Mehrere Fälle von Exhibitionismus innerhalb kürzester Zeit, dann eine Einbruchsserie in nur einer Nacht und dazu mehrere brutale Gewalttaten und Vandalismus in zwei Schulen. Die Polizei musste sich in den vergangenen Monaten mit einigen Fällen in Radolfzell und auf der Höri beschäftigen. Doch wie kommen die Ermittlungen voran? Während einige Täter gefasst sind, tappt die Polizei bei anderen Fällen weiteren im Dunkeln.

1. Drogen- und Waffenfund bei Hausdurchsuchung

Zu Beginn des Jahres gelang Polizei und Staatsanwaltschaft ein Erfolg im Kampf gegen Drogenkriminalität. Bei der Durchsuchung der Wohnung eines 33-Jährigen in Radolfzell fanden Ermittler Ende Januar mehrere Aufzuchtanlagen, Betäubungsmittel, zwei Macheten und Schreckschusswaffen sowie ein Luftgewehr und ein Einhandmesser. Der Hinweis darauf kam laut Polizei von einem Zeugen. Die Ermittlungen der Polizei zu diesem Fall dauern noch immer an, teilt Pressesprecherin Katrin Rosenthal vom Polizeipräsidium Konstanz auf SÜDKURIER mit.

2. Mann auf dem Bolzplatz „Am Graben“ angegriffen

Ende Oktober des vergangenen Jahres ereignete sich auf dem Bolzplatz „Am Graben“ ein brutaler Vorfall. Laut Polizei war damals gegen 14 Uhr ein Rettungswagen zu einem verletzten Mann in die Nähe des Bolzplatzes gerufen worden. Der 40-Jährige habe später angegeben, zusammengeschlagen worden zu sein. Aufgrund seiner Verletzungen war es ihm jedoch nicht möglich, weitere Angaben zum Tathergang oder zu dem Täter oder den Tätern zu machen. Die Polizei hatte damals um Zeugenhinweise gebeten.

Andreas Mathy, erster Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Konstanz.
Andreas Mathy, erster Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Konstanz. | Bild: Hanser, Oliver

Die Polizei hat die Ermittlungen dazu inzwischen an die Staatsanwaltschaft Konstanz abgegeben, so Rosenthal. Wie der Erste Staatsanwalt Andreas Mathy auf SÜDKURIER-Anfrage nun mitteilt, seien die Ermittlungen zunächst gegen Unbekannt gelaufen, inzwischen aber eingestellt. „Wir konnten leider keinen Verdächtigen ermitteln“, so Mathy.

3. Raub nach vorgetäuschter Notlage in Markelfingen

Nur wenige Tage zuvor hatte ein 22-Jähriger in der Unterdorfstraße in Markelfingen einen Raub begangen und anschließend Widerstand gegen anrückende Beamten geleistet. So habe der Mann damals laut Polizei vorgetäuscht, Hilfe zu brauchen. Als ein 44-Jähriger zu ihm eilte, habe er diesen unvermittelt angegriffen und auf ihn eingeschlagen. Zudem habe er seinen Geldbeutel und Handy gestohlen. Der 44-Jährige verletzte sich dabei schwer.

Auch in diesem Fall suchte die Polizei nach Zeugen. Der Vorgang landete dann bei der Staatsanwaltschaft Konstanz, die laut Mathy inzwischen Anklage vor dem Schöffengericht Konstanz gegen den 22-Jährigen erhoben hat.

4. Biss in die Hand wird privat geklärt

Ebenfalls in Markelfingen ereignete sich im Oktober ein kurioser Fall: In einer Nacht von Samstag auf Sonntag pöbelte ein angetrunkener 22-Jähriger damals laut Polizei eine fremde Personengruppe an. Er habe dabei unter anderem eine Frau in den Schwitzkasten genommen und einem 54-Jährigen, der dazwischen gehen wollte, in die Hand gebissen. Die Polizei nahm ihn damals schließlich in Gewahrsam und übergab den Fall zunächst der Staatsanwaltschaft.

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Doch laut Andreas Mathy hat die den Vorgang auf den Privatklage-Weg verwiesen. „Es handelt sich dabei noch immer um eine Strafgerichtssache, allerdings ist der Kläger nicht die Staatsanwaltschaft, sondern der Geschädigte“, erklärt Mathy. Dies sei bei kleineren Delikten wie Betrug oder leichten Körperverletzungen möglich.

