Zwei Jahre lang habe die Gemeinde Orsingen-Nenzingen versucht, verschiedene Anbieter für den Glasfaserausbau zu gewinnen. Nun könnte die mühsame Suche bald beendet sein: Die Gemeinde hat erste Gespräche mit dem Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser“, einer 2020 aus Allianz und Telefónica Group gegründeten Tochterfirma mit Sitz in Ismaning (Bayern), geführt. Bürgermeister Stefan Keil sagte, das Unternehmen habe ein technisch und wirtschaftlich überzeugendes Konzept präsentiert.
Rupert Metzler ist bei der UGG für die Expansion zuständig und stellte dem Gemeinderat die Arbeit des Unternehmens vor. Das wirbt in vielen ländlichen Kommunen dafür, die gesamte Infrastruktur zu planen, zu finanzieren und umzusetzen.
Nach längerer Aussprache beantragte das Gremium die Verwaltung schließlich einstimmig, weitere Details in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro und UGG abzustimmen und nach Klärung offener Fragen eine Absichtserklärung mit der UGG zu unterzeichnen. Danach soll die Feinplanung dazu erfolgen, wie die Kommune zu erschließen ist und wo der zentrale Knotenpunkt platziert wird.
Hohe Kosten schreckten viele Unternehmen ab
Auch in Orsingen-Nenzingen ist man davon überzeugt, dass der Ausbau von Glasfasernetzen unerlässlich ist. Der digitale Fortschritt und die zunehmende Bedeutung von schnellen Internetverbindungen mache das nötig. Für die wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität in der Region sei die Verfügbarkeit eines leistungsfähigen Breitbandnetzes heute eine Grundvoraussetzung, sagte Bürgermeister Stefan Keil.
Die bisher angefragten Unternehmen, zu denen auch große Telekommunikationsdienstleister zählten, seien aber nicht an einem Ausbau in Orsingen-Nenzingen interessiert. Als Gründe nannte Keil die hohen Investitionskosten und die eher niedrige Einwohnerzahl. Dieses Verhältnis lasse eine schnelle Amortisation der Investition für diese Unternehmen unwirtschaftlich erscheinen. Ein durch die Gemeinde eigenfinanzierter Ausbau würde die finanziellen Kapazitäten bei Weitem übersteigen.
UGG garantiert stabiles Internet per Glasfaser
Rupert Metzler von UGG sprach von 420 Gemeinden, die das Unternehmen schon gewonnen habe. Aktuell seien rund 200 Baustellen im Gange. „Wir geben richtig Gas.“ In Mühlhausen-Ehingen, Aach, und Volkertshausen habe UGG bereits die Glasfasernetze gebaut. „Wir haben knapp 400 Mitarbeiter und wachsen um 20 Mann pro Monat. Wir sind auf dem Stand, dass wir guten Gewissens Ihr Projekt stemmen können“, so Metzler. Bis zum Jahr 2026 will die Firma 2,2 Millionen Haushalte mit Glasfaser versorgt haben.
Er betonte, mit dem aktuellen Kupferkabel bis ins Haus gebe es schwankende Übertragungsgeschwindigkeiten und Störanfälligkeit. Glasfaser direkt bis in jeden Haushalt garantiere Leistung und Stabilität. Gebaut werde eigenverantwortlich, ohne staatliche Mittel. „Das Geld steht bereit“, versicherte Metzler und ergänzte: „Wir bauen nur das Glasfasernetz. Von uns bekommen Sie keinen Telefonanschluss, Internet, TV. Das bekommen sie von einem der ISPs (Internetdienstleister), die wir auf dem Netz haben.“ Die UGG-Kooperationspartner sind O2 und Stiegeler.
Wie geht es nun weiter?
Es dauert allerdings noch einige Monate, bis nach und nach Straßen und Gehwege, in denen keine Leerrohre liegen, aufgegraben werden, um Glasfaserkabel zu verlegen. Zunächst wird es eine Informationsveranstaltung für die Bürger geben, denn „Unsere Grüne Glasfaser“ möchte möglichst viele Verträge mit den Einwohnern aus Orsingen-Nenzingen abschließen, informierte Metzler im Rat.
Geplant sei der Baustart für das zweite Quartal 2025. Dann könne der flächendeckende Ausbau beginnen, um 1800 Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen. Ab Spatenstich betrage die Bauzeit 18 bis 24 Monate. Für einzelne Außenlagen sei der Anschluss unwirtschaftlich, dort müsse eine andere Lösung gefunden werden, beispielsweise über Fördermittel.
Benötigt werde außerdem ein Platz für den zentralen Knotenpunkt des Netzes, von dem alle Straßen des Ortes in der Regel sternförmig mit Glasfaser versorgt werden sollen. Ein von der Gemeinde beauftragtes Ingenieurbüro werde das Großprojekt begleiten.