Bislang sind Radolfzell und Höri im Gegensatz zu anderen Regionen beim Hochwasser noch glimpflich davon gekommen, nun hat der heftige Regen am Wochenende aber doch Folgen: Vor allem in Öhningen hatte die Feuerwehr in der Nacht von Sonntag auf Montag mit Wassermassen zu kämpfen. Das Trinkwasser ist verunreinigt und wird daher mit Chlor versetzt.
Wie Gesamtkommandant Thomas Renz berichtet, habe sich um kurz vor 23 Uhr am Sonntag eine Gewitterzelle über Singen-Bohlingen und dem Öhninger Ortsteil Schienen entladen. Dadurch sei über die Tobel, also die Dorfbäche in Schienen, das Dorf von einer Sturzflut erwischt worden. Mehrere Straßen seien überflutet worden und Keller vollgelaufen. „Das ging relativ schnell“, schildert Renz.

Seit 23 Uhr im Einsatz
Die Feuerwehr sei gegen 23 Uhr alarmiert worden und mit allen drei Abteilungen ausgerückt. Auch die Feuerwehr Gaienhofen sowie die Feuerwehr aus dem schweizerischen Stein am Rhein seien zur Unterstützung angefordert worden. „Wir haben einfach Wasserpumpen und Sandsäcke gebraucht“, sagt Thomas Renz.
Die Feuerwehr aus Stein am Rhein habe auch einen Überflutungsschutz, also eine Art Wand, geliefert, mit der Wassermassen von Gebäuden ferngehalten werden können. Insgesamt hätten 80 Einsatzkräfte in Schienen, Wangen und Öhningen gegen die Wassermassen gekämpft.
Die Liste der Einsätze ist lang
In Schienen hätten sie sich um sieben vollgelaufene Keller gekümmert, in Wangen um einen sowie um einen übergelaufenen Bach. In Öhningen seien zwei Keller unter Wasser gestanden. Außerdem habe es einen massiven Hangrutsch gegeben, eine Brücke sei überspült worden und am Schloss Oberstaad sei eine Straße geflutet worden. Die Feuerwehr helfe dort nun, das Erdgeschoss leerzuräumen und auszupumpen.
Auch seien Feldwege zerstört, Wiesen überflutet und Bachbette ausgespült worden. Zudem habe das Wasser Elektro- und Glasfaserkabel an drei Stellen in Schienen freigespült. Weil die Kirche in Schienen stark von den Wassermassen bedroht gewesen sei, habe die Feuerwehr versucht, diese mit Steinen und Sandsäcken zu schützen.
Lastwagen voller Geröll und Sand
„Sowas hat man hier so noch nie erlebt“, sagt Thomas Renz. Zeitweise sei es nicht möglich gewesen, die Schienerbergstraße zu überqueren, da das Wasser dort geschätzt 40 Zentimeter tief gewesen und über die Fahrbahn geflossen sei. Erst gegen 7 Uhr am Montagmorgen sei es gelungen, das Geschehen in den Griff zu bekommen.
Dennoch sei die Feuerwehr weiter im Einsatz und mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Durch die Wassermassen seien Massen von Sand, Geröll und Ästen angespült worden, in Schienen seien dadurch drei Straßen nicht befahrbar gewesen. „Wir versuchen nun, wieder ein bisschen die Straßen freizuräumen“, sagt Renz. Mindestens zehn Lastwagen mit Sand und Geröll seien schon abtransportiert worden.
Das Wasser ist verunreinigt
Wie Bürgermeister Andreas Schmid berichtet, sei durch das Unwetter zudem Wasser in den Trinkwasserbrunnen in Schienen eingedrungen, dadurch sei das Trinkwasser verunreinigt worden. „Wir haben eine Trübung im Hochbehälter“, schildert er. Über die Warnapp Nina wurde die Bevölkerung darüber informiert, außerdem hat die Feuerwehr laut Thomas Renz Durchsagen gemacht.

Nun werde dem Trinkwasser zur Desinfizierung Chlor beigemischt, so Andreas Schmid, zudem sollte das Wasser abgekocht werden. Wie die Gemeinde mitteilt, wird das Abkochgebot voraussichtlich bis einschließlich Freitag, 14. Juni, gelten. Die Gemeinde sei nun mit Hochdruck damit beschäftigt, das Wassernetz zu spülen und alle weiteren notwendigen Maßnahmen zu treffen.
Andere Orte weniger betroffen
In Öhningens Nachbarort Gaienhofen ist es laut Kommandanten Peter Jetter in der Nacht lediglich zu einem Feuerwehreinsatz gekommen, auch hier sei ein Keller unter Wasser gestanden. Weitere überflutete Keller seien von den Bewohnern selbst ausgepumpt worden. Auch in Moos gab es lediglich drei Einsätze wegen Überschwemmungen.
Für Radolfzell vermeldet Kommandant Tobias Oechsle in einem Fall Wasser in einer Tiefgarage. Dabei sei jedoch unklar, ob die Überschwemmung durch den Regen oder den gestiegenen Bodenseepegel entstanden sei. Außerdem sei ein Gebäudeteil des Molencafés abgedichtet worden. An der Mole selbst wurden Bereiche abgesperrt, da der See dort mittlerweile weit über die Ufer getreten ist. Unter anderem steht der Biergarten des Molencafés unter Wasser.
Laut der Stadt sind derzeit dennoch die meisten Bürger nicht vom Hochwasser betroffen. Seeanwohner werden gebeten, präventive Maßnahmen zu ergreifen. „Insbesondere Öle, Lacke und Gefahrenstoffe sollen aus tief gelegenen Gebäudeteilen entfernt werden, um Umwelt- und Gesundheitsschäden zu verhindern. Ebenso wird dazu geraten, eigene Gebäude gegen eindringendes Wasser abzudichten und weitere notwendige Vorsichtsmaßnahmen selbstständig zu treffen“, fordert die Stadt auf. Überflutete Bereiche sollten zur eigenen Sicherheit gemieden werden.
Weitere Hinweise zum Hochwasserschutz gibt es unter www.radolfzell.de/hochwasser.