Der Mühlinger Kindergarten nimmt nicht nur immer mehr Form an, er bekommt auch immer mehr sein wahres Gesicht. Und das entspricht seinem Namen Sonnenfalter. Die Flügel des Sonnenfalters sind zwei aufgefächerte Dächer, die inzwischen auf dem gemauerten Rohbau aufgesetzt über den Pfetten, also den Balken des Daches, thronen. Aktuell herrscht auf der Baustelle Tag für Tag eine große Betriebsamkeit, zuletzt wurden per Kran große Balken und Holzstützen an ihren Bestimmungsort transportiert und verbaut.

Und auch im Innenbereich tut sich etwas: Der Gemeinderat entschied in seiner jüngsten Sitzung im Rahmen der Vergabe weiterer Arbeiten im Innen- und Außenbereich auch über die künftigen Wandfarben des 4,4 Millionen Euro teuren Kindergartens – auch wenn der Weg dorthin etwas holprig war.

Gemeinderat bemängelt Farbauswahl

So hatten die Räte im Vorfeld der Sitzung bei einem Vor-Ort-Termin die Baustelle besichtigt. Gemeinderat Markus Traber (CDU) merkte jedoch gleich zu Beginn der Sitzung an, dass es ihm leider aus beruflichen Gründen nicht möglich gewesen sei, am Termin teilzunehmen. Im Sitzungssaal vermisste er jedoch, ebenso wie Fraktionskollege Christoph Auer, die Farbmuster, um final entscheiden zu können.

Zudem merkte er an, der Rat habe sich bei seiner Klausurtagung zwar bereits für Faserplatten entschieden. „Allerdings bin ich heute enttäuscht, nur zwei Farben zur Auswahl zu haben. Ich finde beide Farben nicht akzeptabel“, klagte er über die Auswahl aus dunkelgrün und gelbgrün für die Außenwand. Er regte daher an, den Tagesordnungspunkt noch einmal zu vertagen.

Diesem Wunsch widersprach jedoch Bürgermeister Thorsten Scigliano. Er versuchte mit mehreren Ansätzen, die beiden Räte doch noch zu einer Entscheidung zu bewegen. Man habe eine Gesamtarchitekturkonzeption und das Architekturbüro Riede aus Singen habe dem Rat das Naturfarbkonzept bereits dargelegt, so der Bürgermeister.

Mehrheit will dunkelgrün – und diskutiert dann weiter

Die Mehrzahl der Räte stimmte letztlich für dunkelgrün, während sich drei Räte enthielten und zwei dagegen stimmten. Doch im Anschluss entbrannte die nächste Diskussion, denn es galt, auch für den großen Spielflur, durch welchen die Kinder sogar mit Fahrzeugen fahren dürfen, eine Entscheidung über dessen Ausführung und Farbigkeit zu fällen.

Nun begann die Diskussion um den Sinn und Unsinn eines verputzten Spielflures, den die Kinder beim Herumfahren mit den Fahrzeugen beschädigen könnten. Hier versuchte Gemeinderat Uwe Held (CDU) zunächst die Kollegen, die beim Ortstermin nicht anwesend waren, über die Lasurfarben aufzuklären. Diese standen als Farbvarianten für den Sichtbeton zur Auswahl, sollte man sich gegen eine Verputzung des Flurs entscheiden.

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Neben der ursprünglichen grauen Sichtbetonfarbe wären auch noch eine eher silbrig schimmernde Lasur oder eine schlammfarbene Variante zur Auswahl gestanden. Flugs wurde die Abstimmung durchgeführt. Nachdem klar war, dass ein Putz auf dem Sichtbeton für einige Räte keine Lösung war, enthielten sich diese bei der ersten Abstimmung über die Farbe, in der Silber an der Spitze lag.

Wie oft darf man eigentlich abstimmen?

Allerdings meldete sich umgehend danach Gemeinderat Karl Mohr (FW) irritiert zu Wort und stellte einen Antrag auf eine zweite Abstimmung. Ihm sei bewusst geworden, „dass ich, selbst wenn ich bei der vorangegangenen Abstimmung gegen den Putz war, nun aber doch gerne bei der Farbwahl wieder mitbestimmen möchte.“

Durch die zweite Abstimmung wurde nun das favorisierte Silber von der Spitze verdrängt, die Mehrheit stimmte für den farblos lasierten Sichtbeton. Dies wiederum missfiel CDU-Rat Felix Wilden. Es sei nicht korrekt, einen bereits gefassten Beschluss auf diese Art wieder zu ändern.

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Hauptamtsleiterin Birgit von Glan stellt jedoch klar, dass es vollkommen legitim sei, dass ein Gemeinderat, der „versehentlich“ falsch abgestimmt hat, eine Neuabstimmung fordert. Auch Bürgermeister Thorsten Scigliano unterstrich seine Entscheidung, die Abstimmung noch einmal zu wiederholen mit dem Hinweis: „Es wurde ein Antrag auf Neuabstimmung gestellt, deshalb haben wir nochmals abgestimmt.“ Damit blieb es beim farblosen Sichtbeton.