5. Vandalismus auf dem Gelände der Schlossschule Gaienhofen

Gleicher Monat, anderer Tatort: Unbekannte randalierten vor dem Tag der deutschen Einheit nachts auf dem Gelände der Schlossschule in Gaienhofen. Die Täter verursachten dabei laut Polizei einen Schaden in Höhe von mehreren hundert Euro. Sie traten das Metallnetz einer Tischtennisplatte ab, rissen einen Birnenbaum aus dem Boden aus und beschädigten einen Pfirsichbaum. Die Polizei suchte damals nach Zeugen – leider erfolglos. Denn wie Andreas Mathy mitteilt, liefen die Ermittlungen gegen Unbekannt weiter, inzwischen seien sie jedoch eingestellt.

6. Randale bei der Gerhard-Thielcke-Realschule

Eine weitere Schule in der Umgebung wurde im vergangenen Jahr Schauplatz einer Verwüstung. In der Nacht vom 26. auf den 27. September brachen Unbekannte in die Gerhard-Thielcke-Realschule ein. Über die Feuerwehrleiter gelangten sie damals ins Gebäude, indem sie das Fenster eines Klassenzimmers einschlugen, in dem sie im Anschluss randalierten. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dauern laut Katrin Rosenthal weiter an. Zeugen können sich unter der Telefonnummer 07732 950660 melden.

7. Thuja-Baum in der Schrotzburgstraße angezündet

Ein unbekannter Täter zündete am 1. September gegen 22.30 Uhr einen Thuja-Baum vor einem Anwesen in der Schrotzburgstraße in Radolfzell an, teilte die Polizei damals mit. Die drei Meter hohe Pflanze sei dadurch zwar in Brand geraten. Das schnelle Einschreiten eines Nachbarn, der die Thuja mit einem Gartenschlauch gelöscht hatte, habe ein Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus jedoch verhindern können. Die Ermittlungen gegen den Unbekannten landeten bei der Staatsanwaltschaft Konstanz. „Wir mussten sie aber leider ergebnislos einstellen“, teilt Mathy mit.

8. Messerangriff in der Friedrich-Weber-Straße

Mitte Dezember 2023 war ein 36-Jähriger in der Friedrich-Werber-Straße in Radolfzell bei einem Streit mit einem Messer angegriffen und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Zwei Wochen später gab die Polizei an, einen Tatverdächtigen ermittelt zu haben. Die Ermittlungen hatten demnach zu einem 42-jährigen Tatverdächtigen aus dem persönlichen Umfeld des verletzten 36-Jährigen geführt. Laut Polizei trafen sich der Tatverdächtige und das spätere Opfer in der Nähe des Radolfzeller Bahnhofs. Nach einer kurzen Auseinandersetzung habe der 42-Jährige den 36-Jährigen unvermittelt mit einem Messer angegriffen.

Laut Andreas Mathy dauern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Fall allerdings noch an. „Vor April ist hier mit keinen weiteren Erkenntnissen oder einer Anklage zu rechnen“, schätzt der Staatsanwalt die Situation ein.

9. Dieb bricht mehrere Autos auf der Höri auf

In Bankholzen, Gundholzen und Iznang kam es im August 2023 zu mehreren Diebstählen aus unverschlossenen Autos. So hatte damals ein Unbekannter laut Polizei in der Nacht von Dienstag, 25. Juli, auf Mittwoch, 26. Juli, aus vier Autos Bargeld und Wertsachen entwendet. In Iznang und Gundholzen habe vermutlich derselbe Täter am folgenden Sonntagmorgen zweimal zugeschlagen. Die Ermittlungen dazu laufen Polizei noch immer, Neuigkeiten gibt es keine.

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Den mutmaßlichen Täter beschreibt die Polizei so: männlich, etwa 180 Zentimeter groß, schlanke Statur, ein hageres Gesicht mit „Hakennase“, Dreitagebart und abstehenden Ohren sowie Haarkranz mit längeren Haaren an der Seite und Glatze am Oberkopf. Er habe einen dunkelgrauen Jogginganzug und schwarze Schuhe mit weißer Sohle sowie einen auffällig breiten goldfarbenen Armreif getragen. Zeugen können sich unter Telefon 07735 97100 melden.

10. Mehrere Fälle von Exhibitionismus in kurzer Zeit

Zudem sorgte im vergangenen Jahr vor allem eine Straftat für Aufsehen in und um Radolfzell: Denn zwischen April und September 2023 zogen etliche Male Männer in der Öffentlichkeit blank, es war eine regelrechte Serie von Exhibitionismus. Die Tatorte: Stahringen, die Radolfzeller Kernstadt, Öhningen, Hemmenhofen und Gaienhofen.

Die Polizei suchte in allen Fällen nach Zeugen und gab die Fälle schließlich gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft weiter. „Inzwischen sind alle Verfahren eingestellt“, teilt Andreas Mathy mit. Nur in einem habe zwischenzeitlich ein Verdacht gegen den Halter eines am Tatort abgestellten Autos bestanden. „Der hat sich aber nicht erhärtet“, so Mathy.