Lange mussten die Bürgerinnen und Bürger in Volkertshausen auf den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes warten. Das lag vor allem daran, dass es bei den Tiefbauarbeiten mit der Firma Unsere Grüne Glasfaser (UGG) zu Komplikationen gekommen ist. Bis heute warten einige Menschen auf ihren Hausanschluss, obwohl der ganze Ort seit Herbst 2022 mit Glasfasernetz erschlossen ist. Volkertshausen steht damit nicht alleine da: Auch die Gemeinden Aach und Mühlhausen-Ehingen hatten mit Problemen und Verzögerungen zu kämpfen. Doch von vorne.

Die UGG begann in Volkertshausen im April 2021 mit dem Ausbau – und damit rund einen Monat nach dem Start in der Nachbargemeinde Aach, mit der das Glasfasernetz verbunden werden sollte. Das verlockende an der Sache: Die Gemeinden stellen die Gehwege und Straßen zur Verfügung, die UGG übernimmt den Ausbau dafür zum Nulltarif – denn auf die Städte kommen dabei nahezu keinerlei Kosten zu. Aber ist das nicht zu schön, um wahr zu sein?

Bauarbeiter hatten keine Ahnung vom Tiefbau in Deutschland

Schon bei den Tiefbauarbeiten zeigten sich erste Probleme. „Die Bauarbeiten wurden durch einen von uns beauftragten Ingenieur begleitet und überwacht, was sich als richtige Entscheidung erwies“, sagt der Volkertshauser Bürgermeister Marcus Röwer auf Anfrage. Denn der Koordinationsaufwand bei den Arbeiten sei erhöht gewesen. „Weil teilweise Bautrupps zum Einsatz gekommen sind, die keine Erfahrung im Tief- und Straßenbau in Deutschland hatten“, erklärt Röwer. Auf Anfrage erklärt Jens Lauser, Pressesprecher bei UGG, jedoch, dass die Bauarbeiten nach Plan verlaufen seien.

Bauarbeiter bei den Tiefbauarbeiten in Volkertshausen im April 2021. Einige der Arbeiter hatten keinerlei Erfahrung im Tief- und ...
Bauarbeiter bei den Tiefbauarbeiten in Volkertshausen im April 2021. Einige der Arbeiter hatten keinerlei Erfahrung im Tief- und Straßenbau in Deutschland, sagt Bürgermeister Marcus Röwer. | Bild: Günther Vasel (SK-Archiv)

Marcus Röwer hat das anders erlebt: „Nach unserem Eindruck waren interne Abläufe in dem damals frisch gegründeten Unternehmen noch nicht ausgereift, was zu einer Reihe ganz verschiedener Probleme führte.“ Im Allgemeinen beschreibt der Bürgermeister die Zusammenarbeit mit der UGG aufgrund der Problemfälle insbesondere in der Anfangsphase als nicht konfliktfrei. „Sie wurde jedoch zunehmend konstruktiv und lösungsorientiert.“

Die Antwort der UGG fällt indes deutlich positiver aus: „Im gesamten Verlauf des Projektes gab es eine gute und kooperative Zusammenarbeit zwischen UGG und der Gemeinde“, schreibt Jens Lauser und fügt hinzu: „Kleinere Unstimmigkeiten können bei Ausbauprojekten dieser Größenordnung immer wieder auftreten.“

Auch andere Gemeinden sind von Problemen betroffen

Dabei scheint die UGG ein Händchen für holprige Arbeiten zu haben. In Aach mussten die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise viel Geduld mitbringen: Lange Zeit herrschte Verkehrschaos in den Straßen, Gehwege und Fahrbahnen wurden monatelang aufgerissen, in Einzelfällen im ersten Anlauf sogar nur unsachgemäß wieder verschlossen – um nur einige Beispiele zu nennen. Und in Mühlhausen-Ehingen hinkte die UGG dem eigenen Zeitplan deutlich hinterher.

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„In der Umsetzung zeigen sich deutliche Schwierigkeiten und Probleme“, sagte Patrick Stärk, Bürgermeister in der Doppelgemeinde, im Januar im Gespräch mit dem SÜDKURIER. So hätten Bautrupps zum Teil wenige Sachkenntnisse im Tiefbau gehabt, unterschiedliche Kolonnen seien nur für einzelne Arbeitsschritte verantwortlich gewesen und anvisierte Aufschaltungen wären nicht eingehalten worden. Insgesamt habe eine unterdurchschnittliche Kommunikationsstrategie der Projektpartner den Ausbau erschwert, sagte Stärk damals. Inzwischen ist der Ausbau in Mühlhausen-Ehingen abgeschlossen, es stehen noch die Hausanschlüsse aus.

