Persönliche Begrüßung durch eine projizierte Figur und eine persönlich angepasste Führung durch die Ausstellung: Diese und viele andere Dinge bereitet das Team um Michael Fuchs, Präsident des Fasnachtsmuseumsvereins Schloss Langenstein, für die neu konzipierte Ausstellung vor. Die Idee: Der Besucher wählt am Eingang eine interaktive Fasnachtsmaske, einen Avatar, etwa eine Wiechser Hexe. Und als Hexe wird der Besucher dann an den einzelnen Stationen des Museums begrüßt.
Jeder der acht Avatare biete eine andere Art, sich durch die Ausstellung leiten zu lassen, erklärt Fuchs. Außerdem kann man als Besucher der interaktiven Maske etwa auch mitteilen, wie man sich gerne informiert – eher Videos oder lieber lange Texte? Entsprechend wird die Ausstellung dann aufbereitet. Für das Konzept Avatar habe man sich entschieden, um nicht mit echten Daten von Besuchern arbeiten zu müssen, so Fuchs. Die Neukonzeption gehört zum Bundesprojekt Museum 4.0 (siehe Text unten).

Nicht nur die digitalen Elemente der neuen Ausstellung stehen jetzt als Prototypen zur Verfügung. Der Präsident des Trägervereins hat auch Neuigkeiten zu vermelden, was den Neubau des Fasnachtsmuseums bei Schloss Langenstein angeht. Zur Erinnerung: Umzugspläne für das Museum waren gereift, als es zusammen mit dem Bad Dürrheimer Narrenschopf in das Projekt Museum 4.0 aufgenommen wurde. Denn die bestehenden Räume im Schloss sind zwar romantisch, aber nicht sehr funktional. Nun ergebe sich die Chance, das Museum zukunftssicher aufzustellen, sagte Leopold Graf Douglas, dessen Familie das Schloss gehört, bei früherer Gelegenheit dazu. Die Familie stellt einen Bauplatz beim Schloss zur Verfügung.
Den Erbpachtvertrag werde man demnächst abschließen, erklärt Vereinspräsident Fuchs nun. Die Bauplanung sei abgeschlossen, demnächst werde sich klären, ob der Entwurf mit einem Preis bedacht werde. Und auch finanziell sehe es gut aus, von den veranschlagten 2,2 Millionen Euro würden jetzt noch etwa 600 000 Euro fehlen, sagt Fuchs. Allerdings stelle man sich noch auf Eigenleistungen und Materialspenden ein: „Jetzt können wir die Ausschreibungen machen.“ 2021, so die Hoffnung, könne man einziehen.

Ende November wird das jetzige Museum seine Türen allerdings auch für immer schließen. Dieser Zeitpunkt ist das normale Saisonende im Fasnachtsmuseum, denn die Ehrenamtlichen, die das Museum betreuen, sind im Winter mit der Fasnacht beschäftigt. Und die historischen Räume im Schloss sind schwierig zu heizen. Mehr als 200 Puppen werden in dieser Zeit ausgezogen, die Häser gereinigt und ausgebessert. Denn sie werden auch im neuen Gebäude ihren Platz finden. Das Fasnachtsmuseum will Fuchs mit kleineren Ausstellungen in Gastquartieren am Leben halten, bis das neue Haus, maßgeschneidert für die digitale Präsentation, fertig ist. Erste konkrete Idee: eine Ausstellung zur Architektur des Neubaus.
Gab es in der Zeit, in der die Verantwortlichen um Spenden warben, keine kritischen Anmerkungen? Durchaus hätte manch einer den Betriebskostenplan sehen wollen, ehe er Geld gebe. „Als sie sahen, dass das Hand und Fuß hat, waren sie einverstanden“, sagt Fuchs. Gespendet haben unter anderem beinahe alle der 120 Mitgliedszünfte der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB), die eng mit dem Museum verbunden ist. Die Grundsatzfrage nach Sinn oder Unsinn des Neubaus habe allerdings niemand gestellt, sagt Fuchs. Bei einer Abstimmung mit den Mitgliedszünften sei der Neubau genehmigt worden. Zumal die Alternative laut Fuchs gewesen wäre: Über kurz oder lang gibt es kein Museum mehr.
Im Projekt Museum 4.0 hat das Langensteiner Museum den Bad Dürrheimer Narrenschopf zum Partner. Während Langenstein mit der NVHB verbunden ist, gehört der Narrenschopf zur älteren Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Ein gewisser Wettbewerb wird den beiden Vereinigungen nachgesagt. Wie beeinflusst dieser die Projektarbeit? Den Eindruck von Rivalität vermeiden beide Projektleiter, Fuchs ebenso wie Roland Wehrle, Chef des Narrenschopfes und Präsident der VSAN.
Beide Museen verfolgten unterschiedliche Ansätze, sagt etwa Wehrle, bei den Entwicklungen gebe es keine Konkurrenz. „Wir sind sehr praxisorientiert“, so Wehrle. Einiges, etwa Brillen für virtuelle Realität, in denen man bekannte Fasnachtsbräuche in einem 360-Grad-Film verfolgen kann, seien am Narrenschopf schon seit Sommer im Einsatz, sagt die dortige Projektkoordinatorin Vera Jovic-Burger. Im Museum Schloss Langenstein gehe es eher um innovative Wissensvermittlung, sagt Michael Fuchs. Beides soll sich ergänzen, sagt Wehrle. Und er fährt fort: Man werde sehen, was man jeweils voneinander übernehmen kann.