. Nach Einbruch der Dunkelheit stand schließlich fest, dass es offenbar keine Kontamination gab. „Die Messungen im Wasser und in der Luft waren okay“, sagte Bürgermeister Thorsten Scigliano im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Die Kläranlage sei aber informiert worden, da Löschwasser in die Kanalisation gelangt sei.
Regina Glatt von der Führungsgruppe Stockach bestätigte, die Messungen hätten ergeben, dass keine Grenzwerte überschritten seien. Der Dünger sei über längere Zeit mit Wasser heruntergekühlt worden. Die Feuerwehr habe extra mit dem Hersteller Rücksprache gehalten.
Löschwasserlieferung im Güllefass-Pendelverkehr
Die Wasserversorgung stellte allerdings ein Problem dar: Das Wasser aus dem Hydranten reichte nicht für so viele Schläuche. Ein für Mühlingen bekanntes Problem, so dass gemäß eines bereits getesteten Plans für einen solchen Fall mit Güllefässern, die 6000 Liter fassten, Wasser angeliefert und in einen faltbaren Tank gefüllt wurden. So konnten Traktoren pendeln, während vor Ort das angelieferte Wasser genutzt werden konnte. Viele Landwirte seien auch Mitglieder der Feuerwehr. Scigliano erklärte im Gespräch mit dem SÜDKURIER, die Stadtwerke hätten zudem extra alles aufgedreht, was möglich sei.

Im Rahmen der Löscharbeiten kamen auch landwirtschaftliche Fahrzeuge zum Einsatz, um die Holzscheite aus den meterhohen Drahtkörben auszuleeren. So konnten die Feuerwehrleute mögliche Glutnester ablöschen. Ähnlich verlief es mit dem Stroh, das später auseinandergezogen werden musste, um an den Brandherd zu gelangen und Glutnester zu bekämpfen. Dabei galt aufgrund des Stickstoff-Düngers immer Vorsicht. Container wurden angeliefert, um den Dünger später abzutransportieren.
Erste Schadensschätzung bei 70.000 Euro
Ein Rettungswagen war zwar nachmittags vor Ort, doch es gab keine Verletzten. Ehrenamtliche Kräfte des DRK Ortsvereins Radolfzell lösten später die hauptamtlichen Kräfte ab, damit diese wieder für medizinische Notfälle frei waren. Die Feuerwehr war über die gesamte Einsatzdauer verteilt mit dutzenden oder letztendlich sogar einer dreistelligen Anzahl Kräften verschiedener Abteilungen und Einheiten vor Ort.

„Nach erster Einschätzung entstand an der Scheune mindestens 70.000 Euro Sachschaden“, teilte die Polizei bereits am frühen Abend mit. Das Revier Stockach ermittelt nun zur genauen Brandursache.
Die betroffene Landwirt-Familie verfolgte die Löscharbeiten. Ein Frau erzählte, sie habe nach der Entdeckung der Flammen noch schnell einen Traktor aus der Scheune fahren können. Sie und ihre Verwandten sind froh, dass es keine Verletzten gibt.