„Die Bauarbeiten wurden durch einen von uns beauftragten Ingenieur begleitet und überwacht, was sich als richtige Entscheidung ...
„Die Bauarbeiten wurden durch einen von uns beauftragten Ingenieur begleitet und überwacht, was sich als richtige Entscheidung erwies“, sagt Marcus Röwer. | Bild: Dirk Schmid (SK-Archiv)

Mit Gemeinde wäre es kaum schneller, aber viel teurer

Immerhin: Auch in Volkertshausen scheint der Glasfaserausbau trotz aller Widrigkeiten auf der Zielgeraden zu sein. „Der ganze Ort ist mit Glasfasernetz erschlossen, einzelne Hausanschlüsse stehen noch aus. Auch die Ausschaltung des neuen Internetangebots steht in einigen Fällen noch aus“, sagt der Bürgermeister. Dies bestätigt auch die UGG: Viele Bürgerinnen und Bürger hätten bereits einen Glasfaser-Hausanschluss erhalten. „Weitere Anschlüsse folgen sukzessiv.“

Trotz der Probleme steht Röwer dem Projekt positiv gegenüber. „Der Ausbau des flächendeckenden Glasfasernetzes durch die UGG ist trotz aller Komplikationen durchaus ein Gewinn für die Gemeinde“, sagt er. Denn ein Ausbau in Eigenregie wäre wohl nicht schneller gewesen, aber mit enorm höheren Kosten für die Gemeinde verbunden gewesen.

Patrick Hagu wartet seit schon Monaten

Ein Betroffener, der noch auf das schnelle Internet wartet, ist Patrick Haug. Er lebt in einem Mehrfamilienhaus in Volkertshausen. Nach seinen Angaben würden bei allen sechs Parteien noch der Internetanschluss fehlen. Zwar sollte der Anbieter bereits im November 2022 das Internet im Haus freischalten, passiert sei aber nichts. „Sowohl UGG als auch der Internetanbieter haben sich gegenseitig die Verantwortlichkeit zugespielt, sodass sich nie etwas getan hat“, schildert Haug.

UGG taucht zum vereinbarten Termin nicht auf

Mehrmals habe sich Haug bei der UGG beschwert. Mal wurde er mit Entschuldigungen beschwichtigt oder vertröstet, mal würden seine Anfragen auch einfach ignoriert. „Mir wurde auch schon mitgeteilt, dass ich meinen Vertrag storniert hätte – was aber nicht stimmt“, sagt Patrick Haug. Irgendwann habe die UGG einen Termin für die Freischaltung des Internets mitgeteilt. „Alle Parteien waren zu Hause, haben sich den Tag frei gehalten. Doch die Leute von der UGG kamen einfach nicht.“ Inzwischen habe er sich einen mobilen Internetrouter zur Überbrückung angeschafft. „Aber das kann es echt nicht sein“, macht Haug seinen Ärger Luft.

Warum manche Kundinnen und Kunden lange auf das schnelle Internet warten müssen, erklärt der UGG-Pressesprecher so: „Die Bürgerinnen und Bürger, die schon heute an das Glasfasernetz der UGG angeschlossen sind, haben ihre Verträge bereits während der Bauarbeiten abgeschlossen, sodass sie ihre Glasfaser-Hausanschlüsse frühzeitig erhalten haben.“ Für diejenigen, die sich später für einen Glasfaser-Hausanschluss entschieden hätten, werde der Anschlusstermin noch festgelegt, so Lauser.

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Dass es bei den Hausanschlüssen hakt, bestätigt auch der Bürgermeister. „Die Einrichtung des Anschlusses war für einige Einwohner tatsächlich lang und beschwerlich“, gesteht Röwer. „Dort wo es dann aber läuft, läuft es zuverlässig.“ Die Gemeindeverwaltung habe die Einwohner, bei denen Probleme mit ihrem Anschluss aufgetreten seien, von Anfang an unterstützt.

„Wir haben für sie beim Unternehmen vorgesprochen und ihre Anliegen an die geeigneten Stellen geleitet“, erklärt Röwer. „Nicht immer, aber häufig, konnte die Problembehandlung auf diesem Wege beschleunigt werden.“ Diese Unterstützung biete die Verwaltung den Einwohnern weiterhin an. „Bei Problemen darf man sich gerne an das Rathaus wenden.“

Schlechte Bewertungen einfach gelöscht?

Im Internet häufen sich inzwischen die schlechten Bewertungen von Kundinnen und Kunden zur UGG. Das ging offenbar so weit, dass die Rezensionen allesamt gelöscht wurden – was den verärgerten Kunden aber nicht verborgen blieb, also kommentieren sie einfach nochmal. Die Frage, warum die UGG diese Google-Kommentare gelöscht habe und wie das Unternehmen sich die schlechten Bewertungen erkläre, ließ der Pressesprecher unbeantwortet.

Die 33 Bewertungen bei Google, die in den vergangenen vier Wochen erschienen sind, sprechen jedoch eine deutliche Sprache: Im Durchschnitt bekommt das Unternehmen nur 1,7 von fünf möglichen Sternen.