Und nun? Die Stadträte im Stiftungsausschuss haben beharrlich und schnell versucht, alle Fragezeichen zum Neubau des Pflegeheims aus der Welt zu schaffen, indem sie Gemeinderat und Stiftungsrat empfehlen, das Projekt auf der Mettnau trotz eines Kostenvolumens rund um die 20 Millionen Euro durchzuziehen.
Im schlimmsten Fall kostet es 23,7 Millionen
Die Fragezeichen haben die vorgelegten Kostenberechnungen der Architekten und des Gutachters aufgeworfen. Diese übersteigen die Kostenschätzung von 13,8 Millionen für das Projekt der Heilig-Geist-Stiftung bei den Architekten um 5,4 Millionen Euro und landet bei 19,2 Millionen Euro. Der unabhängige Gutachter Professor Christian Stoy kommt sogar auf ein Delta von 9,9 Millionen Euro zur Schätzung und legt einen Maximalkostenrahmen von 23,7 Millionen Euro fest. Das, so versuchte Sozial-Bürgermeisterin Monika Laule die Stiftungsräte zu beruhigen, sei die Betrachtung für den schlimmsten Fall: „Aus unserer Sicht ist der Baukostenansatz mit 19,2 Millionen realistisch.“
Die Eigenkapitalquote und das Regierungspräsidium
Als eine Begründung für den eklatanten Unterschied zwischen Kostenschätzung und Kostenberechung führte die Bürgermeisterin die Entwicklung des Konstenrichtwerts für einen Pflegeplatz an. Der habe sich alleine von Stand Mai 2017 von 127 100 Euro auf 153 000 Euro im Mai 2018 entwickelt. Das ist eine Steigerung von gut 20 Prozent. Doch die Kostenberechnung für das Pflegeheim auf der Mettnau liegt im besten Fall schon 40 Prozent über der Kostenschätzung Stand Mai 2017. Für weitere Kosten machen die Architekten die Hanglage und die aufwändiger zu gestaltende Freianlage auf diesem Grundstück verantwortlich. Eine weitere Konsequenz dieser Berechnung: Wenn das Regierungspräsidium als Fachaufsichtsbehörde weiter auf einer Eigenkapitalquote von über 60 Prozent besteht, „müssen wir statt aktuell 8,5 Millionen Euro zwölf Millionen Euro Eigenkaptial bringen“, so Laule.
Nach einem Geplänkel über Ausstattung und Einrichtung des Pflegeheims wirkte die Präsentation dieser Zahlen als ordentlicher Dämpfer. Richard Atkinson zeigte sich entmutigt: „Das kann sich das Spital gar nicht leisten.“ Der FDP-Stadtrat forderte für die Kosten eine Obergrenze von 17,5 Millionen Euro. Das Spital sei ein Wirtschaftsbetrieb und kein Wunschkonzert: „Wir müssen das bezahlen können, sonst müssen wir es zumachen.“
Stadträte sind schockiert
Mit dieser Forderung blieb Atkinson allein. Monika Laule wies ihn darauf hin, dass man das Projekt zu diesem Preis dann nur mit einem verringerten Angebot verwirklichen könnte: „Dann müssen wir auf die Tagespflege oder die Tagesoase verzichten.“ Auch Martina Gleich (CDU) sprang der Bürgermeisterin bei: „Wir brauchen das Pflegeheim und zwar dringend.“ Gisela Kögel-Hensen (FGL) ergänzte: „Der Bedarf ist riesengroß.“ Und doch war der Schock über die Zahlen groß: „Damit haben wir nicht gerechnet.“ Helmut Villinger (CDU) befand sich an einem „denkwürdigen Moment“, er hob die Hände: „Wir haben keine andere Wahl. Wenn wir es jetzt absagen, dann hätten wir kein Pflegeheim mehr.“ Er forderte mit anderen nun „eine klare Finanzierung“
Das macht es teurer
Die Stadtverwaltung führt diese Gründe für die Kostenentwicklung an: Das Café sei in den Kostenrichtwerten nicht berücksichtigt gewesen; mehr Fläche in der neuen Planung; die Außenanlage verteuert sich um 500 000 Euro; eine Million Mehrkosten für technische Anlagen; mit den Baukosten steigen Honorare; Teuerungsrisiken waren in der Schätzung nicht enthalten.