Ein sonniger Nachmittag an der Baustelle im Orsinger Neubaugebiet Eizen II: Firmenchef Markus Kiewel wirkt fast ein wenig aufgeregt. „Jetzt bin ich 30 Jahre lang selbstständig und hab noch nie eine Grundsteinlegung durchgeführt.“
In ein goldfarbenes Rohr legen seine Mitarbeiter Klaus Withelm und Oliver Schweizer den Grundriss des Hauses, einen Ansichtsplan, Informationen zum Sozialen Wohnungsbau, den Text über das 30-jährige Bestehen des Bauunternehmens Markus Kiewel sowie den aktuellen SÜDKURIER und eine kleine Kasse mit Euro-Münzen.

Das luft- und wasserdicht verschlossene Rohr vergraben sie schließlich am Rand des Gebäudes. Falls das Haus irgendwann in ferner Zukunft abgerissen werden sollte, können sich die Menschen mit dem Inhalt einen Überblick über unsere Gegenwart verschaffen.
Kiewel erzählt von den Schwierigkeiten mit den Formularen und der Bürokratie rund um den Sozialen Wohnungsbau. Ohne seine Tochter Sarah und Bruno Ruess, den ehemaligen Leiter der WOBAK und Berater für Sozialen Wohnungsbau, hätte er diese Hürden nicht nehmen können, sagt er.
Mit Vorurteilen aufräumen
Sarah Kiewel bekräftigt, Sozialer Wohnungsbau habe nichts mit der negativen Konnotation zu tun, die damit häufig assoziiert werde. Sie sagt: „Wir möchten deutlich machen, dass die Einkommensgrenzen für einen Wohnberechtigungsschein mittlerweile so hoch sind, dass sehr viele Normalverdiener darunterfallen.“
Dies spiegele die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt wider und bestätige die Meinung, dass Wohnen immer teurer werde und gerade junge Familien immer mehr Probleme hätten, geeigneten Wohnraum zu finden.
Günstig und trotzdem hochwertig
Sarah Kiewel betont: „Wir wollen diesem Trend mit unserem Projekt entgegenwirken und Wohnraum schaffen, der qualitativ und energetisch gleichwertig zu einem herkömmlichen Bauprojekt ist und trotzdem deutlich günstiger vermietet wird. Dafür haben wir vom Land Baden-Württemberg Fördergelder beantragt.“
Dadurch sei es ihnen möglich, in den kommenden zehn Jahren den Wohnraum zu einem Mietpreis anzubieten, der 33 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt.
Preise werden zur Herausforderung
Den Neubau von sieben Wohnungen zu stemmen sei eine große Herausforderung, erklärt Markus Kiewel. Zur Zeit des Planens sei das Preisgefüge anders gewesen als jetzt – man erlebe eine noch nie da gewesene Preiserhöhung. „Bei einem Bau von 1,5 Millionen Euro machen zehn Prozent mehr Kosten viel aus. Aber wir haben A gesagt und sagen jetzt auch B.“ Im Frühjahr 2023 soll das Haus bezugsfertig sein.
Bürgermeister Stefan Keil lobt das Projekt. Eine Wohnung stelle den Lebensmittelpunkt dar. Um als Gemeinde für aktuelle und künftige Generationen attraktiv zu sein, sei es wichtig, attraktiven, bezahlbaren Wohnraum zu haben.