Die Vorhersage ließ schon Böses ahnen, am Ende kam es für Schienen sogar noch schlimmer: Kräftige Schauer und Gewitter sollten sich laut Wettervorhersage am 9. Juni vom Bodensee über das Allgäu bis zum Bayrischen Wald entladen. Angekündigt waren Starkregen, Hagel und Sturmböen. Hochwasser, lokale Überflutungen und vollgelaufene Keller seien daher möglich, hieß es.

Auch wenn der Hagel ausblieb, so sollte sich die Vorhersage genau so für Schienen bewahrheiten – mit fatalen Folgen: Keller liefern voll, Straßen waren überschwemmt und Geröll, Laub und andere Gegenstände wurden in den Ort geschwemmt. Ein Grund: Der durchnässte Boden war nicht in der Lage, das Wasser aufzunehmen. Die Wassermassen suchten sich daher oberirdisch ihren Weg.

Der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Öhningen, Thomas Renz, begutachtet die Schäden des Unwetters. Sturzfluten lösten am ...
Der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Öhningen, Thomas Renz, begutachtet die Schäden des Unwetters. Sturzfluten lösten am Schiener Bach einen Hangrutsch aus. Entwurzelte Bäume stürzten sieben Meter in die Tiefe. | Bild: Georg Lange

Einsatzkräfte befürchteten „Katastrophe“ für Schienen

Über 80 Feuerwehrleute waren 18 Stunden im Einsatz – auch aus den anderen Höri-Gemeinde und der Schweiz. Sie staunten über das Ausmaß der Zerstörung und fürchteten zeitweise eine „Katastrophe für das Dorf“, wie Michael Helmer, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Schienen, und Thomas Renz, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Öhningen, berichten.

Die tatsächliche Folge: Ein Schaden in Höhe von rund 500.000 Euro in der gesamten Gemeinde.

Anwohner beklagten im Anschluss Versäumnisse der Gemeinde. Doch wie möchte die Gemeinde sich und ihre Bürger künftig besser vor solchen Unwettern schützen? Was haben Einsatzkräfte und Verwaltung aus dem 9. Juni gelernt?

Aufgabe der Feuerwehr sei eigentlich die Gefahrenabwehr, erklärt Thomas Renz nun im Nachgang. Es sei nicht ihre Aufgabe, präventive Maßnahmen zu treffen, wie zum Beispiel Rechen und Schächten zu reinigen oder Bäche auszuheben oder sie freizuhalten. Dies sei Aufgabe der Gemeinde. Doch wie kann diese die Bürger besser schützen?

Auch die Bürger selbst sind gefragt

Eine Aufgabe sowohl für die Gemeinde wie für den Bürger könnte die Überwachung kritischer Stellen im Dorf sein. Feuerwehrmann Jochen Wiedemann gibt ein Beispiel: Bei Regen überprüfe er an seinem Haus die Dachrinnen, ob sie Regenwasser noch schlucken könnten. Auch könnten Bürger nach verstopften Abfluss-Gullis Ausschau halten und diese gegebenenfalls leeren, empfiehlt Renz.

In Öhningen gibt es rund 1000 Abwasserschächte. Das Leeren der Schächte sei keine Aufgabe der Feuerwehr, sagt Gesamtkommandant Thomas ...
In Öhningen gibt es rund 1000 Abwasserschächte. Das Leeren der Schächte sei keine Aufgabe der Feuerwehr, sagt Gesamtkommandant Thomas Renz. Prävention sei auch Aufgabe der Gemeinde und der Bürger. Er empfiehlt eine Wachsamkeit und Initiativen von den Bürgern und der Gemeinde. | Bild: Georg Lange

Allein in Öhningen und in den Teilortschaften gebe es 1000 Schächte. Bürger können auch ihr Grundstück auf dem von der Gemeinde hinterlegten Hochwasser-Risikomanagement überprüfen und eigene Maßnahmen zum Schutz ihres Eigentums treffen: Paletten, Äste, Planen und Holzschnitte sollten weg von den Straßenrändern und Bächen, sind sich die Feuerwehrleute einig. Denn diese würden bei einem Starkregenereignis die kommunalen Abflüsse verstopfen.

Auch die Landwirtschaft könne einen Beitrag zur Prävention leisten und ihre Saat – vor allem das Maissaatgut – nicht bis an den Straßenrand ausbringen, so Wiedemann. Grünstreifen am Rand würden dann den Dreck, die Steine und das Geröll aufhalten.

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Gemeinde plant Maßnahmen-Katalog

Der Öhninger Bürgermeister Andreas Schmid bewertet das Unwetter im Rückblick als ein 30- bis 50-jähriges Starkregenereignis. Anhand der Schäden in Schienen, Öhningen und Wangen möchte Schmid die von der Verwaltung erstellten Hochwasser-Risikokarten aktualisieren und einen Maßnahmenplan aufstellen. Aufschüttungen seien hier mittelfristige Optionen, die auch im kommunalen Haushalt veranschlagt werden müssten, so Schmid.

Und in den Außenflächen von Schienen gebe es drei Stellen, die das Wasser von den Bebauungen fernhalten könnten. Diese Maßnahmen würden nun überprüft werden. Privateigentümer könnten sich anhand des Hochwasser-Risikomanagement der Gemeinde orientieren und ihre Keller und Erdgeschossniveaus prüfen. Die Karte gebe Auskünfte, wo und wie hoch das Wasser ansteigen und den Privatbesitz überfluten könnte.