Der Luchs geht auf dem Schienerberg und der Höri um. Zu Wochenbeginn machte die Nachricht in den sozialen Netzwerken die Runde, nun steht fest: Wie Kreisjägermeister Kurt Kirchmann auf SÜDKUIRER-Nachfrage bestätigte, habe es seit Freitag mehrere Sichtungen eines Luchses in Öhningen, Gaienhofen und Moos gegeben. „Der Luchs konnte fotografiert beziehungsweise in Aufnahmen von Wildkameras entdeckt werden“, sagt er.

In der Zwischenzeit wurde das wissenschaftliche Zentrum zur Bearbeitung von Sichtungen seltener Wildtiere, die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg (FVA), informiert und die Bilder eingesandt. „Wir wissen noch nicht, ob es sich bei den Sichtungen um ein und dasselbe Tier handelt. Das wird gerade geprüft“, so Kirchmann weiter. Deshalb wurden auch die Jäger im Landkreis über die Sichtung informiert. Und dies aus gutem Grund, wie Kirchmann hervorhob: „Wir sind jetzt damit beschäftigt, Material zu sichern.“

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Auf einem Bild, das in den sozialen Medien kursiert, wird ein Luchs gezeigt, der an einem Haus vorbeiläuft. Und dabei handelt es sich nicht um eine Fälschung. Das Bild hat Anna-Lena Braun geschossen. Sie lebt mit ihrer Familie auf einem Hof in der Nähe von Schienen. „Wir dachten erst, dass es eine große Katze ist. Der Luchs hatte die Größe eines Hundes“, sagt sie. Einen Luchs in freier Wildbahn habe sie noch nie gesehen. „Das war schon ein besonderer Moment, so ein wildes Tier sieht man schließlich nicht alle Tage.“

Die Ohren gespitzt: Auch das zweite Bild aus Schienen, zeigt, dass es sich um ein großes Exemplar handelt.
Die Ohren gespitzt: Auch das zweite Bild aus Schienen, zeigt, dass es sich um ein großes Exemplar handelt. | Bild: Anna-Lena Braun

Der Luchs auf dem Bild von Anna-Lena Braun konnte nach Angaben von Kurt Kirchmann in der Zwischenzeit identifiziert werden: „Auf einer Aufnahme konnte der Luchs auf Grund der Fellzeichnung als männlicher Jungluchs aus der Schweiz identifiziert werden.“ Er sei in der Kartei gelistet und trage die Nummer B 723.

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Kein Luchstourismus erwünscht

Der genaue Sichtungsort des Wildtieres wird geheim gehalten. Und dies aus gutem Grund, wie Philipp Schmieder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Gespräch bestätigte. „Aus verschiedenen Gründen wird der genaue Ort der Sichtung nicht bekannt gegeben. Dies dient zum Schutz des Tieres, aber auch des Melders“, betont er. Schmieder geht davon aus, dass der Luchs wahrscheinlich ohnehin nicht mehr vor Ort und längst weiter gezogen sei.

Das Tier auf dem Bild stammt aus der Schweiz

Wie hat es den Luchs auf die Höri verschlagen? Laut Kreisjägermeister Kurt Kirchmann verlassenen männliche Jungluchse bei Geschlechtsreife den Familienverband und begeben sich auf die Suche nach einem weiblichen Partner in ein anderes Revier. So sind in den letzten Jahren immer wieder männliche Jungluchse besonders aus der benachbarten Schweiz in den Schwarzwald oder das Donautal zugewandert. „So hat es sich wahrscheinlich auch bei diesem Luchs verhalten“, betont er.

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Laut Kirchmann sei es bereits vor 14 Tagen zu einer Sichtung der Wildkatze im Bereich Emmingen-Liptingen bekommen. „Es könnte sich dabei um den gleichen Luchs handeln“, so Kirchmann weiter. Ausschließen kann er indes, dass es sich bei dem Höri-Luchs um den im Donautal lebenden und ortbaren Luchs handle. Auch einen sogenannten „Zigeunerluchs“ aus dem südlichen Schwarzwald schließe er eher aus. Allerdings habe dieser sein Ortungsmelder verloren.

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Beim Luchs handelt es sich nach Einschätzung von Phillipp Schmieder um ein sehr scheues Tier. „Deshalb ist es eine Seltenheit, einen Luchs in freier Wildbahn zu beobachten“, sagt er. Sollte es doch einmal passieren, dass einem Wanderer oder Spaziergänger eines der seltenen Wildtiere über den Weg laufe, rate er dazu ruhig zu bleiben. „Der Luchs wird den Menschen in der Regel ignorieren und sich zurückziehen“, so Schmieder weiter.

185 gesicherte Luchssichtungen

  • Aus der Schweiz: Seit 2004 konnte die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg 185 gesicherte Luchsnachweise in Baden-Württemberg bestätigen. Dabei konnten insgesamt neun unterschiedliche männliche Luchse identifiziert werden; bei sieben konnte die Zuwanderung aus der Schweiz nachgewiesen werden.
  • Überleben: Auf der Höri haben die zuständigen Jäger nach Jagd- und Wildtiermanagementgesetz eine Hegegemeinschaft gegründet, mit dem Ziel des Artenschutzes besonders gefährdeter Tiere. Dazu zählt nicht nur der Luchs sondern auch alle Bodenbrüter wie das Rebhuhn und der Hase. Die Jagdgenossenschaften helfen durch Monitoring, Biotopverbesserung und Eingriffe in die Beutegreifer dem Luchs beim Überleben.
  • Entspannte Situation: Wolfgang Menzer, Ortsvorsteher von Schienen, ist entspannt. Er sei über die Sichtung informiert. „Der Luchs wird sicher nicht hier bei uns in Schienen bleiben“, betont Menzer. In der Vergangenheit sei es immer wieder dazu gekommen, dass eines der Wildtiere den Weg von den Alpen auf die Höri gefunden habe.